Ein Praktikum in Ghana

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Nach dem Abitur einfach mal den Sommer genießen und nichts tun. Für viele Jugendliche sieht so der Übergang zum Studium aus. Nicht für die Rheinbergerin Sina Leenders. Sie ist seit Anfang Juli in Ghana und unterrichtet Kinder.

Für die 19-Jährige war nach dem Ende der Schule klar, dass sie die Zeit bis zum Studium sinnvoll nutzen möchte: „Ich bin nach meinem Abitur nach Ghana gegangen, um neue Eindrücke zu bekommen und um etwas zu bewegen.“

Seit Anfang Juli lebt Leenders jetzt mit anderen Freiwilligen zusammen unter „einheimischen Bedingungen“ in einem Haus in der Nähe von Accra. An das Duschen mit kaltem Wasser und das Wäsche waschen per Hand habe sie sich bereits gewöhnt: „In den letzten Tagen hatten wir auch einmal circa 30 Stunden keinen Strom,“ so die Rheinbergerin. Schlimm ist das für die engagierte Abiturientin aber nicht, denn die Zustände in denen sie die Kinder unterrichten muss, relativieren einiges: „Die Schule gleicht einer Ruine. Durch eine Freiwillige vor mir wurden drei Klassenräume und ein Schultor gebaut, dennoch fehlt einiges. Es gibt weder eine Küche noch eine Toilette.“ Das hat zur Folge, dass die Schüler in einen Eimer oder einfach auf den Boden machen müssen, wie Leenders berichtet: „Deshalb ist mein Vorhaben, mit Spenden zwei weitere Klassenräume, eine Toilette und eine Küche zu bauen.“

Still sitzen anstatt spielen und lachen

Die Lerngewohnheiten sind in dem fremden Land auch ganz anders, wie Leenders schnell festgestellt hat: „Anders als bei uns im Kindergarten wird hier nicht mehr gespielt, gelacht und die Kreativität gefördert, sondern still gesessen, gelernt und Klassenarbeiten geschrieben.“ Dadurch ist auch eine Interaktion mit dem Lehrer eher ungewohnt für die Kinder: „Die Kinder sind es nicht gewohnt an der Tafel zu lernen, sondern nur still zu sein und in ihrem Heft zu schreiben.“ Hier liege allerdings das nächste Problem: „Nicht alle Kinder besitzen Hefte, da viele Familien nicht genügend Geld dafür besitzen.“ Deshalb hat die Rheinbergerin ganz kurzentschlossen und unbürokratisch von ihrem eigenen Geld Hefte besorgt.

Da Leenders ab Oktober Lehramt mit Sonderpädagogischer Förderung studieren möchte, reizte es die Abiturientin besonders „ die Erziehung, die Schulbildung und generell das Leben der Kinder in einer anderen Kultur“ kennen zu lernen. Insbesondere die Arbeit mit Menschen mit Behinderung erfüllt Leenders: „Zuhause habe ich auch bereits zwei Jungs mit Behinderung betreut.“ In Ghana ist der Umgang mit Behinderten allerdings gänzlich anders, wie Leenders bereits feststellen musste: „Bei mir in der Klasse ist auch ein Junge der geistig behindert ist. Er ist 12 Jahre alt und geht in eine Klasse mit drei- bis vierjährigen Kindern, weil er auf dem gleichen Stand ist. Sowas würde es in Deutschland niemals geben.“

Trotz vieler trauriger Umstände ist Leenders aber auch beeindruckt von dem Land: „Neben der vielen Armut hier im Land und dem vielen Müll bietet Ghana auch wunderschöne Orte, die man in der Freizeit besuchen kann.“ Für Ghana hat sich die Rheinbergerin entschieden, weil es zwar ein Entwicklungsland sei, aber trotzdem keine Unruhen stattfinden: „Da ich mich selber während meinem Aufenthalt nicht in Gefahr bringen möchte war es mir wichtig dass es sicher dort ist.“

Besonders nachdenklich stimmt die tatkräftige Abiturientin die finanzielle Situation innerhalb der Familien, die es vielen Kinder nicht möglich macht, zur Schule zu gehen: „In Ghana müssen die Kinder 2,5 Cedis am Tag bezahlen. Aber nicht mal diese 2 Cedis, was umgerechnet 50 Cent sind können die Eltern täglich bezahlen. Ich habe schon oft erlebt dass die Kinder ohne ihr Geschwisterkind kommen, weil das Geld nur für ein Kind gereicht hat.“ Ein Erlebnis, welches ihr besonders in Erinnerung und im Herzen geblieben ist, passierte am so genannten „Spiel- und Spaßtag“: „Freitags ist immer "Spiel und Spaß Tag". Letze Woche kamen zwei Trommler vom Strand und haben mit den Kindern traditionelle Tänze gelernt. Zu diesem Zeitpunkt standen viele andere Kinder, die nicht zur Schule gehen können, am Tor und haben neidisch zugesehen.“

Alle Fotos: Sina Leenders

Infokasten:
- Um die Bedingungen ein bisschen besser zu machen, will die Abiturientin mit Hilfe von Spenden zwei neue Klassenräume, eine Toilette und eine Küche errichten lassen.
- Wer spenden möchte, kann dies unter folgenden Kontodaten machen:
Kontoinhaber: Sina Leenders
IBAN: DE09354500001560771618
Bankleitzahl: 35450000
Verwendungszweck: Stars of God Academy
- Die Spenden werden auf Leenders Konto gesammelt und dann hier vor Ort abgehoben, um die notwendigen Materialien zu kaufen.

Autor:

Sarah Dickel aus Moers

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