China zwischen Gestern und Heute

Anja Bauer | Foto: PR-Foto Köhring/KP
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Von Sven Krause

Siemens. Steht sogar noch drauf. Auf der alten Telefonzentrale, die dem Besucher des Kunstmuseums Mülheim, Synagogenplatz 3, sofort ins Auge springt. Auch diese Installation „Operator“ von Song Dong gehört bereits zur Ausstellung „China 8, die bis zu 13. September präsentiert wird.

Während an der Vorderfront ein alter Arbeitsplatz einer Telefonistin oder eines „Operators“ dem Besucher einen Einblick in die Frühzeit der Telefonie ermöglicht, ist die Rückseite zu einer Wohnhöhle mit Chemietoilette und Klapptisch ausgebaut und macht die bedrückende Enge, aber auch die Einsamkeit vieler Landflüchtlinge in Chinas neuen Millionenstädten deutlich.

Ähnlich geht es weiter im zweiten Obergeschoss. Dort wartet unübersehbar der Money Tree auf den Besucher. Die Installation von Yuan Gong erinnert an die Erdbebenkatastrophe 2009 in Sichuan und an die landlos gewordenen Bauern, deren Spaten und Sicheln der Künstler aufkaufte und daraus dieses Monumen der Erinnerung, aber auch der Anklage an Chinas gewissenlose Wachstumspolitik schuf.

Ebenfalls als Mahnmal an einen der vielen schwellenden Konflikte ist der hängende Mann oder „Help - ChenTai Man‘s Death“ von Li Wei, der an die vielen kleinen Händler in Hongkongs Geschäftsviertel Central erinnert, die sich während der wochenlangen „Umbrella“-Proteste das Leben nahmen, weil sie kein Geld mehr verdienen konnten. Anja Bauer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums Mülheim, erzählt: „Nicht umsonst heißt unser Teil der China8-Austellung ‚Modelle der Irritation‘. Sie sollen zum Nachdenken über China und seine Entwicklung anregen und zeigen eindrucksvoll viele Momentaufnahmen." Höhepunkt der Ausstellung ist die 16 Meter lange Tunnelinstallation von Zhou Xiaohu. Sie begleitet ein ständiges Klingen von einem Dutzend Bildtelefonen im Inneren, durch die man das Gefühl vermittelt bekommt, mit den scheinbar Mächtigen und grausamen Herrschern in vielen Teilen der Welt Kontakt aufnehmen und dadurch Einfluss ausüben zu können. Aber eben nur scheinbar.

Die Ausstellung im Kunstmuseum ist Teil einer gemeinsamen Reihe in acht Städten. Neben Mülheim gibt auch Präsentationen zum Thema China im NRW-Forum Düsseldorf, im Lehmbruch Museum Duisburg, im MKM Duisburg, im Museum Folkwang Essen, im Kunstmuseum Gelsenkirchen, ist Osthaus Museum Hagen, im Glaskasten Marl und in der Kunsthalle Recklinghausen.

Zwischen allen Standorten gibt es an den Wochenenden einen Busshuttle. Mehr Infos über diesen und die Ausstellung an der Museumskasse gibt es unter Tel. 4554138.

Künstlergespräche und Vortrag

>>Am Sonntag, 31. Mai 2015, um 15 Uhr lädt das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl zu einem Künstlergespräch mit Zhang Peili ein. Zhang Peili gehört zu den wichtigsten Gegenwartskünstlern Chinas und gilt als Begründer der chinesischen Videokunst.
>>Am Mittwoch, 3. Juni, um 19 Uhr lädt das NRW-Forum Düsseldorf unterm Titel „Der Wirtschaftsriese und die Kunst“ zur Diskussionsrunde ein: Vom Botschafter der Schweiz zum Botschafter der Kunst – Uli Sigg.

Autor:

Lokalkompass Mülheim aus Mülheim an der Ruhr

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