Kampf mit dem Spiegelbild
„Der Moment, in dem die Haare ausfallen, schmerzt am Meisten.“ Um es für die Betroffenen einfacher zu machen, bietet DKMS LIFE Schminkkurse im Krankenhaus Bethanien an.
Es könnte eine bedrückende Situation sein. Acht Frauen, die gerade alle in der Krebsbehandlung stecken. Acht Frauen, die gerade durch die persönlich schlimmste Zeit gehen müssen. Aber hier sitzen acht Frauen die so taff sind und vollkommen selbstverständlich mit ihrer Erkrankung umgehen, das die Atmosphäre alles andere als bedrückend ist.
Christiane Knitter, Kosmetikexpertin von DKMS LFE, nimmt den Frauen zu Beginn direkt die Angst: „Ich bin selbst Betroffene und sie sehen, die Haare wachsen wieder nach.“ Aufmunternde Worte für Frauen, die gerade das verlieren, was für viele Sinnbild der Weiblichkeit ist: Ihre Haare. Aber diese Frauen gehen souverän damit um: „Ja, irgendwann hat man immer mehr Haare in den Händen und dann hab ich sie mir ganz abrasiert. Das ist einmal ein Schmerz, aber danach auch ein befreiendes Gefühl“, erklärt eine der Teilnehmerinnen.
Besonders an dieser Gruppe ist, das die Teilnehmerinnen in unterschiedlichen Stadien der Behandlung sind. Zwei Frauen stehen erst ganz am Anfang der Behandlung und haben noch Haare. Die anderen Frauen haben ihre Haare bereits verloren, können dafür aber eine Menge Tipps und Ratschläge geben: „Nach zehn bis 14 Tagen geht es meist los mit dem Haarausfall“, weiß auch Knitter. Um sich aber auch trotz Haarausfall attraktiv zu finden, zeigt sie den Frauen, wie sie sich am Besten schminken können.
Zu Beginn schminken sich alle acht Frauen erst mal ab: „Die Reinigung der Haut ist enorm wichtig, insbesondere auch während der Chemotherapie“, erklärt Knitter. Jede Frau erhält kostenlos eine Tasche voller Kosmetikprodukte, mit der sie sich schminken dürfen. Knitter zeigt bei einer Teilnehmerin, wie sich die Tagescreme am besten auftragen lässt: „Gleichzeitig können sie sich auch etwas massieren.“ Und eine Massage, da sind sich alle Teilnehmer einig, tut jedem gut.
Die Angst, auch die Augenbrauen zu verlieren, können die 'erfahrenen' Teilnehmerinnen den 'Neulingen' nehmen: „Also meine Augenbrauen habe ich noch und meine Wimpern auch.“ Natürlich kann das bei jeder Patientin anders sein, aber die Teilnehmerinnen nehmen sich so gegenseitig die Ängste und stärken sich. Währenddessen erklärt Knitter, wie man die Augenbrauen am Besten nachmalen kann. Hilfestellungen bei den Teilnehmerinnen inklusive.
In gelöster Atmosphäre lernen die Teilnehmerinnen, welche Produkte ihrer Haut gut tun: „Ich habe Shampoo für empfindliche Kopfhaut benutzt und auch sehr gerne Babyprodukte“, erzählt Knitter. In der Zeit des Kosmetikseminars rückt die Krebs-Erkrankung nicht unbedingt in den Hintergrund. Sie ist immer offensichtlich, aber es wird deutlich: Krebs ist nicht Unnormales. Und man kann damit leben und seinem Spiegelbild mit einem Lächeln den Kampf ansagen.
Autor:Sarah Dickel aus Moers |
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