"Fleischmafia": Moerser Bordellbetreiber, Rheurdter Unternehmer und Lintforter Politiker beschuldigt
Von "Fleischmafia" am Niederrhein ist derzeit die Rede. Unter den Beschuldigten eines jüngsten Lohnsklaven-Skandals in der Fleischindustrie sind auch Angehörige dreier hiesiger Kommunen: Ein Kamp-Lintforter CDU-Mann, ein Rheurdter Unternehmer und ein Moerser Bordellbetreiber.
Ein Rheurdter soll der Drahtzieher in einem "Lohnsklaven-Handel" im Milieu der Fleisch-Industrie sein. ("Einem der größten Wirtschaftsverfahren, dass jemals bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf anhängig war", wie die Rheinische Post berichtete.) Die Opfer: Rumänische Werksarbeiter. Auch ein Bordell-Betreiber in Moers soll in dem Firmengeflecht die Hände im Spiel haben. Dies fanden NDR-Reporter während der Recherchen für eine Reportage heraus. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. Laut Angaben von DerWesten wurden auch gegen den Kamp-Lintforter Ex-CDU-Vorsitzenden Dr. Olaf Löttgen schwere Vorwürfe erhoben.
Wer sich für die Hintergründe hierzu interessiert: Sollte am heutigen Montag, um 22.45 Uhr die Reportage "Lohnsklaven in Deutschland: Miese Jobs für billiges Fleisch" in der ARD anschauen.
Worum es geht: Der NDR berichtet, dass Rumäninnen, die über die Firmen des besagten Lintforters bei Fleischverarbeitungs-Betrieben im Münsterland arbeiten wollten, auch in die Prostitution vermittelt worden sein sollen. Als wichtigsten Punkt der Firmen des besagten Mannes aus Rheurdt habe der NDR wohl eine Kamp-Lintforter Firma identifiziert. Als die NDR-Reporter dort undercover recherchierten, soll das Gespräch vom Geschäftsführer des Moerser Bordells geführt worden sein. In der Doku wird, so das Portal DerWesten, eine Rumänin zitiert: Man habe ihr und ihrer Kollegin in Rumänien gesagt, sie würden nach Kamp-Lintfort gebracht, der Wagen sei dann aber weiter in den Landkreis Vechta gefahren, wo die Arbeiter für einen Stundenlohn von fünf Euro schuften müssten und in heruntergekommenen Unterkünften untergebracht seien.
Firmengeflecht: Jahrelang Steuern und Sozialabgaben hinterzogen
In der Reportage geht es um Ermittlungen der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft gegen Dienstleistungsfirmen der deutschen Fleischindustrie. Das hatten NDR-Recherchen für die besagte Dokumentation ergeben.
Besonders im Visier der Fahnder: Ein Geflecht von Subunternehmern und Briefkastenfirmen in der Region Duisburg, Moers und Kamp-Lintfort. Diese Firmen organisieren wohl die Anwerbung von Arbeitskräften aus Rumänien und Polen, die dann an verschiedene Schlachthöfe in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz als sogenannte Werkvertrags-Mitarbeiter vermittelt werden.
Wie der Reportage zu entnehmen war, existiert in Spanien eine Bootshandels-Firma mit Dependance in Kamp-Lintfort, die über 1000 Mitarbeiter beschäftigt haben soll. Diese sollen jedoch in der Fleischverarbeitungsbranche gearbeitet haben. Es seien Firmenhüllen gekauft worden mit neuen Adressen und Geschäftsführern versehen.
Dieses Firmengeflecht soll wohl jahrelang Steuern und Sozialabgaben in großem Umfang hinterzogen haben. In der NDR-Dokumentation "Lohnsklaven in Deutschland" schildern Leiharbeiter aus den Schlachthöfen im Oldenburger Münsterland - darunter auch die der Firmengruppe Wiesenhof - ihre bedrückende Situation: Ihre Schlafplätze seien in der Regel völlig überfüllte Zimmer, die Arbeitszeiten chaotisch und willkürlich, die - zumeist nur bar ausgezahlten - Löhne viel geringer als zuvor vereinbart, bei Beschwerden werde mit Kündigung gedroht.
Autor:Marjana Križnik aus Düsseldorf |
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