Frau Meiers Angst vor dem Elfmeter oder Versuch über die Müdigkeit
Am 10. Juni geht's los, da werden die Flaggen wieder aus den Fenstern gehängt, die Garagen freigeräumt, die 120 Zoller aufgestellt, da werden WM-Erinnerungen wach, da decken sich Fans und Familien satt mit Grillfleisch und Bier ein. Und alle werden ab Feierabend aufs Grün glotzen.
"Ein Fußballspiel muss man lesen", wird der Familienvater weise seinem Steppke erklären, und dieser wird fragen: "Was ist Abseits?". Und sicher wird es auch zu Missverständnissen kommen. Blicken wir hierfür in ein durchschnittliches Wohnzimmer eines völlig normalen Ehepaares Meier. Es ist Samstag, DFB-Pokal-Finale. 120 Minuten dauert die torlose Partie zwischen Bayern und Dortmund. Frau Meier schläft auf der Couch ein.
"Sie lassen sich auf dem Rasen massieren, den sie zuvor vollgerotzt haben."
Was soll der Mann nun tun, wo er erkennt, dass sich das Elfmeterschießen anbahnt?
Wecken oder schlafen lassen?
Lässt er sie schlafen, könnte sie ihm nachher vorwerfen: "Bist du wahnsinnig, 120 Minuten schaue ich das Spiel, dann kommt Elfmeterschießen und du weckst mich nicht?"
Weckt er sie, könnte sie nachher sagen: "Bist du bescheuert, 120 Minuten brauche ich, um endlich einzuschlafen, und dann weckst du mich für ein dusseliges Elfmeterschießen?"
Eine Bauch-Entscheidung ist gefordert oder eine, die vom Herzen kommen muss, es ist ein Tanz auf Messers Schneide, ein Vabanque-Spiel um den Preis des Ehefriedens. Währenddessen werden Bilder gezeigt von gestressten Trainern und adrenalingeladenen Fußballprofis. Sie lassen sich auf dem Rasen massieren, den sie zuvor vollgerotzt haben. Herr Meiers Blick schwenkt wieder zur schlafenden Ehefrau rüber.
Was soll er in einem solchen Augenblick, wo die Not am größten ist, tun?
Aus sicherer Entfernung wird nun jeder sagen: "Hol dir ´n Bier und gut is!"
Ja. Auch weise.
Kleiner Trost: Bei der EM gibt's auch Elfmeterschießen.
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
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