Aktion "Müll, der halt so rumlag" hat Gesichter

Seit Wochen staunen die Autofahrer in Eick-Ost entlang der Verbandsstraße am Baerler Busch, der sogenannten L 287 an der Stadtgrenze Moers nach Duisburg nicht schlecht: Mal liegt direkt an der Einmündung nach der Römerstraße, mal 100 Meter weiter auf dem Standstreifen fein-säuberlich hingestellte blaue Müllsäcke. Es liegen Auspuffanlagen, Toilettendeckel und sogar Fritteusen dabei, ein anderes Mal Farbeimer, Autofußmatten und gebündelte Holzpaneele. Die Orte wechseln alle 2 bis 3 Tage, am vorherigen Ort sind die Säcke schon entsorgt worden. Aber immer sind es 10-15 an der Zahl und alle haben an der gleichen Stelle einen weißen Zettel kleben. Bei genauerer Betrachtung steht auf ihnen: "Müll, der halt so rumlag"

Ähnliche Situationen werden von der Pattbergstraße in Repelen unterhalb der Halde bis hin zur Autobahnauffahrt der A 57 berichtet. Entsorgt hier jemand unerlaubt seinen Hausmüll? Ist dieses eine gezielte Aktion eines/-r Umweltschützers/-in? Ist das reiner Unfug oder sogar Schwachsinn, da die Säcke ja auch direkt zur Entsorgung gebracht werden könnten?

Ein alter VW-Kübel fiel mir mehrfach in der Nähe auf, ein Hinweis auf den "Mister oder Misses X"? Mein Auto rasch auf den Standstreifen abgestellt und bei dem automobilen Oldtimer stehen die ersten neuen akkurat platzierten Müllsäcke, auf denen eine Gardena-Greifzange liegt. Just in dem Moment kommt ein freundlicher gereifter Herr mit Umhängetasche und einer zweiten Greifzange in der Hand aus dem Gebüsch, im Schlepptau ein weiterer Müllsack.

"Ja, fotografieren Sie mich gerne", wurde das Gespräch angefangen, "aber mein Name muss nicht erwähnt werden". Er mache diese Aktion nicht alleine, jeden Donnerstag begleitet ihn eine Bekannte. Seit 3 Jahren sei er Rentner und handelt gerne nach dem Erich-Kästner-Motto "Es gibt nicht Gutes. Außer man tut es." Während seiner Berufstätigkeit hätte er lang "genug eitel sein müssen", jetzt wolle er nur positiv handeln und hoffe, dass viele seinem Beispiel folgen. Im örtlichen Supermarkt wurde er schon öfter anerkennend auf seine Müllsammelaktionen angesprochen. Mit großem Stolz erzählt er, dass ein Ehepaar daraufhin jeden Sonntag beim Spaziergang am Waldsee Müllsäcke mitnehmen und Erholung mit Müllsammeln verbindet. "Berichten sie davon, je mehr mitmachen, je mehr Quadratmeter Wald und Spazierwege gesäubert werden", während er eine Zigarette dreht und in den Mundwinkel steckt, macht er eine kleine Pause, "mich freut jedes Fleckchen Wald was hier von Papier und Abfällen befreit ist".

Dann zeigt mir Mister X stolz seinen Kübel-VW, der genau so detailliert restauriert ist, wie er stabsplanmäßig Meter für Meter Waldboden nach Müll durchsucht. "Eine spleenige Leidenschaft sagt meine Frau, aber bei jedem guten Wetter setze ich mich zusätzlich zu den Donnerstagen in den Kübel und fahre hierhin oder zur Halde Pattberg". In manchen Wochen kann das bis zu 3-mal sein und dann wird immer für 4 bis 6 Stunden Quadratmeter für Quadratmeter gesäubert. Die ausgedrückte Zigarette in einen neuen Müllsack steckend, stapft er mit frischem Elan in den Baerler Busch.

Mein erster Artikel zu der Aktion "Müll, der halt so rumlag":

"Müll - der halt so rumlag" - Gezielte Aktion oder Schwachsinnstat?
http://www.lokalkompass.de/duisburg/politik/qmuell-der-halt-so-rumlagq-gezielte-aktion-oder-schwachsinnstat-d61408.html