Leiter des Verkehrskommissariats geht in Rente
Günter Sünder verlässt die Dienststelle mit einem weinenden und einem lachenden Auge
Von RuhrText
Nach 43 Jahren und 92 Tagen ist Schluss. Polizeipräsidium an der Von-Bock-Straße, 30. Dezember: Günter Sünder, Leiter des Verkehrskommissariats, nimmt die Familienbilder von der Wand ab, verabschiedet sich von seinen Mitarbeitern und geht zur Tür hinaus. Der 62-Jährige, der seit 2014 in Neukirchen-Vluyn wohnt und in Mülheim arbeitet, freut sich auf den Ruhestand. Doch ein bisschen Wehmut schwingt auch dabei mit.
„Es soll mir niemand erzählen, dass er von dieser Situation unberührt bleibt. Mein Job hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die letzten Jahre in Mülheim waren ganz besonders angenehm, weil ich sehr engagierte Mitarbeiter vorgefunden habe. Nun freue ich mich aber auch genauso auf die kommende Zeit“, sagt Günter Sünder, der fortfährt: „Im vergangenen Sommer habe ich Urlaub gemacht und Überstunden abgebaut. In den sechs Wochen habe ich die Dienststelle nicht so sehr vermisst. Ich habe dann keine Langeweile, weil ich vier Enkel und einen großen Garten habe. Außerdem verreisen meine Frau und ich sehr gern. Es wird eine schöne Zeit, davon bin ich überzeugt.“
Beinahe zufällig ist Günter Sünder zur Polizei gekommen. Der gebürtige Essener wollte nach bestandenem Abitur eigentlich studieren, ließ sich dann aber auf eine Berufsberatung für Abiturienten ein. „Hier war nichts Passendes dabei. Beim Hinausgehen ist mir dann ein Flyer in die Hand gedrückt worden. Hier ging es um die Ausbildung bei der Polizei. Das hat mich interessiert“, so Sünder. Die Ausbildung absolvierte er in Bochum, praktische Erfahrung sammelte er zunächst dreieinhalb Jahre lang als Schutzpolizist in Altenessen. Von 1981 bis 1984 lief die Ausbildung zum Kriminalkommissar an einer Fachhochschule. Danach folgten spannende Jahre: sieben Jahre Kriminaldauerdienst, neun Jahre Fahndung.
Arbeit auf der Straße
„Jede Zeit hat etwas Besonderes gehabt. Bei der Schutzpolizei habe ich die Arbeit auf der Straße kennengelernt. Altenessen war ein Brennpunkt. Da hatten wir fast jeden Tag Schlägereien. Bei der Kripo mit Spät- und Nachtdienst und bei der Fahndung waren auch Schwerkriminelle dabei. Das waren aufregende Zeiten. In Huttrop sind ein Kollege und ich in zivil unterwegs gewesen. Hier spürten wir einen Autoknacker auf. Dieser schoss auf uns. Ich habe nie von meiner Schusswaffe Gebrauch machen müssen, aber in diesem Fall hätte ich es um ein Haar getan. Der Täter hat sich dann aber ergeben, so dass wir ihn festnehmen konnten“, so Sünder.
Von 2000 bis 2014 war Günter Sünder stellvertretender Dienstleiter im Essener Raubkommissariat — im Büro, aber auch mit Einsätzen außerhalb. In München-Unterföhring trat er zu Fahndungszwecken zweimal in der TV-Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ auf — „leider ohne Erfolg“. Generell blickt Günter Sünder aber auch auf diese Phase in seinem Leben gern zurück: „Es gab spannende Einsätze, auch mit dem SEK, viele Festnahmen und viele Erfolge, die wir feiern konnten.“
Seit 2014 leitete Sünder das Verkehrskommissariat Essen/Mülheim mit Sitz an der Von-Bock-Straße. „Das war ein völlig neuer Bereich für mich. Mein Vorgänger Detlef Walkenbach hat mir aber einen sehr harmonischen Übergang verschafft. Mit allen 30 Mitarbeitern habe ich mich sehr gut verstanden, es gab nie Ärger“, sagt der „frisch gebackene“ Rentner rückblickend. Günter Sünder erfreute sich großer Beliebtheit. Dies drückte sich auch bei seiner Verabschiedung am 12. Dezember des nun bereits vergangenen Jahres aus. An diesem dienstfreien Tag wurde er völlig überraschend von zu Hause in einem Polizei-Oldtimer, Opel, Baujahr 1955, samt Eskorte abgeholt. Es folgten ein Sektempfang in der Dienststelle sowie eine mehrstündige Feier mit Buffet und Musik in der Essener „Dampfe“.
Als er von Essen nach Mülheim ins Verkehrskommissariat wechselte, hieß es bei der Verabschiedung: „Da geht er, der Verkehrs-Sünder“. Nun ging er für immer. Hinein ins süße Rentnerleben!
Autor:Marcus Lemke aus Mülheim an der Ruhr |
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