Update: Blindgänger im Hafen, das wären die Auswirkungen für die Gewerbe
In Mülheims Schubladen schlummern viele Notfallpläne

Direkt vor der Zentrale der Bäckerei Hemmerle wird der Blindgänger vermutet. | Foto: PR-Fotografie Köhring/AK
3Bilder
  • Direkt vor der Zentrale der Bäckerei Hemmerle wird der Blindgänger vermutet.
  • Foto: PR-Fotografie Köhring/AK
  • hochgeladen von Andrea Rosenthal

Der Verdacht auf einen Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg im Mülheimer Hafengebiet verdichtet sich immer mehr. Wir berichteten. Auch wenn es noch nicht gesichert ist, gehen viele inzwischen von einer Evakuierung am Donnerstagnachmittag aus. Die Mülheimer Woche sprach mit einigen Gewerbetreibenden über die Auswirkungen.

Stadtpressesprecher Volker Wiebels erklärte: "Es ist vorerst nur ein Verdacht, doch sollte er sich bewahrheiten, handelt es sich bei der Größe um eine Zehn-Zentner-Bombe." Gewissheit gibt es jedoch erst am Donnerstagmorgen. Da die Gefahr nicht zu unterschätzen ist, wird der Verdachtspunkt bis dahin abgesperrt und bewacht.

Durch die zentrale Lage des möglichen Blindgängers wären von einer Sperrung und Evakuierung der Real-Markt, die Hagebau-Märkte, Vollmer-Security sowie die Zentrale der Bäckereikette Hemmerle und Siemens Power Generation und viele kleine und mittelständische Unternehmen betroffen. In der unmittelbaren Nähe sind nicht nur große Handelsbetriebe ansässig, sondern dort befinden sich auch produzierende Firmen, die einen gewissen Vorlauf benötigen, so Wiebels. Es handelt sich um rund 150 Gewerbetreibende.

Allein im Umkreis ab 500 Meter vom Fundort, in dem die Menschen in den Gebäuden bleiben können, sich aber luftschutzgemäß verhalten müssen, sind mehr als 4000 Mülheimer betroffen. Zentrale Verkehrsadern wie die Weseler Straße würden gesperrt.

„Die Wahrscheinlichkeit, dort eine Bombe vorzufinden, ist relativ hoch, bestätigen uns die Experten“, erläutert Volker Wiebels. „Obwohl wir erst am Donnerstagmorgen – am Tag einer möglichen Entschärfung – hundertprozentige Gewissheit haben werden, wollen wir jetzt bereits sensibilisieren." Denn ab zirka 18 Uhr ginge dann am 26. September im Hafengebiet nichts mehr: Vollsperrung!

So reagiert der Handel
Gerlinde Hohmeier, stellvertretende Filialleiterin bei Hagebau an der Weseler Straße, sieht es gelassen: "Wir machen dann einfach früher Feierabend. Die großen Scheiben und das Glasdach an unserer Filiale können wir sowieso nicht schützen. Aber in die Experten vom Entschärfungsteam habe ich vollstes Vertrauen." Auch der Real-Supermarkt würde schließen und seine Angestellten in den frühzeitigen Feierabend schicken.

Der Plan liegt in der Schublade
Weniger unkompliziert wäre der Ernstfall für die Vollmergruppe. Dort ist nicht nur die Leitstelle des Unternehmens in der Neckarstraße angesiedelt, sondern auch das Schließfachangebot des Sicherheitsdienstleisters. Die Angestellten müssten im Ernstfall evakuiert werden, da sich ihr Arbeitsplatz im inneren roten Bereich des Plans befindet.
Um die notwendigen Zertifizierungen als Sicherheitsdienstleister zu bekommen, muss die Vollmergruppe einen entsprechenden Notfallplan in der Schublade haben. Nun wird er erstmals umgesetzt werden müssen. "Wir haben eine Back-Up-Leitstelle in einem anderen Stadtteil, auf die die gesamte Technik umgeschaltet wird, so dass wir die Dienstleistungen für unsere Kunden sicherstellen können", erklärt Andreas Brink, in der Geschäftsführung zuständig für den Bereich Sicherheit. Auch der gesamte Fuhrpark des Unternehmens und die Schlüssel- und Zugangsdaten für die bewachten Kundenobjekte ziehen um. An der Neckarstraße verbleiben die Schließfächer und ihre Inhalte. "Alle Kameras und Sicherheitsvorrichtungen sind in der neuen Leitstelle aufgeschaltet, so dass wir sehen, falls jemand an die Schließfächer will. Außerdem ist der Bereich abgesperrt und polizeilich überwacht, das ist wahrscheinlich das sicherste Gebiet in der Stadt", beruhigt Andreas Brink jene, die ihre Wertsachen bei Vollmer aufbewahren. "Und der Schließfachbereich ist in einem abgewandten und besonders armierten Gebäudeteil. Bei den extrastarken Mauern sollte auch im Ernstfall nichts passieren."

Dann bleiben die Öfen kalt
Die größten Auswirkungen auf alle Mülheimer hätte der Bombenfund jedoch, wenn die Entschärfung die Produktion der Bäckerei Hemmerle lahm legt. Der Blindgänger liegt exakt vor dem Firmengelände an der Neckarstraße 20, von wo aus die 13 Bäckereifilialen in Mülheim täglich mit frischem Backwerk beliefert werden. "Der Entschärfungszeitraum ist extra mit uns abgestimmt", erklärt Bäckerei-Chef Peter Hemmerle. "Unsere Büroangestellten gehen um 18 Uhr und die Bäcker fangen um 23 Uhr mit der Produktion an." Die Entschärfung selber sollte nach Einschätzung der Experten nicht länger als 1,5 Stunden dauern. "Doch danach müssen auch die Gas- und die Stromversorgung, die aus Sicherheitsgründen gekappt werden, wieder hergestellt werden", erklärt Peter Hemmerle. "Ich bin optimistisch, dass das bis 23 Uhr gelingt. Jede Verzögerung würde man bis in die Filialen spüren."

Am Donnerstagmorgen wird die Stadt rechtzeitig über die Medien eine endgültige Entscheidung und die Folgen bekannt geben. Informieren kann man sich auf www.muelheim-ruhr.de und auf Facebook: Facebook Mülheim an der Ruhr.

Im Falle einer Bombenentschärfung wird auch der öffentliche Nahverkehr eingeschränkt. Mehr dazu lesen Sie hier.

Das sind die neuesten Informationen zur Evakuierung.

Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

40 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.