Frauen helfen Frauen: „Aus“ nach 30 Jahren? Verein steht auf der „roten Liste“

Den Verein Frauen helfen Frauen e.V. gibt es in diesem Jahr 30 Jahre in Moers. Dieses Jubiläum sollte feierlich im Herbst begangen werden. Sollte, aber jetzt sind die ehrenamtlichen Vorstandsfrauen und die Mitarbeiterinnen in der Frauenberatungsstelle nicht mehr in Feierlaune, denn auch der Zuschuss für die Beratungsstelle steht auf der Streichliste der Stadt Moers.

Auf dieser Liste sind alle freiwilligen Leistungen aufgeführt, mit denen die Stadt Moers Vereine und Organisationen unterstützt. Für Frauen helfen Frauen e.V. geht es um den Zuschuss von 11.000 Euro im Jahr. „Mit diesem Zuschuss finanzieren wir unsere Betriebsmittel wie Miete, Energiekosten, Büromaterial“, erklärt Alexa Polachowski, die sich im Ehrenamt um die Finanzen des Vereins kümmert.

„Sollten diese Mittel ausbleiben, wäre die Beratungsstelle in ihrer Existenz gefährdet. Und dies betrifft nicht nur die Räumlichkeiten. Auch unsere drei Mitarbeiterinnen würden ihre Arbeit verlieren, denn ohne Räume können wir keine Beratung anbieten. Die drei Stellen für die Frauenberatung werden zu 85 Prozent vom Land NRW gefördert, der Rest muss durch Spenden und Mitgliedsbeiträge aufgebracht werden, was eh in den letzten Jahren immer schwieriger wurde.“

Karin Reiche, Vorstandsmitglied des Vereins, verstärkt dies noch einmal: „Die Förderung der Stadt Moers in Höhe von 11.000 Euro zieht also Landesmittel in Höhe von etwa 90.000 Euro nach sich. Ein gutes Geschäft für die Stadt, denn sie erhält viel mehr als sie investiert. Der Zuschuss erhält drei Arbeitsplätze in Moers und trägt seit 30 Jahren dazu bei, dass Moers ein qualifiziertes Beratungsangebot für Opfer von Gewalt und eine allgemeine Lebensberatung für Frauen im Angebot hat.“

Sabine Kellner, Diplom-Pädagogin und Leiterin der Beratungsstelle, erläutert dazu: „Im Jahr 2011 wurden insgesamt 340 Frauen und Mädchen in Beratungspropressen begleitet. Unsere Arbeit in der Beratungsstelle ist in den letzten Jahren schwieriger und komplexer geworden. Etwa die Hälfte der Frauen, die zu uns kommen, haben schwere Formen von Gewalt erlebt. Sie erlebten psychische Gewalt oder wurden körperlich oder sexuell misshandelt, nicht wenige werden akut bedroht, verfolgt, ja sogar mit dem Tode bedroht. Diese Frauen sind psychisch stark belastet, häufig traumatisiert. Wir geben Frauen und deren Kindern Mut und zeigen neue Lebensperspektiven auf. Um diesen Frauen helfen zu können, braucht unser Verein stabile finanzielle Verhältnisse und die Rückendeckung der Politik, zumal die Umsetzung des Gewaltschutzgesetzes, das es in diesem Jahr seit zehn Jahren gibt, mittlerweile ein fester Bestandteil unser Arbeit geworden ist.“

Der Verein Frauen helfen Frauen ist ein fester Kooperationspartner der Kreispolizeibehörde Wesel, die mit den Mitarbeiterinnen per Telefon oder Fax in Kontakt tritt, sobald es im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes zu einem Polizeieinsatz wegen häuslicher Gewalt gekommen ist. Mit Einverständnis der Betroffenen werden deren Daten an die Frauenberatungsstelle weitergeleitet. Die Mitarbeiterinnen nehmen dann zeitnah Kontakt zur Betroffenen auf und vereinbaren ein Beratungsgespräch für die weiterführenden Hilfen.
Neben der Frauenberatungsstelle gibt es nur noch das Frauenhaus in Moers, das im Rahmen des Gewaltschutzgesetztes diese verbindliche Kooperation mit den örtlichen Polizeidienststellen hat.

Autor:

Monika Meurs aus Moers

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