Sprache in der Krise
Coronainfizierte Wortschwemme
In der Epidemiologie und medizinischen Statistik bezeichnet Inzidenz die Häufigkeit von Ereignissen – insbesondere von neu auftretenden Krankheitsfällen – innerhalb einer Zeitspanne. (Wikipedia)
Mich macht das Wort wahnsinnig. Inzidenz! Jeden Tag. Nicht nur wegen des betrüblichen Inhaltes, der sich hier in Zahlen der Infizierten und Toten ausdrückt. Irgendwie kommt mir alles auf -enz nicht ganz geheuer vor. Genau wie „Präsenz-Unterricht“ für das eigentlich Stinknormale, aber auch all die anderen schrecklichen Wortschöpfungen und krankheitsbedingten Umdeutungen, die uns seit einiger Zeit um die Ohren gehauen werden, so als wüssten da einige Bescheid, wie es mit der Krise weitergeht. Aber letztlich wird hier nur der verzweifelte Versuch unternommen, die Krise wenigstens sprachlich in den Griff zu bekommen.
Thomas Oberender hat in der SZ Hunderte dieser Wörter aufgelistet, und ihre Zahl wächst ständig, ja es gibt diese heimliche Inzidenz der coronainfizierten Wörter. Der Virus bemächtigt sich also nicht nur des menschlichen Körpers, nein, auch dessen Sprache.
Hier nur mal ein kleiner Ausschnitt:
„Hochrisikolandkreise, Ungenauigkeitsintervalle, Multikausalität, Verbreitungspotenzial, Infektionsraten, Bewegungsprofile, Crowdmanagement, Kontaktsenkung, Entschleunigung, Corona-Schwerpunkt-Praxen, Video-Gipfel, Risikokommunikation, Datenaustauschverfahren, Allgemeinverfügung, Schlüsselbranche, Veralltäglichungsprozesse, Zoom-Fatigue, Länderfürsten, Bund-Länder-Treffen, Alleingänge, Lex Bundesliga, Geisterspiele, Wiesn-Absage, Präventionsparadox, Verschwörungsmythen, Corona-Demos, QAnon, digitale Sekten, Corona-Diktatur, Covidioten, Corona-Leugner, Querdenker, Aluhutträger, Impfjoch, Verschwörungserzähler, Deepstate, Juristokratie, Hotspot, Katastrophenfall, Sofortbußgeld, Virenschleuder, Impfgegner, Pop-up-Fahrradwege, Lastenfahrrad-Zuschuss, Antispeziesismus, Mitgeschöpflichkeit, symbiotic seeing, Drogenengpass, Lenkungswirkung, Generation Lockdown, bothsidesism, Demokratur, backsliding, Planetarität, Ökozid, Neue Normalität, Optimismusförderung, Pandemiemüdigkeit, Langzeitfolgen, Teil-Lockdown, Lockdown light, Zielinzidenz, Schulbuskonzept, Novemberhilfen, Kontakttagebuch, Massentest, Präsenzparteitag, Glühweinpulk, gestaffelte Treffen, Pop-up-Weihnachtsmarkt.“
Ist das nicht schrecklich?
Autor:Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr |
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