"Wenn wir jetzt nichts tun, ist sie nicht mehr zu retten"
Die evangelische Stadtkirche Moers ist in einem dramatisch schlechten Zustand: „Wenn wir jetzt nichts tun, wird sie langfristig nicht mehr zu retten sein“, erklärt Torsten Maes, Pfarrer der Stadtkirche Moers.
Der Grund: In den letzten Jahren haben sich die tragenden Säulen im Kircheninneren, dem so genannten Kirchenschiff, langsam aber stetig gesenkt. Der Turm hingegen steht auf festem Fundament und sinkt nicht. Spannung zwischen den beiden Gebäudeteilen entstand, es bildeten sich Risse, mittlerweile tief und lang, zum Teil über die gesamte Gebäudelänge.
Im Eingangsbereich zwischen Turm und Schiff gibt es einen Höhenunterschied von zehn Zentimetern, eine „schöne“ Stolperfalle. Ein aufwändiges Stützungsverfahren soll helfen.
Deshalb wird die Kirche ab März für einige Monate geschlossen. Streben werden unter die Säulen der Stadtkirche gebracht, die bis tief ins Erdreich reichen, wo der Boden fest und tragend ist und verhindern, dass das Gebäude weiter sinkt.
Der Haken dabei: Allein diese Maßnahme, die lediglich verhindert, dass der Gebäudezustand des Moerser Wahrzeichens sich verschlechtert, kostet 300.000 Euro. Diese tragen die Evangelische Kirchengemeinde Moers und die Bezirksregierungen gemeinsam. Die gesamten Sanierungskosten aber werden wesentlich höher liegen. „Wir müssen die Risse beseitigen, die Wände renovieren. Der Kirchenboden muss neu verlegt werden“, zählt der Stadtkirchenpfarrer auf. „Darüber hinaus müssen wir die Kirche in einen zeitgemäßen Zustand bringen. Die Heizung muss erneuert werden, die Mikrofonanlage ist noch aus den 50er Jahren, die Lichtverhältnisse sind inakzeptabel. Um das Gebäude als städtisches Zentrum halten zu können, müssen wir insgesamt um die 1,5 Millionen Euro in die Hand nehmen.“
Maes hofft, dass die Moerser sich an ihre Stadtkirche erinnern und die Sanierung begleiten. „Stadtkirche stützen“ lautet deshalb vielsagend das Motto. In den nächsten Wochen wird eine Internetseite frei geschaltet, die Spenden auch online ermöglichen soll, zumindest aber Spendenmöglichkeiten nennt. Zudem soll ein Förderverein gegründet werden.
Wie lange die Bauarbeiten gehen, steht noch nicht fest. Im März wird die Kirche leer geräumt. Die anschließende Versenkung der Stützungspfähle dauert eigentlich nur sechs bis acht Wochen. Doch unter dem Gebäude gibt es Reste des alten Klosters. Außerdem werden Gräber vermutet. Die historischen Funde müssen vom Denkmalschutz untersucht und katalogisiert werden. Wie lange das dauert, ist unbekannt. Die Hoffnung aller Beteiligten ist, dass die Stadtkirche im November ihren Moersern wieder zur Verfügung steht. Vielleicht nicht nur repariert, sondern in neuem Glanz.
u Die Ursprünge der evangelischen Stadtkirche reichen bis ins 14. Jahrhundert. Sie ist eng verbunden mit der Stadtgeschichte. Durch ihre Lage verbindet sie das historische Moers und die moderne Einkaufsstadt. Neben Gottesdiensten, Taufen und Trauungen gibt es hier Konzerte, Lesungen und kulturelle Ereignisse sowie Veranstaltungen, die das aktuelle politische und gesellschaftliche Leben aufgreifen, etwa die Stadtkirchengespräche.
Autor:Susanne Schmengler aus Duisburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.