"Flüssiger Sonnenschein" wird im Alter wertvoller
Ein Leben lang 20 bleiben. Mit den Jahren begehrter werden denn je. Klingt nach Botox und Schönheits-Op‘s? Hier ist die Rede von einem Getränk, bei dem manche an John Wayne und J.R. Ewing denken. Für andere verkörpert Whisky exklusive Lebensart.
Waren‘s die Schotten oder die Iren? Lange wurde gestritten, wer das „Lebenswasser“ erfunden hat. „Aquavite“, wie der Whisky in einem Dokument aus dem Jahre 1492 erwähnt wird, gibt es in der Tabakstube in der Moerser Altstadt in gut 300 Variationen.
Besonders hochwertig: Malt und Single Malt
Hier im Herzen der Moerser Altstadt finden Kenner eine reiche Auswahl des „flüssigen Sonnenscheins“ (George Bernhard Shaw) aus Getreide, Wasser und Hefe . „Wir führen unter anderem Malt Whisky und Single Malt Whisky. Das sind besonders hochwertige Whiskies, die jeweils in einer einzigen Brennerei hergestellt wurden“, erzählt Inhaberin Helga Weiß. Sie führt seit 1979 das Fachgeschäft für Tabakbedarf und erlesene Spirituosen auf der Friedrichstraße.
So weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll: In den zahlreichen Holzvitrinen gibt es so vieles zu entdecken. Der anspruchsvolle Genießer findet hier auch Jahrgangswhiskies, limitierte Abfüllungen, irischen, schottischen, amerikanischen, deutschen, ja sogar japanischen Whisky. Whisky wird zwar, einmal abgefüllt und nicht sofort getrunken, mit den Jahren älter, aber entscheidend für seinen Geschmack sei unter anderem, wie lange er bis zur Abfüllung im Fass aus Eiche reifen konnte, weiß die Fachfrau.
Die Altersangabe auf dem Ettikett beziehe sich auf den Zeitraum zwischen Herstellung und Abfüllung. Der Geschmack eines Whiskies verändert sich lediglich im Fass, in der Flasche reift dieser nicht weiter.
Aber die Kombination aus Alter und Rarität machen aus Whisky auch ein Sammlerstück, für das mitunter immense Preise gezahlt würden, wie Helga Weiß berichten kann: „Ein 76 Jahre alter, schottischer Whisky kann da schon den Wert eines Kleinwagens erreichen.“
Der „Durchschnittskunde“ entscheide sich hingegen für einen Whisky, der preislich zwischen 50 bis 100 Euro angesiedelt ist, so die Moerserin.
Wenige Schritte weiter betritt man in der Tabakstube, die zu den ältesten Davidoff-Depots Deutschlands zählt, eine weitere Dimension exklusiven Genusses: In einem verglasten Klimaraum lagern unter wohltemperierten subtropischen Bedingungen waschechte „Havannas“ und weitere, hochwertige Zigarren aus der Dominikanische Republik, Honduras, Brasilien und Nicaragua. „Hierfür benötigt man großes Fachwissen“, sagt Helga Weiß, die Anfang der achtziger Jahre lernte, sich als Frau in einer reinen Männerdomäne zu behaupten.
Um das nötige Fachwissen zu erwerben, habe sie eingens in der Domininika nischen Republik auf dem Feld gearbeitet und dort gelernt, Zigarren zu rollen.
Bei der Erinnerung an jene Zeit hellt sich ihr Gesicht auf und sie gerät ins Schwärmen. Dann erläutert die Tabakexpertin, dass - ähnlich wie bei Teeblättern - das, was bei der Tabakpflanze zum Schluss wächst, das Zarteste und Hochwertigste sei. „Je nach Mischung der Blätter kommen dann die Aromen zustande“, verrät Helga Weiß. Ein Höhepunkt, an den sich das Ehepaar Weiß, das über mehrere Auszeichnungen verfügt, nur allzu gerne erinnert, war die Einladung von Zino Davidoff anlässlich seines 80. Geburtstages nach Basel, dem sie als einziges deutsches Depot folgen durften. Worum ein Zigarrenliebhaber nicht herum kommt, ist die Anschaffung eines sogenannten Humidors. Das sind Klimaräume in Miniaturformat, in denen die wertvollen Zigarren fachgerecht gelagert werden. Das Herz eines Genießers mit etwas größerem Geldbeutel dürfte bei der italienischen Ausführung mit Einlegearbeiten aus Papyros entflammen. Für „Normalverbraucher“ stehen günstigere, aber nicht minder stilvolle „Klimakistchen“ bereit. Im rechten Teil des Verkaufsraumes befinden sich beleuchtete Vitrinen, rappelvoll mit Tabakpfeifen. Besonders ins Auge stechen beeindruckende Exemplare, die kleinen Kunstwerken gleichen: Der Tabakkopf in Weiß ist jeweils mit unterschiedlichen filligranen Schnitzereien verziert. „Das sind handgeschnitzte, sogenannte Meerschaumpfeifen, sie belasten die Zähne nicht“, erklärt Helga Weiß, die in den achtziger Jahren übrigens als einzige Frau an einem Pfeifenrauchwettbewerb in London teilnahm und gewann. À propos Frau: Die Damenwelt dürfte ob der Champagnerkugeln aus Frankreich mit Trüffeln in Verzückung geraten. „Man muss für jedermann etwas Exklusives im Angebot haben“, so Helga Weiß lächelnd. Und Exklusivität beinhaltet nicht zwingend einen hohen Preis. Die Cranberry-Marmelade mit Whisky aus der kleinsten Destillerie in Schottland veranschaulicht dies sehr gut.
Die Tabakstube auf der Friedrichstraße in der Moerser Altstadt gehört zu den ältesten Davidoff-Depots Deutschlands. Der hauseigene Tabak wird bundesweit versandt.
Info:
Junger Whisky schmeckt metallisch scharf. Je länger er im Fass reift, desto mehr nimmt er die Aromen aus der Wand des Fasses an. Ab acht Jahren schmeckt ein Whisky „ganz gut“ und nach 12 bis 15 Jahren richtig gut. So gibt es die Geschmacksrichtungen: rauchig, weich, leicht und gehaltvoll.
Autor:Marjana Križnik aus Düsseldorf |
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