Aussteigen oder der Weg in eine andere Realität

Ich war vor einigen Monaten(November 2010) in Portugal bei einer spirituell ökologisch orientierten Familie in den Bergen von der Algarve 11km hinter Monchique.
Eine kleine Farm inmitten der Berge abseits von Elektrosmog erzeugt von den so überaus wichtigen Dingen des zivilisierten Lebens unserer Welt.
Ein ehemaliger Bauernhof mit 9ha Land auf dem alles wächst was essbar ist, der von dem Deutschen Wolfgang aus Oldenburg und seiner portugisischen Lebensgefährtin Peregrina betrieben wird. Zu Gast sind oft Leute aus Deutschland und anderen Ländern, die einfach mal eine Auszeit oder das einfache Leben suchen. Ein alter VW-Bus 70er Jahre mit gesprungener Windschutzscheibe abgelaufenen TÜV 2006, der hierzulande von Polizei und TÜV sofort aus dem Verkehr gezogen würde, aber dort unten noch immer seine Dienste willig leistet. 6 Tage die Woche standen Erntearbeiten im Oliven und Maulbeerbaumhain an. Aus den geernteten Oliven wird Öl gemacht, aus den Maulbeeren, in Portugal Metronho genannt wird ein begehrter und teurer Schnaps gebrannt. Jeden Samstag ging es in dem alten VW-Bus mit zwei weiteren jungen Gästen, (Mädchen nach dem Abi) aus Heidelberg und Würzburg nach Lagos zum Markt, Einkaufen und zu dem Nachbarort Praia de Luz einem kleinen Badeort.
Erst als es dunkel ist kehren wir in die gemütliche Behausung in den Bergen zurück, zünden den Bullerman Kaminofen an, Essen noch eine Kleinigkeit zu abend und gehen den gemeinschaftlichen Studien der reichlich vorhandenen Bücher nach über bewusstes Leben, vegetarische oder vegane Kochrezepte oder schauen einen Film auf dem einzigen Luxus, den die beiden Gastgeber haben zwei Laptops. Eine Solaranlage versorgt unsere Dusche mit Heißwasser die aber große Duschrituale nicht zulässt, weil sonst der vierte oder fünfte kalt duschen muss. Solche Menschen wie Wolfgang sehen in unserer Zivilisation nicht gerade salonfähig aus, aber das ist unter den selbstgewählten Bedingungen auch nicht wichtig. Wolfgangs Aussehen hat etwas von einer Art Catweazle jener Kultfigur einer Fernsehserie in den 70/80ern. Andere Aussteiger die ähnlich in Portugal leben, sehen genauso abenteuerlich aus.
Anfang Dezember war meine Zeit dort leider beendet, weil ich wieder zu meinen Pflichten in die Heimat zurückgerufen wurde. Ich sage bewusst leider, weil diese Menschen sich keine Sorgen darüber machen müssen, was unsereins als tägliche Pflicht in einer Wegwerf- und Leistungsgesellschaft normal erscheint.
Sehr wahrscheinlich würde ein direkter Ausstieg aus dem wirtschaftlich orientierten Leben für mich auch nicht leicht sein und es könnten sicherlich einige Dinge fehlen oder vermisst werden. Aber ich glaube für mich, das mein Weg auf jedenfall in das südliche Europa führen wird, um dort unter gleichen Bedingungen als Selbstversorger zu leben. Allerdings nicht als Einsiedler sondern eher in einer Gemeinschaft die spirituell und ökologisch in Spanien oder Portugal zu finden sind.
Vorerst werde ich versuchen hierzulande mit neunmonatiger Arbeit etwas Geld zu erwirtschaften das für meine Bescheidenen Verhältnisse ausreicht, anschließend 3 Monate auszusteigen und danach immer weniger zu arbeiten um dann irgendwann ganz in einer Gemeinschaft meinen Platz zu finden.

Autor:

Andre de Homont aus Kleve

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