Die Hauskonzerte im „Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe“ bereichern die Mülheimer Musikszene
Am Anfang war eine Idee
„Wir müssen in diesen Zeiten halt andere Wege gehen und hoffen, dass wir irgendwann wieder zu unserem ursprünglichen Format zurückkehren können.“ Damit meint Dietmar Leibecke die schon fast „kultig-legendären“ Hauskonzerte im Wohnzimmer seines Hauses auf der Saarner Kuppe.
Leibecke hat etwas auf den Weg gebracht, was sich – ohne Übertreibung – schon auf vielen Kontinenten herumgesprochen hat und einen hervorragenden Ruf genießt. Musik im Blut und im Herzen hatte er schon immer. Da er also „im Weltall der guten Songs zuhause war und ist“, wie er es schmunzelnd formuliert, hat er kurz und bündig mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau Marion die „Konzertreihe im Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe“ ins Leben gerufen.
Es war im November 2007, als eine Idee in die Tat umgesetzt wurde und sich seitdem zu einer „Erfolgsgeschichte mit Nebenwirkungen“ entwickelt hat. Bereits ein Jahr zuvor wurde gewissermaßen der „Grundstein“ für ein Projekt mit nicht erwarteter Langzeitwirkung gelegt. Da hatte Dietmar Leibecke zu seinem 40. Geburtstag seinen Lieblingskünstler Steve Wynn in die Palette eingeladen.
In der heute nicht mehr existierenden Gastronomie im Mülheimer Kunstmuseum gab der renommierte Rockmusiker aus den USA dem Geburtstagkind und seinen Gästen ein kleines Privatkonzert. Lange hatte er den Künstler bearbeitet, damit er gegen Gage nach Mülheim kam. „Immerhin war er in den Achtzigern mein Idol“, schwärmt Leibecke. Der Musiker war von der familiären Atmosphäre in der Palette begeistert und erzählte etwas von von den vielen kleinen, aber feinen Hauskonzerten in seiner Heimat.
Musikrakete startete
in ihre Umlaufbahn
„Er ermunterte mich und meine Frau, selbst mal Künstler zu uns nach Hause einzuladen. Das sei ein neuer Trend in der Szene“, erinnert sich Leibecke. Mit Leeroy Stagger spielte dann ein Jahr später der erste Künstler in seinem Wohnzimmer an der Helene-Wiegel-Straße vor damals 30 Leuten. Damit startete die Musikrakete im Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe in ihre Umlaufbahn.
Dietmar und Marion Leibecke haben seitdem 90 Konzerte veranstaltet. Im letzten Jahr berichtete das renommierte Magazin „Folker“ von einer „der erfolgreichsten deutschen Hauskonzertreihen“. Die Gäste und Besucher, viele von ihnen reisen von weit an, sind stets begeistert.
„In den letzten fünf Jahren war jedes unserer Konzerte ausverkauft. In der Regel sind die knapp 60 Plätze innerhalb von zwei Stunden nach Versand der E-Mail-Einladungen vergeben. Der schnellste Ausverkauf war im Herbst 2018 eine Veranstaltung mit besagtem Steve Wynn“, berichtet der Saarner „Musik-Astronaut“, „da waren innerhalb von 35 Minuten alle Karten weg“. Übrigens, Nachbarschaftsbeschwerden wegen lauter Musik gab es noch nie. Das musikbegeisterte Ehepaar lacht laut: „Die meisten von ihnen sind doch eh mit dabei.“
Neue Möglichkeiten für
Outdoor-Veranstaltungen
Künftig werden einige von ihnen Entzugserscheinungen haben. In diesem Jahr gab es nur einen Live-Act. „Das Konzert am 6. März mit Don Gallardo aus Nashville/USA war ein absoluter Höhepunkt, aber es wird wohl vorerst die letzte Veranstaltung in unserem Wohnzimmer gewesen sein“, bedauern die Leibeckes.
Aufgrund der Corona-Pandemie sind geplante Veranstaltungen mit Dylan LeBlanc, Jesse Malin und Leeroy Stagger bereits ausgefallen. Das Konzert mit Dylan LeBlanc hätte erstmals in einer Kooperation mit Oliver Kraus im Café „pottschwarz“ in Saarn stattfinden sollen. Kraus, Inhaber des „pottschwarz“, denkt derzeit über eine Bewirtschaftung der Mini-Golf-Anlage bei Müller-Menden nach. „Das würde für uns ganz neue Möglichkeiten für Outdoor-Veranstaltungen eröffnen. Schauen wir mal, wie es da weitergeht“, blickt Dietmar Leibecke „hoffnungsvoll-optimistisch“ nach vorne.
In unserem Gespräch blicken Marion und Dietmar Leibecke sowohl zurück als auch in die Zukunft: „Aus unserer Hauskonzertreihe ist im Jahr 2016 das Static Roots Festival, das jährlich im Oberhausener Zentrum Altenberg stattfindet und das einzige Festival seiner Art in Deutschland ist, hervorgegangen. Gleich im ersten Jahr sind wir von dem irischen Musikmagazin Lonesome Highway zu einem der drei besten Americana-Festivals weltweit ausgezeichnet worden.“ Kürzlich hätte das Festival zum fünften Mal stattfinden sollen. Aber Corona macht allen einen Strich durch die Rechnung.
Trotz Corona gehen
die Ideen nicht aus
Statt des Festivals ist ein Projekt namens „stay safe sessions“ ins Leben gerufen worden, bei dem Musiker gebeten wurden und werden, ein Video einzuspielen. Leibecke: „Gegen Bezahlung, versteht sich. Bislang haben wir drei Videos veröffentlicht, aber bereits ein gutes Dutzend Beiträge erhalten und werden diese in den kommenden Wochen veröffentlichen. Diese Serie gibt uns weiterhin Gelegenheit, hervorragende Künstler aus dem Americana/Alternative Country Umfeld zu präsentieren und gleichzeitig die Musiker zu unterstützen.“ Trotz Corona scheinen Marion und Dietmar Leibecke die Ideen nicht auszugehen.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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