„Das Haus ist auf Aufwärtskurs“

Der Bus der Collection Tours. Foto: Kunstmuseum
  • Der Bus der Collection Tours. Foto: Kunstmuseum
  • hochgeladen von Sara Drees

Das Kunstmuseum Mülheim in der Alten Post, Synagogenplatz 1, erlangte in den vergangenen Monaten unverhoffte Aufmerksamkeit dank des durchaus benötigten, viel diskutierten aber allseits wenig geliebten Haushaltssicherungskonzepts. Eine Frage spaltete die Stadt: Ist das Haus seine Förderung denn wert?
Vor allem die Zahlen bestätigten die Kritiker darin, das Museum einfach aufzugeben: Nur 11.837 Besucher 2009 (aufgrund von Umbauarbeiten war das Museum nur acht Monate geöffnet), davor, in 2008, waren es 15.530. Rechtfertige ein so kleiner Interessentenkreis den Erhalt des Museums, oder müsse man nicht gerade hier „Ruhrgebietsstadt“ sein, auf die vielen Glanzstücke etwa in Essen blicken? Und gerade inmitten dieser Diskussion verkündet das Kunstmuseum einen Aufschwung: 14.122 Gäste allein in den Monaten Februar bis August - und bis Jahresende peilt man die 20.000 an. S. 9
Dass die Kürzungen der Förderung des Kunstmuseums Mülheim in der Alten Post nicht ganz so drastisch ausfallen wie anfangs befürchtet, scheint wohl sicher. Dennoch: Der derzeit knapp bemessene Etat von 80.000 Euro schrumpft - und das angesichts eines aktuellen „Aufwärtskurses“.
Vor allem zwei wichtige Faktoren seien verantwortlich für ein durchaus positives Halbjahresresümee: Die neue Konzeption des Hauses, sprich die Veränderungen seit dem Zustoßen der neuen Museumsleiterin Dr. Beate Reese vor rund einem Jahr, sowie - natürlich - das Kulturhauptstadtjahr mit seinen Projekten, vor allem der Collection-Tours der RuhrKunstMuseen, einem Musterbeispiel interkommunaler Kooperation, wie sie im Kulturbereich ohnehin seit langer Zeit selbstverständlich sei, wundert sich das Museumsteam über an sie herangetragene Forderungen.
Allein diese Collection Tours (siehe Bericht unten) brachten zwischen März und Juli 37 Gruppen, insgesamt 767 Personen, in das Mülheimer Museum. Aber auch die sonstigen Führungen stiegen gewaltig in ihrer Zahl an: Im ersten Halbjahr besuchten 116 Gruppen, davon 51 Erwachsenen-Gruppen sowie 66 Kinder- und Jugendgruppen, also vor allem Schüler, das Haus. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2009 zählte man nur 60 Gruppen. Trotz der zu beachtenden viermonatigen Umbauphase noch ein enormer Anstieg, zumal die Türen auch im Januar dieses Jahres bereits drei Wochen geschlossen bleiben mussten.
Neben den laufenden Ausstellungen (siehe auch Ausstellungskalender) laufen vor allem auch die kleineren Projekte gut: „Kunst & Kaffee“ lädt an jedem ersten Monatsmittwoch ab 15 Uhr für drei Euro zu Führung und Kunst-Plausch ein - hier trifft sich regelmäßig ein gemischter Kreis durch alle Altersschichten. Ein generationenübergreifendes Erlebnis schafft der „Oma-&-Opa-Tag“ für 5 Euro Eintritt (nur Großeltern, Kinder kostenlos). Für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder einer geistigen Behinderung (ab 16 Jahre) eignet sich der sinnreiche Museums-Kunst-Kurs „Kunst sehen und erleben“. Zwischen Ende August und Mitte Dezember laufen zwei Kurse mit jeweils vier Terminen, welche dem Programmheft - übrigens ganz neu erschienen und ein weiterer ansehnlicher Werbeartikel neben dem Hausprospekt - zu entnehmen sind. An ein jüngeres Publikum wendet sich das ebenfalls neue Format „Art Lounge“: Am letzten Donnerstag im Monat wird das Foyer des Kunstmuseums zwischen 19 und 23 Uhr zum Treffpunkt für moderne Kunst- und Kulturinteressenten. Jeweils unter einem speziellen Motto stehend bietet sich hier eine Plattform für Dialog, Vorträge, Lesungen, Filmvorführungen, Aktionen, Performances und Musik. Daneben schauen die „Young Art Experts“, also Schüler, hinter die Kulissen des Museums, unter Tel. 4554172 sowie 4554171 können die üblichen Gruppenführungen (ab drei Personen) vereinbart werden, es gibt die Malschule, eine Fotoschule für junge Menschen, und natürlich ist das Museum auch wieder Spielstätte bei der „Langen Museumsnacht“, auch bei „Die City spielt“ und es präsentiert sich im Rahmen der Mülheimer „Local Hero Woche“: „MMMM“ - also „Mülheimer Museums Meilen Marsch“ - nennt sich das Projekt und ermöglicht zwischen dem 12. und 18. September eine künstlerische Wanderung zwischen jeweils zwei Museen. Gruppenanmeldungen hierfür nimmt Dr. Gerhard Ribbrock unter Tel. 4554172 entgegen (mindestens 8, maximal 25 Personen beziehungsweise eine Klassenstärke).
„Wir sind eben kein touristischer Ort, wo Menschen einfach vorbeischlendern, wir müssen die Menschen an uns binden“, weiß die Museumsleiterin. Es ginge darum, ein Stammpublikum aufzubauen. Zwar habe man keine 200.000 bis sogar 1 Million Euro - die notwendig wären, um größere Ausstellungen herzuholen - aber der Förderverein habe über 30 Jahre einen Bestand, eine Basis geschaffen, diese Sammlung helfe über Krisenzeiten hinweg, zudem gäbe es ja noch Kontakte und Kooperationen zu Museen in Leipzig und andernorts. So versucht das Team stets, alle im Rahmen des kleinen Budgets vorhandenen Möglichkeiten auszuschöpfen und zu erweitern. Etwa ist auch eine Zusammenarbeit mit „Rick‘s Café“ im Medienhaus geplant, eine Art Gutscheinsystem, indem man etwa seinen Kaffee ermäßigt trinken kann, wenn man eine Museumskarte vorweist - so soll der Besuch noch attraktiver oder einfach schön umrahmt werden.
„Mülheim ist eine kunstreiche und kunstsinnige Stadt“, so Reese, die trotz aller Umstände eine Zukunft für das Museum sieht. Mit der Zwischenbilanz konnte man jedenfalls den Erfolg des Hauses darstellen. Und Erfolgsmodelle, die ließe man sich eben auch weiterentwickeln.

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

10 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.