Bunter Tisch Moers bekommt eine neue Heimat
„Ort der Begegnung“ zieht um
Die Skulptur „Friedensbote“ ist bereits demontiert und liegt auf einem Lkw-Anhänger, das kleine Amphitheater wird Stein für Stein abgebaut. Überall werkeln im „Garten der Kulturen“ Bauarbeiter, die Bagger rollen an. Hier herrscht Aufbruchstimmung. Hintergrund: der Bunte Tisch Moers zieht um.
„Schon im April sollen die neuen Räumlichkeiten in der ehemaligen Grundschule an der Asberger Straße 195 eingeweiht werden“, freuen sich Hayat Ketfi, Geschäftsführerin des Bunten Tisches, und die pädagogische Projektleiterin Adell Sliwa. Mit diesem Domizilwechsel zieht auch ein Stück Moerser Geschichte um. Seit 1999 sind die Räumlichkeiten des Bunten Tisches an der Kornstraße 3 zu finden (zuvor seit der Gründung 1993 an mehreren Zwischenstationen).
„Voller Zuversicht möchten wir uns den weiteren Herausforderungen am neuen Standort widmen“, blickt Hayat Ketfi in die Zukunft. „Dort werden wir mehrere und größere Räume nutzen können und haben einfach viel mehr Platz für unsere Projekte.“ Rund 50 Mitglieder des Bunten Tisches aus 18 verschiedenen Ländern teilen sich das Haus mit dem Stadtsportverband, zeitnah soll es dann den Namen „Haus der Begegnung und des Sports“ erhalten. So bezieht der Bunte Tisch die komplette untere Etage des momentan noch leer stehenden Gebäudes.
Als Amar Azzoug damals den Bunten Tisch gründete, war ihm vor allem eines wichtig: das Miteinander der Kulturen, das Aufeinanderzugehen und das Abbauen von Hemmschwellen und Vorurteilen. Alle Teilnehmer konnten und können sich und ihre Ideen voll einbringen – frei nach dem Vereinsmotto „Wir reden nicht über Integration, wir praktizieren sie!“ „Und das ist auch heute noch so. In all den Jahren hat sich die Arbeit des Bunten Tisches, der 2018 sein 25-jähriges Bestehen feierte, noch intensiviert“, so Ketfi weiter.
So gehört zum Beispiel der beliebte Themenabend/ Bunte Abend zum Programm. Im Mittelpunkt steht dabei ein monatliches Treffen, bei dem sich ein Land, eine Kultur oder eine Region mit seinen kulturellen und politischen Gegebenheiten vorstellt. Kulinarische Spezialitäten runden das Treffen ab. „Die bunten Abende sind das Herzstück unserer Arbeit“, erklärt Adell Sliwa.
Zudem treffen sich regelmäßig eine Jugendgruppe, eine Kreativgruppe sowie Kinder und Jugendliche zur Hausaufgabenbetreuung in den Räumlichkeiten des Buntes Tisches. Zur Jugendgruppe zählen rund 12 junge Menschen im Alter von 16 bis 20 Jahren, Mädchen und Jungen aus verschiedensten Ländern. Hier werden alltägliche Dinge besprochen und Workshops organisiert.
In der Kreativgruppe treffen sich vor allem Frauen von unterschiedlicher Herkunft zum Nähen, Plaudern und Austauschen. Eng arbeiten die Mitglieder mit dem Friedensdorf International in Oberhausen zusammen. Wenn dort Kleidung für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten benötigt wird, sei es neue oder angepasste, geht die Kreativgruppe fleißig ans Werk.
Seit 2004 verleiht der Bunte Tisch Moers zudem den „Bunten Stift". Diese Auszeichnung wird an Menschen, Organisationen oder Einrichtungen in Moers verliehen, die sich aus Sicht des Vorstandes im Laufe des Jahres besonders für die Belange der Einrichtung verdient gemacht haben. „Wir verstehen unsere Arbeit als ein Zusammenspiel von verschiedenen Kulturen. Als Einheit in der Vielfalt“, so Hayat Ketfi.
So geht der Bunte Tisch gleich zwei neue Wege. In diesem Jahr findet nicht nur der Umzug nach Asberg statt, die Mitglieder wählten im Dezember zudem einen neuen Vorstand. Und der setzt sich nun wie folgt zusammen: 1. Vorsitzende ist Prof. Emra Ilgün-Birhimeoglu, 2. Vorsitzender Cihad Karabulut, Ilias Hadji wurde zum Kassenwart gewählt. Weitere Informationen gibt es unter www.bunter-tisch.de oder Tel. 02841/885 38 73.
Der "Erzählstuhl"
-In orientalischen Ländern ist es verbreitet, dass ein „Hakawati“, zu deutsch Geschichtenerzähler, auf seinem "Erzählstuhl" Weisheiten und Anekdoten verbreitet, aus denen Lehren gezogen werden können.
-Der „Erzählstuhl“ soll im Sommer für Veranstaltungen genutzt werden. Autoren und Künstler können Vorträge halten und Geschichten erzählen.
-Angefertigt wurde dieser, wie auch der komplette „Garten der Kulturen“ vom jordanischen Künstler Nazih Oweis zusammen mit verschiedenen Schulklassen.
Autor:Nadine Scholtheis aus Moers |
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