Marienkäfer unter raschelndem Herbstlaub
Riesige Margeriten und Sonnenblumen wachsen durch Hand- und Armbewegungen auf dem Tisch im Gemeinschaftsraum, Farbkugeln zerplatzen bei Berührung zu einem bunten Bild und beim Kehren von raschelndem Herbstlaub tauchen plötzlich kleine Marienkäfer auf. In diese und weitere digitale Spielwelten entführt die neue Tovertafel seit Mai die 16 Frauen und Männer mit geistiger und mehrfacher Behinderung, die im LVR-Wohnverbund Dorfstraße leben.
Die Tovertafel, eine niederländische Erfindung, ist ein Lichtprojektor, der – ähnlich einem Beamer – an der Decke hängend fantasiereiche Traumwelten in Bild und Ton auf einen Tisch oder den Fußboden überträgt. Alleine oder gemeinschaftlich werden die Spiele mit Händen, Armen oder auch Füßen gespielt. Ellen ter Bekke, Teamleitung im LVR-Wohnverbund, ist durch das Internet auf diese neue Technik aufmerksam geworden. Sie war direkt davon überzeugt, dass die Tafel auch für die Menschen in der Dorfstraße eine Bereicherung ist. „Ursprünglich entwickelt wurde die Tovertafel für Demenzerkrankte. Die Tafel animiert zu körperlicher Aktivität, sie fördert die Fein- und Grobmotorik und lädt ein zum gemeinsamen Spiel“, berichtet ter Bekke. Der erste Testlauf im LVR-Wohnverbund löste große Begeisterung unter den Frauen und Männern aus. „Es stand schnell fest, dass wir die Tafel haben müssen“, so ter Bekke. Möglich wurde die beträchtliche Anschaffung im Wert von rund 6.000 Euro allerdings erst durch den Förderverein des LVR-HPH-Netz Niederrhein e.V. „Man muss einmal selbst erleben, welche gesellige Atmosphäre und Faszination unter den Spielerinnen und Spielern herrscht, sobald der Projektor läuft. Daher waren wir gerne bereit, das Vorhaben finanziell zu unterstützen“, so Jürgen Franken, Vorsitzender des Fördervereins. Neben einer Menge Spaß, kann die Tovertafel auch gezielt zur Entspannung eingesetzt werden. „Wir begleiten einen Mann mit Autismus-Spektrum-Störung. Er spielt am Liebsten auf dem Boden und entspannt sich zusehends, wenn er mit den Füßen die bunten Farbkugeln zum Zerplatzen bringt“, berichtet Ellen ter Bekke.
2016 hat der Förderverein des LVR-HPH-Netz Niederrhein e.V. als Nachfolgeverein des ehemaligen Vereins der Freunde und Förderer des Heilpädagogischen Heims Bedburg-Hau seine Arbeit aufgenommen. Derzeit hat der Verein um die 60 Mitglieder. „Wir wollen gerne weiter wachsen, denn nur durch Mitgliedsbeiträge und Spenden können wir dafür sorgen, dass die Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung auch dort Unterstützung erhalten, wo eine Finanzierung durch den Träger der Sozial- und Eingliederungshilfe nicht möglich ist. Hierzu zählen insbesondere die Realisierung von Urlaubs- und Freizeitaktivitäten sowie besondere Anschaffungen, die die Unterstützungsleistung weiter verbessern“, so Jürgen Franken.
„Die Tovertafel stellt einen gelungenen Beitrag zum intensiveren Einsatz moderner Technik in der Unterstützung von Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung dar. Neben dem barrierefreien Kommunikations- und Informationssystem CABito ist die Tafel bereits das zweite digitale Projekt im LVR-HPH-Netz Niederrhein, das wir fördern“, ergänzt sein Stellvertreter Stephan Haupt.
Seit die Tovertafel installiert wurde, wird nicht nur fleißig innerhalb des Hauses gespielt. Auch Menschen, die in anderen LVR-Wohnverbünden im südlichen Teil des Kreises Kleve wohnen, kommen zu Besuch, um in die digitalen Welten einzutauchen. Auch die Nachbarschaft und weitere Interessierte sind zum gemeinsamen Spielen gerne in der Dorfstraße willkommen. Nähere Informationen zum LVR-Wohnverbund sind erhältlich bei Ellen ter Bekke telefonisch unter 02835 445568 oder per E-Mail an ellen.terbekke@lvr.de.Wer mehr zur Arbeit des Fördervereins des LVR-HPH-Netz Niederrhein e.V. erfahren will, meldet sich gerne bei Jürgen Franken telefonisch unter 02826 1357 oder per E-Mail an foerdervereinhph@gmail.com
Autor:Yvonne de Mür aus Kleve |
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