Peter Ansorge und Bruno Szordikowski schicken „Mülheimer Noten“ in die ganze Welt
„Dann nahm er seine Gitarre“

Mit Liedern rund um die Weihnacht begann der Erfolgsweg der "Gitarren-Lehrmeister" Peter Ansorge (l.) und Bruno Szordikowski. Stolz präsentierten sie vor vielen Jahr das Notenbuch.
Foto: privat
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Der eine wohnt in Oberhausen, der andere in Duisburg. In Mülheim aber hatten und haben sie ihre berufliche Heimat. Gemeinsam haben sie von dort aus unzähligen Menschen auf der Welt zu melodiösen Saitensprüngen verholfen. 
Die Rede ist von Peter Ansorge und Bruno Szordikowski. Während Szordikowski, zuletzt als Fachbereichsleiter Zupfinstrumente an der Musikschule Mülheim tätig, seit einigen Jahren den wohlverdienten (Un-)Ruhestand genießt, ist Ansorge dort als stellvertretender Leiter noch voll „im kreativen Saft des Berufslebens“, wie er es im Gespräch mit der Mülheimer Woche lachend formuliert. Sie haben nicht nur vor Ort vielen Mülheimern das Gitarrenspiel beigebracht, sondern auch gemeinsam dafür gesorgt, dass für viele Menschen auf der ganzen Welt der Griff zur Klampfe besondere Anzeize bietet. Anfänger haben dabei genauso viel Spaß wie Fortgeschrittene.

Längst haben die beiden Urgesteine der Mülheimer Musikschule bei Gitarrenfreaks Kultcharakter, denn jetzt ist ihr 30. Gitarrenlehrbuch „Romantische Miniaturen“ erschienen. Begonnen hatte es für das „Lehrmeister-Duo“ mit einem Notenbuch für Kinder unter dem Titel „Quitsch Quatsch“ und einem Liederbuch vom Advent über Weihnachten bis zum „Dreikönigstag“. Und dann ging es kontinuierlich weiter, Schlag auf Schlag, oder besser gesagt, Note auf Note. Viele Titel haben die beiden Berufs- und Herzen-Mülheimer neu arrangiert und „Gitarrengerecht“ bearbeitet.

Bach als große
Inspirationsquelle

Erst im Herbst letzten Jahres erschien, wie fast alle ihre „Notenwerke“, das Gitarrenlehrbuch „Rock-Hits“ im seit 250 Jahren bestehenden Mainzer Musikverlag Schott Music und hat für Furore gesorgt. Nach den Pop-Hits und den Folk-Hits hatten sich Szordikowski und Ansorge darin den Hits der vielschichtigen Rockmusik seit den 1960er-Jahren gewidmet. „Neben bekannten Rock- und Blues-Klassikern haben wir auch einige Titel des Ba-Rock bearbeitet“, sagt Ansorge. Ba-Rock? Auf die fragenden Blicke des Berichterstatters erläutert er: „Diese Musik aus der Zeit des Johann Sebastian Bach war für manchen Rockmusiker eine wichtige Inspirationsquelle.“

So sind etwa in Procul Harums Superhit „A whiter shade of pale“ Anklänge an Bachs „Air“ aus der 3. Orchestersuite unüberhörbar. Ebenso inspirierend für viele große Hits, wie etwa „Go West“ von den Pet Shop Boys oder Ralph McTells „Streets of London“ war die Harmoniefolge aus dem Canon von Johann Pachelbel. Sowohl die Rock-Hits als auch die gerade auf den Markt gekommenen „Romantischen Miniaturen“ sollten auf der diesjährigen Frankfurter Musikmesse vorgestellt werden, die aber aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt wurde.

Dennoch hat der Verlag dafür gesorgt, dass sie bei den Gitarren-Freaks auf große Resonanz gestoßen sind und sich enormer Nachfrage erfreuen. In der aktuellen Neuerscheinung findet der fortgeschrittene Gitarrist neben vielen Originalkompositionen auch neue Arrangements von berühmten zeitgenössischen Gitarrenmeistern der Romantik wie etwa Franz Schubert, Felix Mendelsohn-Bartholdy oder Johann Strauß. Auch Stücke des Teufelsgeigers Niccolò Paganini (1782 – 1840) wurden darin aufgenommen.

Ein dankbarer
Blick zurück

Während Bruno Szordikowski bereits das 75. Lebensjahr überschritten hat, hat der 63-jährige Peter Ansorge noch eine gewisse, wenn auch absehbare Berufszeit an der Mülheimer Musikschule vor der Brust. Auch privat hatte er hier sein Glück gefunden, denn seine Frau Ruth, heute eine weit über die Grenzen der Region hinaus bekannte und geschätzte Cellistin, durfte er dort kennen- und lieben lernen. „Die Musikschule Mülheim war und ist der Eckpfeiler in meinem Leben“, betont er. Seit 1982 ist er dort tätig, zunächst neben-, dann hauptamtlich und seit 2000 als deren stellvertretender Leiter.

Ansorge blickt gerne und dankbar zurück: „Franz Fischer war in der Musikschule mein erster Lehrer, Orlando Zucca war bis 1985 da der Chef und zugleich Leiter des Mülheimer Kammerorchesters. Ich war übrigens der letzte hauptamtliche Lehrer, der von Orlanda Zucca persönlich eingestellt wurde.“ Lange Jahre war die Musikschule im Gebäude Auf dem Dudel 33 am Wasserbahnhof angesiedelt, ehe sie 2013 in das, wie er sagt, „sehr schöne Gebäude der ehemaligen Augenheilanstalt in der Von-Graefe-Straße 37 gezogen ist und dort jetzt mit dem Stadtarchiv eine kulturelle Einheit in Mülheim und für Mülheim bildet.“

Und in Mülheim hat er noch etwas Bemerkenswertes auf den Weg gebracht. Seit vielen Jahren im Berufsverband „European Guitar Teacher Association“ engagiert, kurz EFTA genannt, hat er hier die Deutsche Sektion der Organisation ins Leben gerufen: „Ich erinnere mich genau daran. Das war 10. Juni 1994 im damaligen Jägerzimmer des Hotels Handelshof, und da sind Kollegen aus ganz Deutschland angereist.“ Noch heute sind viele von ihnen mit an Bord.

Peter Ansorge hat für die EGTA, dessen fünfköpfigem Bundesvorstand er angehört, 2010 gemeinsam mit Dr. Helmut Richter das über 300 Seiten starke Buch „Die Gitarre im 20. Jahrhundert – Beiträge zu ihrer Entwicklung im deutschsprachigen Raum“ herausgegeben. Soeben hat er für die Organisation ein „Komponistenposter für Gitarre und Laute“ fertiggestellt. Für das Mülheim Jahrbuch 2004 hat er übrigens einen Beitrag zum damals 50-jährigen Jubiläum der Musikschule Mülheim verfasst.

Nicht nur zu lesen,
auch gut zu hören

Aber Peter Ansorge ist nicht nur zu lesen, er ist auch zu hören. Er hat einige CD's veröffentlicht. Aktuell gibt es von ihm und Alban Pengili als “Duo Chorda Giocosa” die CD „Passione e Desiderio – Romanzen und Bravourstücke für Violine und Gitarre”. Eingespielt wurde sie teilweise auf einer über 100 Jahre alten Gitarre des berühmten Gitarrenbauers Richard Jacob Weißgerber. Ansorge: „Wir werden die CD, so Corona will, im März kommenden Jahres im Bürgersaal des Klosters Saarn öffentlich vorstellen.“

Und wöchentlich trifft er sich noch regelmäßig mit Bruno Szordikowsk. Dann wird das bekannte Lied „Da nahm er seine Gitarre“ mit Leben gefüllt. Zurzeit arbeiten sie an einem neuen Gitarrenlehrbuch mit dem Titel „Movie-Hits“. Da wollen sie gemeinsam aus zahlreichen Filmklassikern neue Arrangements für die Gitarre auf den Weg bringen. Titel aus dem Dschungelbuch, aus „Ziemlich beste Freunde“ oder „The Pink Panter“ haben sie bereits auf dem Schirm.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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