175 Jahre Sparkasse Mülheim

Der Geschäftsbericht der Sparkasse von 1941 liegt im Stadtarchiv. | Foto: Stadtarchiv Mülheim
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  • Der Geschäftsbericht der Sparkasse von 1941 liegt im Stadtarchiv.
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Zeitzeichen vom 19. Februar 1842: Gründung der Sparkasse

Zwar belegen historische Quellen, dass es in der damaligen Herrschaft Broich schon im 17. und 18. Jahrhundert Kreditgeschäfte gegeben hat, die Geschichte der Kreditinstitute im heutigen Sinne begann in Mülheim an der Ruhr jedoch erst im 19. Jahrhundert.

Von Dr. Kai Rawe, Stadtarchiv

Wie andernorts auch wurde hier mit der beginnenden Industriealisierung auch aus sozialpolitischen Überlegungen heraus die Errichtung einer Sparkasse beraten. Ein solches Institut sollte den so genannten „kleinen Leuten“, also Arbeitern, Handwerkern, Tagelöhnern usw. die Möglichkeit geben, den Anteil ihres Verdienstes, der nicht unmittelbar zum Überleben benötigt wurde, sicher und verzinst anzulegen. In Krisenzeiten, wie sie bei Krankheit, Tod oder Arbeitslosigkeit ständig drohten, sollten diese Ersparnisse die Menschen davor bewahren, sofort „die Mildtätigkeit ihrer Nebenmenschen anflehen zu müssen“, wie es in der ersten Satzung der Sparkasse Mülheim an der Ruhr hieß.

Doch nicht nur sozialpolitische Überlegungen lagen der Idee einer Sparkassengründung zu Grunde. Auch die aufstrebende Wirtschaft hatte ein großes Interesse daran, gerade in der kapitalintensiven Montan- und Schwerindustrie des Ruhrgebiets den stetigen Kapitalbedarf über moderne, zeitgemäße Kreditinstitute decken zu können.

Diese Überlegungen führten schließlich am 19. Februar 1842 zur Gründung der Sparkasse Mülheim an der Ruhr als erstem Kreditinstitut der Stadt. Und gleich die ersten Eintragungen in das erhaltene erste Hauptbuch der Sparkasse verdeutlichen, wie richtig die Überlegungen zur Gründung des Instituts gewesen waren.

Am 27. Februar 1842 zahlte der Fabrikarbeiter Wilhelm Horstkamp auf das „Bescheinigungsbüchelchen Nr. 1“ – dem Vorläufer des Sparbuches – rund 66 Taler ein. Nun ist dieser Eintrag allerdings etwas irreführend. Immerhin verdiente damals ein durchschnittlicher Fabrikarbeiter ungefähr 50 Taler – im Jahr! Das nun ein einfacher Arbeiter mehr als ein Jahreseinkommen auf ein Sparkonto einzahlen konnte, ist nicht anzunehmen. Die Bandbreite der Beschäftigungsverhältnisse, die Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Begriff des „Arbeiters“ bezeichnet wurden, ist offenbar größer als unsere heutige Vorstellung davon. Die Sparkasse hat somit, ungeachtet ihrer zweifellos sozialpolitischen Gründungsidee, von Anfang an offenbar durchaus auch wohlhabende Kunden gehabt und war nicht so eindeutig die „Bank der kleinen Leute“, wie es zunächst scheint.

Im Laufe ihrer langen Geschichte erlebte die Sparkasse immer wieder wirtschaftliche Höhen und Tiefen. Ihre Geschichte ist dabei stets mit der Geschichte unserer Stadt und ihrer Menschen verbunden geblieben.

Einen Überblick über alle Zeitzeichen mit weiterführenden Links findet man auch im Internet auf der Seite des Stadtarchivs: www.stadtarchiv-muelheim.de Der Geschäftsbericht der Sparkasse von 1941 lagert im Stadtarchiv. Foto: Stadtarchiv

Der Geschäftsbericht der Sparkasse von 1941 liegt im Stadtarchiv. | Foto: Stadtarchiv Mülheim
Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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