Prof. Dr. Christoph Meyer las aus seiner Biografie
Unterwegs mit Greta Wehner: „Eine Frau tritt aus dem Schatten“
„Hinter jedem starken Mann, steht eine starke Frau!“ Dieser aussagekräftige Satz trifft auf Greta Wehner absolut zu. 37 Jahre lang war Greta an der Seite des SPD-Politikers Herbert Wehner: als Bürochefin, Fahrerin, Mitarbeiterin, Begleiterin, Ehefrau und Pflegerin. Am 31. Oktober dieses Jahres wäre sie 100 Jahre alt geworden. Prof. Dr. Christoph Meyer begleitete Greta mehr als 20 Jahre lang und schrieb die interessante, spannende und teils amüsante Biografie „Greta Wehner – eine Frau tritt aus dem Schatten“. Am Samstag fand eine Lesung dazu im AWO Café Wohnzimmer statt.
Meyer konnte auf Gretas kompletten Nachlass zurückgreifen. „Da ich Greta sehr gut persönlich kannte, diente mir nicht einfach nur Papier, um die Biografie zu schreiben, sondern auch viele Erinnerungen an diese beeindruckende Frau. Sie war ein sehr freundlicher und großzügiger Mensch. Geradlinig, offen, ehrlich, immer hilfsbereit.“
Greta wurde im Alter von 20 Jahren Säuglingsschwester
Zu Beginn der Lesung ging Meyer auf ihren Lebenslauf ein. Greta Burmester wurde am 31. Oktober 1924 als Tochter einer Gärtnerin und eines Schiffszimmermanns geboren. Ab 1933 befindet sich Greta mit den Eltern im Widerstand, 1934 wird ihr Vater Carl Burmester von den Nazis ermordet. 1937 flieht Mutter Lotte mit Greta und dem jüngeren Bruder Peter nach Schweden. Greta wird im Alter von 20 Jahren Säuglingsschwester, kehrt 1947 aber nach Hamburg zurück. Zuvor, 1944, lernen sich Herbert Wehner und Gretas Mutter Lotte kennen und lieben. Die beiden heiraten, wobei Greta seine ständige Begleiterin wird, da ihre Mutter schwer herzkrank ist. Greta wird Herberts Bürokraft, plant alle Termine, begleitet ihn dorthin und hält ihm den Rücken frei. Von 1953 bis 1964 „wuppte“ Greta das alles alleine. „Eine Bürokraft hatte Herbert Wehner nicht. Greta managte alles. Auch später als Pflegerin, als Herbert an Demenz erkrankte“, blickt der Historiker zurück. Auch in Moers lebte Greta eine Zeit lang. Sie arbeitete bei der AWO in Moers, absolvierte dort ein Praktikum und wurde staatlich anerkannte Jugendfürsorgerin.
Immer an Herbert Wehners Seite
1979 starb Mutter Lotte. 1983 heirateten Greta und Herbert, dessen Demenz immer weiter voranschritt. Nach seinem Tod 1990, trat Greta „aus seinem Schatten“, wie Meyer es im Buchtitel formuliert. Sie trat öffentlich auf, zog 1996 von Bonn nach Dresden. Im Sommer 2003 rief Greta die Herbert- und Greta Wehner-Stiftung ins Leben. Diese soll die politische Bildung fördern und das Andenken an Herbert Wehner in seiner Heimat nutzbar machen.
Wer war Greta nun? Das Zitat von Jürgen Schmude, Bundesminister für Bildung und Wissenschaft von 1978 bis 1981, bringt es abschließend auf den Punkt: „Wer hat nun Recht? Diejenigen, die sagen, Greta war eine politisch profilierte Persönlichkeit? Oder war sie Haushaltsgehilfin, die für die Butterbrote sorgte? Meine Antwort ist vielleicht überraschend, aber einfach. Sie war beides. Sie war die Politikerin, die politisch profilierte Frau, von der die Zeitungen schrieben, sie ist nach dem Tode Herbert Wehners aus seinem Schatten getreten.“ Beeindruckt und begeistert zeigten sich die Gäste der Lesung: „Es war sehr interessant. Vielen Dank“, resümiert eine Dame.
Greta Wehner – eine beeindruckende Persönlichkeit, die Christoph Meyer mit seiner Biografie besonders würdigte. Das 360-seitige Werk ist über die Website www.hgwst.de erhältlich.
Autor:AWO Kreisverband Wesel e.V. aus Wesel |
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