Segelfliegen am Niederrhein
Ich wollte immer in einem Segelflugzeug die Welt von oben betrachten. Am Sonntag hatte ich endlich die Gelegenheit dazu. Es war morgens leider sehr bewölkt, nicht gerade ideal zum Segelfliegen. Thermik wird durch Aufwinde erzeugt, die dadurch entstehen, dass Sonneneinstrahlung die Erdoberfläche und in Folge die Luft am Boden erwärmt. Und ohne Sonne keine Wärme und somit kein Aufwind. Geduldig habe ich mit meinem Piloten Matthias darauf gewartet, dass der Himmel aufreisst und die Sonne für die nötigen Aufwinde sorgt.
Wie alle anderen Anwesenden auch. Segelflieger scheinen, wie Hans-guck-in-die-Luft ständig den Kopf im Nacken zu haben und nach der blauen Lücke zu suchen.
Es verging mehr als eine Stunde und ich wurde langsam ungeduldig. In der Zwischenzeit habe ich gelernt, wie man den Fallschirm anlegt, was die Instrumente bedeuten und dass das Flugzeug auch einen Motor besitzt. Falls das mal mit der Thermik nicht so berauschend ist.
Als Passagier sitzt man hinter dem Piloten, hat aber die gleichen Instrumente vor Augen, kann also auch steuern. Der Platz ist natürlich sehr beengt und die Plexiglashaube über den Kopf macht das ganze noch ein wenig bedrückender. Für Menschen mit Platzangst ist ein Segelflugzeug nicht zu empfehlen.
Up and away
So langsam bahnte sich die Sonne ihren Weg durch die Wolken und es wurde allmählich wärmer, Zeit für den Start.
Mittels einer Seilwinde wird das Flugzeug hochgezogen und bei ungefähr 250 Metern Höhe wird das Seil ausgeklinkt. Die Thermik reichte noch nicht aus, um Höhe zu gewinnen also warf Matthias den kleinen Motor an. Zusätzlich sucht er Aufwinde um weiter an Höhe zu gewinnen.
400 Meter, 500 Meter, 600 Meter - bei etwas über 700 Metern wurde der Motor abgestellt und das Flugzeug hielt sich jetzt nur noch im Wind. Das ist ein wirklich tolles Gefühl, einfach so in der Luft zu schweben, den blauen Himmel über den Kopf und den Blick in die Weite. Durch das Glasdach hat man einen wirklich tollen Blick und die Stille ist beeindruckend.
Es ging auf und ab - zurück auf 500 Meter, dann wieder bis kurz und die Wolken auf fast 800 Meter Höhe.
So richtig in Fahrt kamen wir aber nicht und haben die Kempener Kirche immer wieder umrundet. Das Baggerloch auf der anderen Seite kannte ich auch schon in- und auswendig.
Um "Strecke" zu machen, benötigt das Flugzeug aber eine bestimmte Höhe und die erreicht man nur durch das Kreisen in der Thermik.
Ich habe überhaupt kein Problem mit Höhe, mit dem begrenzten Raum kann ich mich auch abfinden, aber durch das Kreisen in der Luft wurde mein Magen ordentlich in Mitleidenschaft gezogen.
Ich habe also vor mich hingestarrt und immer wieder einen Schluck Wasser getrunken, half leider nicht.
Irgendwann fragte Matthias mich, ob ich das Kreisen gut vertragen würde. Ich musste dann wohl zugeben, dass mir allmählich recht flau im Magen wird. "Schau lieber nach vorne als zur Seite" hat er mir geraten. Das habe ich ja die ganze Zeit schon nicht mehr gemacht, ich kannte ja bereits jeden Kirchturm und den Flugplatz von oben in ganzer Breite.
Der Magen will zurück
Es half nichts, mir wurde immer übler. "Das Wetter wird bestimmt besser, Du musst nur ein wenig Geduld haben!" meinte Matthias. Daran sollte es nicht scheitern, aber mein Magen war anderer Meinung.
Für die Landung ging es wieder herunter auf 200 Meter und dann auf den Landeplatz. Erstaunlich leicht und ohne viel Gerumpel waren wir dann wieder unten.
Trotz allem hat es sehr viel Spaß gemacht und ich würde gern mal einen langen Flug absolvieren. Vielleicht ein anderes Mal.
Auf dem Flugplatz in Grefrath kann man aber auch einen Fallschirmsprung oder einen Rundflug buchen.
Autor:Beatrix Gutmann aus Essen-Süd |
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