Barrierefreies Wohnen mit Sturzgefahr

Das Schicksal meinte es mit Annegret Strobel nicht besonders gut: Osteoporose, Arthrose, Rheuma und grauer Star erschweren der 75-jährigen den Alltag. Jetzt muss sie sich auch noch mit einem Baupfusch herumplagen.

moers. Aus familiären Gründen konnte Annegret Strobel ihr Haus nicht länger halten, darum kaufte ihr Sohn eine kleinere Wohnung. Hier sollte sich seine Mutter, die aufgrund ihrer Erkrankungen zu 70 Prozent als Schwerbehindert gilt, endlich wieder wohl fühlen. Doch leider kam es ganz anders.
„Die Wohnung sollte eigentlich barriefrei und altersgerecht gebaut sein, aber schon während der Bauphase kam mir alles sehr komisch vor“, erzählt Annegret Strobel. Denn jedes Mal, wenn sie während der Bauarbeiten in hrem zukünfitem Heim vorbeischaute, waren keine Arbeiter in der WOhnung vorzufinden.Nun ist die Wohnung seit circa neun Monaten fertig und entgegen aller Versprechungen des Verkäufers alles andere als barrierefrei.

Gesamte Wohnung schief

„Die Wohnung ist komplett schief. Ich bin schon mehrfach mit dem Schrubber gefallen und die Terrasse kann ich gar nicht nutzen, weil das Gefälle dort so stark ist“, klagt Annegret Strobel. An manchen Tagen kann sich die Rentnerin kaum bewegen, jeder Schritt fällt ihr schwer. Wenn sie dann unter die Dusche geht, ist es oft eine einzige Qual. „Die Dusche ist zwar ebenerdig, aber es ist alles falsch gefugt. Die Kanten an den Fliesen sind so scharf, dass ich mich ständig an den Füßen daran schneide.“
Auf ihre Badewanne musste die kranke Rentnerin lange warten, da zuerst eine viel zu schmale Variante in ihr Bad eingebaut wurde. „Da hab ich gar nicht rein gepasst. Dabei tun warme Bäder meinen Knochen so gut.“ Und auch die Wanne, die jetzt im Bad steht ist eigentlich nicht breit genug. „Ich hatte eine bestellt, die von der Wand bis zum Türrahmen geht. Diese ist jetzt fast die Hälfte davon, aber ich habe mich einfach damit zufrieden gegeben, um mich nicht noch mehr zu ärgern.“
Und als wäre das alles nicht genug, ist im Keller von Annegret Strobel auch noch eine große Wasserstelle an der Wand. „Ich muss ständig husten und habe fürchterliche Kopfschmerzen.“ Außerdem ist auch die Treppe zum Keller eigentlich viel zu schmal für die 75-jährige. „Ich kann nur seitwerts die Treppe runter laufen“, erzählt sie.

Fliesenkanten schneiden in die Füße

Annegret Strobel hat bereits einen Sachverständigen beauftragt der sich die Mängel in der rund 320.000 Euro teuren Wohnung im Länglingsweg in Moers ansehen wird. Denn der Verkäufer zieht sich aus der Verantwortung und äußert sich nur unkonkret zu den Mängeln. Siner Meinung nach seien die Gefälle alle im Toleranzrahmen. „Da frage ich mich doch, ob die ganze Wohnung direkt nur auf Toleranz gebaut wurde und ob scharfe Fliesenkanten und feuchte Stellen auch einfach so toleriert werden müssen!?“, so Strobel. Die 75-jährige weiß nicht weiter. Sie möchte nicht schon wieder ausziehen und so viel Zeit investieren, um eine geeignete Wohnung zu finden. „Wenn nicht bald von Seiten des Verkäufers etwas passiert, müssen mein Sohn und ich klagen.“ Wenn es soweit kommen sollte wird auch dies eine mühsame Zeit für die kranke Rentnerin, die ihr viel Kraft kosten wird. Und das nur, weil ein erfolgreiches Immobilienunternehmen an den falschen Ecken und Kanten sparen wollte.

Autor:

Laura da Silva aus Gelsenkirchen

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