Tagesmütter und - väter gesucht: Kampagne des Kreisjugendamtes

Der Bedarf an Tagesmüttern und -vätern im Kreis Wesel steigt, denn immer mehr Eltern nutzen diese Betreuungsform. Um weitere Betreuuer für die Kindertagespflege zu gewinnen, startet das Kreisjugendamt eine Werbe- und Info-Kampagne.

Bei den „Weltendeckern“ gibt es gleich Pfannkuchen. Aber noch ist in der Neukirchener Kindertagespflegestelle auf der Londongstraße spielen angesagt. Und das tun Emma (3), Charlotte (1) und Felix (1) ausgiebig. Nach einem gemeinsamen Mittagessen werden die Kinder später in einem liebevoll eingerichteten Schlafraum ein Mittagsschläfchen machen. Danach könnte ein gemeinsamer Spaziergang auf dem Programm stehen.

Die gelernte Erzieherin Tina Jubt betreut in ihrer Tagespflegestelle fünf Kinder, darunter Emma (3), ihre eigene Tochter. „Meine Tochter war nicht bereit für den Kindergarten“, berichtet die junge Frau, die sich schließlich entschied, eine eigene Tagespflegestelle zu eröffnen. Tagesmütter und -väter können ihre Schützlinge in einer angemieteten Räumlichkeit, wie im Falle der "Weltentdecker", betreuen oder aber bei sich Zuhause. Beim letzteren beteiligt sich der Kreis an etwaigen Umbaukosten und wie im Falle von Tina Gaubt gibt es einen Mietkostenzuschuss von 75 Euro pro Platz. „Die Bezahlung ist mit fünf Euro pro Kind und Stunde ganz gut“, bekräftigt Kreisdirektor Ralf Berensmeier.

Auch Vollzeit- und Übernachtbetreuung

Die meisten Eltern der Kinder, die Tina Gaubt betreut, arbeiten 25 Stunden in der Woche. „Es gibt aber auch Tagesmütter, die eine Vollzeit- oder sogar Übernachtbetreuung anbieten“, berichtet Karola Baumbach, beim Kreis Wesel Fachbereichsleiterin für Kindertagespflege und für Neukirchen-Vluyn zuständig. Im letzteren Fall würden Zulagen gezahlt. Aber auch eine individuelle Form der Betreuung, ist möglich: Etwa morgens in die Kita und zum Schlafen zur Tagesmutter. Bei den „Weltentdeckern“ kommen die ersten Kinder morgens um acht und alle gehen um 15 Uhr. „Um 11.30 Uhr gibt es ein warmes Mittagessen, das ich am Abend zuvor selber koche“, erzählt Tina Gaubt.
Tagespflegestellen decken hauptsächlich die Betreuung der unter Dreijährigen ab. Tagesmütter und -väter üben eine selbständige, versicherungspflichtige Tätigkeit aus.
Diese kann von ein paar Stunden bis Vollzeit variieren. „Bei uns sind junge Frauen, aber auch Tagesmütter jenseits der 60 tätig,“ berichtet Karola Baumbach. Angehende Tagesmütter oder -väter müssen vorab eine Qualifizierung absolvieren. Karola Baumbach: „Diese umfasst im Durchschnitt 160 Stunden und erfolgt bei einem Bildungsträger im Umkreis.“

Anwärter, die über eine Ausbildung als Erzieher verfügen, können nach 80 Unterrichtsstunden ein Bundeszertifikat erhalten. „Jemand mit U3-Erfahrung braucht das nicht“, so Baumbach. Fachdienstleiterin Gabi Klein: „Wir schauen uns auch die Räumlichkeiten und das Außengelände an und wenn gekocht wird, gelten Hygieneleitlinien.“ Anwärter müssen auch ein Gesundheits- und Führungszeugnis sowie Kenntnisse in Erster Hilfe am Kind vorweisen. Durch interne Fortbildungen werden die Kompetenzen der künftigen Tagesmütter und -väter verbessert.
Wer kommt als Tagesmutter oder -vater in Frage? Klein: „Geeignete Personen müssen zuverlässig, geduldig und in der Lage sein, organisatorische Aufgaben zu übernehmen.“ Tagesmütter und -väter haben aber auch einen Bildungs- und Förderauftrag. „Bei pädagogischen und psychologischen Fragen stehen wir zur Seite“, so Gabi Klein.

In Neukirchen-Vluyn boomt die Tagespflege. 106 Kinder werden hier durch 43 Tagesmütter im Durchschnitt 24,5 Stunden betreut. „Diese Zahl ist innerhalb eines Jahres um 37 Prozent gestiegen“, so Kreisdirektor Berensmeier. Karola Baumbach: „Das Image der Tagespflege in der Öffentlichkeit ist gestiegen.“ So ist vor Ort die Tagespflegestelle gegenüber der St. Quirinus-Kirche ausgebucht und demnächst eröffnen zwei Tagespflegestellen an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße. In Neukirchen-Vluyn gibt es aber auch drei Großpflegestellen, in denen bis zu neun Kinder betreut werden. Eine an der Poststraße, eine hinter der Sparkasse Vluyn und im April öffnet eine weitere an der alten Rathausstraße.

Info:

- Im Kreis Wesel werden derzeit 530 Kinder von 216 Tagesmüttern und 6 Tagesvätern betreut. Dies sind 70 mehr als noch in 2016, als die Zahl bei 148 lag. Seit 2014 gab es einen Anstieg von 40 Prozent.

- Der Kreisjugendamt berät Tagesmütter - und väter. Er hilft ihnen bei der Beantragung der Erlaubnis zur Kindertagespflege, bietet Qualifizierungsmaßnahmen und Fortbildungen an, vermittelt Tagespflegekinder und unterstützt Tagesmütter- und -väter bei deren Arbeit.
uDie Info-Broschüre „Kindertagespflege: die familiennahe Alternative“, herausgegeben vom Bundesfamilienminsterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, ist beim Kreisjugendamt erhältlich. Weitere Infos auf www.keis-wesel.de und unter anderem bei Karola Baumbach, Telefon 0281/2077131