Polonaise zum Standesamt

1948 haben sie sich im Karneval kennen gelernt: Viktoria und Herbert Vogt. | Foto: Heike Cervellera
  • 1948 haben sie sich im Karneval kennen gelernt: Viktoria und Herbert Vogt.
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Viktoria und Herbert Vogt haben etwas geschafft, was für viele in der heutigen Zeit undenkbar ist: Sie haben einander gefunden und sind seit fast 70 Jahren ein Paar.

Der liebevoll geschmückte Kranz hängt am Eingang vorm Haus. Viktoria Vogt öffnet die Türe: „Ich komme gerade vom Friseur. Schließlich ist morgen ein ganz besonderer Tag und da wollte ich mich für chic machen“. Die 83-Jährige bittet ins Wohnzimmer. Ihr 87-jähriger Ehemann Herbert Vogt setzt sich neben sie. Sofort streichelt sie über seine Hand. Eine Geste, die selbstverständlich ist und doch so viel aussagt: Hier sitzt ein Paar, das sich auch nach 65 Ehejahren noch liebt.
Kennengelernt haben sich die beiden am 24. Februar 1948: „Im Karneval“, wie Viktoria Vogt, lachend erzählt „Wir waren bei einer Karnevalsfeier in der Liesen Eiche. Ich war damals mit meiner Mama dort, da ich ein sehr inniges Verhältnis zu ihr hatte. Es wurde eine Polonaise gemacht und anschließend wurden Herbert und ich getraut. Aus Spaß!“

Aus Spaß sollte später Ernst werden. Die damals 14-Jährige wusste schon genau, was sie wollte und das war er, Herbert: „Wir haben uns nach der Karnevalsfeier direkt darauf wieder getroffen und immer gab es noch keinen Kuss. Dann hab ich mir ihn einfach so geschnappt und geküsst“, erzählt‘s und drückt ihrem Mann einen Kuss auf den Mund. Dieser schaut sie strahlend an.

Geheiratet wurde im Jahr 1951. Und auch die Zeit danach haben beide in sehr guter Erinnerung: „Wir sind immer viel unterwegs gewesen. Geld für den Zug hatten wir nicht, aber die Hauptsache war, wir konnten mit dem Fahrrad fahren“, so Viktoria Vogt. Fahrrad fahren die beiden heute noch immer gerne und viel. „Aber heute mit Motor. E-Bikes“, erklärt Herbert Vogt. Seit 45 Jahren fährt das Jubelpaar nach Weißenbach am Lerch. Dieses Jahr soll es zum letzten Mal hingehen: „Am Anfang haben wir auf dem Stroh geschlafen“, erinnert sich Viktoria Vogt lachend.

Überhaupt sei es eine schöne Zeit gewesen: „Wir waren immer sehr glücklich“, so Viktoria Vogt. Und heute trinken die beiden jeden Tag eine Tasse Kaffee, öffnen dabei ihr imaginäres Buch und lassen so ihr Leben Revue passieren: „Aber wenn es dann zu traurig wird, sag ich zu Herbert: ‚Los, schnell das Buch wieder zumachen, jetzt wird es zu traurig‘“, so die quirlige 83-Jährige. Aber einige Seiten in ihrem Buch sind noch frei und können noch mit weiteren schönen Erlebnissen gefüllt werden. Natürlich gemeinsam.

Autor:

Sarah Dickel aus Moers

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