10 Jahre Mediatoren-Ausbildung an der Volkshochschule Mülheim
Neue Ideen sind nicht immer gerne gesehen. Diese Erfahrung musste bereits vor gut zehn Jahren Peter-Michael Schüttler, Sachbereichsleiter der Heinrich-Thöne-VHS Mülheim, bei seinem ersten Vorstoß machen, die Ausbildung zum Mediator ins Programm der Volkshochschule aufzunehmen. Diverse Lokalpolitiker der beiden großen Parteien waren strikt gegen dieses zukunftsorientierte Ausbildungsprogramm.
Heute, zehn Jahre und genauso viele gelungene Ausbildungsdurchgänge später, kann sich Schüttler mit einem Schmunzeln im Gesicht an die ersten Gespräche und Diskussionen über seine bahnbrechende Idee erinnern. „Es war eine ungewöhnliche Idee. Viele Lokalpolitiker, die sich heute mit diesem Ausbildungszweig brüsten, hatten damals wegen der Kosten von rund 1800 Euro pro Schüler große Bedenken. Aber wir müssen und sollen Fortbildungen für jede Gesellschaftsschicht anbieten. Mit diesem Argument habe ich die Zustimmung bekommen.“ So war es am 6. Februar 2005 unter der damaligen Regie von Barbara Maria Ostermann soweit - der erste Kurs zur Mediatoren Ausbildung ging mit damals sieben Teilnehmern erfolgreich über die Bühne. Gemeinsam hatten die völlig unterschiedlichen Teilnehmer, dass sie sich selbst und ihre Persönlichkeit weiterentwickeln wollten. Die Ausbildung sollte den Studenten dabei helfen, Konflikte besser zu verstehen, eine verantwortungsvolle Rolle etwa bei der Lösung von Konflikten im Unternehmen zu übernehmen.
„Heute will sich keiner der Lokalpolitiker mehr an seine damals geäußerten Vorbehalte erinnern.“ Peter-Michael Schüttler, Sachbereichtsleiter der VHS in Mülheim
Außerdem legte bereits die erste Leiterin Barbara Maria Ostermann viel wert darauf, dass die Teilnehmer auch bei Konflikten im Wirtschaftsleben schnelle und konstruktive Lösungen finden und umsetzen können. Damit diese vielen unterschiedlichen Punkte auch wirksam umgesetzt werden können, musste eine entsprechend fundierte Ausbildung in Konfliktlösung vermittelt werden.
Mindestens genauso wichtig war und ist, dass im gesellschaftlichen Umfeld ein Umdenken stattfand. Schrittweise wurden an Schulen, in Stadtverwaltungen und auch Gerichten der Mediation immer mehr Raum eingeräumt. Doch noch heute, gute zehn Jahre nach der ersten Ausbildung in Mülheim, bemängelte die Leiterin des Fachbereichs Monique Ridder die fehlende Anerkennung in vielen Bereichen. Sie erzählt: „In Italien etwa ist es vom Gesetzgeber verpflichtend vorgeschrieben, dass vor jeder Gerichtsverhandlung eine Mediation stattfinden muss. Damit werden die Gerichte entlastet, können sich mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und die Bürger bekommen die Möglichkeit, eine stressende Zeit vor Gericht vielleicht doch noch abzuwenden. Leider sind wir hier noch nicht so weit.“
"Leider sind wir beim Thema Mediation noch lange nicht soweit wie etwa die Italiener." Monique Ridder, Ausbilderin an der VHS Mülheim zum Thema Mediation
Trotz des 2012 in Kraft getretenen Mediationsgesetz und der Tatsache, dass es in Gemeinden und Firmen ausgebildete Mediatoren gibt, die intern zur Konfliktlösung und Konfliktvermeidung herangezogen werden, führt die Mediation in Deutschland eher ein Schattendasein. Damit die Mediatoren diesem zum Trotz aber professionell auftreten und über das entsprechende Wissen verfügen, müssen sie insgesamt 221 Zeitstunden investieren, in denen sie dann von Monique Ridder mit den entsprechenden kommunikativen, kognitiven und auch juristischen Fähigkeiten versorgt werden. Diese sollen dabei helfen, sich als Mediator in jede sich darbietende Konfliktsituation hineinzuversetzen und diese kommunikativ und objektiv lösen zu können. Damit man sich auch nach der Ausbildung weiter Mediator nennen darf, sind nach zwei Jahren vier erfolgreiche Mediationen und 20 Stunden Fortbildung nachzuweisen.
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Mediation ist ein vertrauliches und strukturiertes Verfahren, in welchem Parteien freiwillig und mit Hilfe eines allparteilichen Vermittlers konkrete und verbindliche Lösungen erarbeiten, die den Vorstellungen beider Seiten gerecht werden. Im Unterschied zu einem Vergleich ist die Mediation nicht kompromiss- sondern konsensorientiert. Im Gegensatz zur Schlichtung erbringt der Mediator keinen Lösungsvorschlag, sondern unterstützt die Parteien aufgrund ihrer jeweiligen eigenen Vorstellungen Lösungen zu erarbeiten, die die Forderungen beider Seiten sicherstellt. Mediation ist das passende Verfahren, wenn Konfliktparteien eine Lösung anstreben, die für beide Seiten passt und zusätzlich eine Tragfähigkeit für das zukünftige Auskommen miteinander mit sich bringt.
Autor:Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr |
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