Corona-Warn-App steht zum Download bereit – Infektionsgeschehen durch freiwillige Kontaktverfolgung eindämmen
Kampf gegen COVID-19: Wo lauert das Virus?
Seit Monaten wurde darüber diskutiert: seit einigen Tagen kann die Corona-Warn-App heruntergeladen werden. Aber, was kann die App eigentlich und wie funktioniert sie?
Die Bundesregierung will mit der sogenannten Tracing-App die Infektionsketten des Coronavirus besser und vor allem frühzeitig erkennen. Die App soll Menschen nachträglich darüber informieren, wenn sie sich in der Nähe von infizierten Personen aufgehalten haben. Alles läuft natürlich unter Datenschutz, man erfährt weder, wer die Person war, noch deren Namen. Mit der App verwandelt sich ein Smartphone quasi in einen „Bluetooth-Leuchtturm“, der ständig die Identifikationsnummer des Besitzers in die nähere Umgebung funkt. Gleichzeitig können Bluetooth-Signale von anderen Handys empfangen werden.
Woher weiß die App, dass jemand infiziert war?
Doch, woher weiß die App, dass jemand infiziert war? Das geht ausschließlich dadurch, das positiv getestete Nutzer dies selbst in ihrer App eintragen. Um falsche Meldungen zu verhindern, soll das nur mit der Verifikation durch einen Code vom Gesundheitsamt möglich sein. Der Datenschutz spiele dabei eine große Rolle. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn betonte, die App müsse strenge Vorgaben beim Datenschutz und bei der Energieeffizienz erfüllen: „Wenn wir in den kommenden Wochen einige Millionen Bürger von der App überzeugen, dann bin ich schon zufrieden.“ Jeder, der die App herunterlade, helfe dabei. Heißt also, die App läuft absolut anonym, es werden lediglich die Identifikationsnummern ausgetauscht. Zudem werden diese ID's nicht zentral auf einem Server gespeichert, sondern dezentral auf dem jeweiligen Smartphone. Nur die Liste der anonymisierten ID's der Infizierten wird auf einem zentralen Server vorgehalten. Der Abgleich findet aber nur auf den Handys statt und auch nur, wenn man die App freiwillig auf seinem Handy installiert und dem Datenaustausch zustimmt.
Die Anwendung ist grundsätzlich für die Betriebssysteme iOS und Android programmiert. Berücksichtigt wurden dabei die gängigsten Smartphone-Typen. Für die Nutzung ist eine Schnittstelle erforderlich, die mit einem Update des Betriebssystems automatisch auf das Smartphone geladen wird. Dieses Update wurde von Google und Apple bereits zur Verfügung gestellt. Nachteil der App dürfte laut einer Studie aus Oxford sein, dass die volle Nutzung der App nur dann erreicht würde, wenn sich 60 Prozent der Bevölkerung oder mehr beteiligen.
Was hält die Bevölkerung von der App?
Und, was halten die potentiellen Nutzer eigentlich von der Corona-App? Die Redaktion fragte nach.
Lars Hinrichsen hat dazu eine klare Meinung: „Der Datenschutz hat inzwischen durch diverse nationale und internationale Verordnungen des digitale Leben erschwert ohne den Menschen effektiv zu schützen. Wir diskutieren in Deutschland wochenlang über die Form der Datenhaltung in der Corona-App statt hier zügig Lösungen zu präsentieren, die wenigstens eine teilweise Rückkehr in die Normalität ermöglichen. Ich würde mir wünschen, wenn mehr Menschen das Gemeinwohl über die individuellen Bedenken stellen würden. Persönlich halte sich eine Lösung mit zentraler Datenhaltung wie in Frankreich für zielführender als den deutschen Ansatz. Langfristig brauchen wir ohnehin einen multinationalen Ansatz, wenn wir auch wieder einigermaßen unbeschränkt reisen wollen. Was nützt mir die deutsche App, wenn ein Franzose neben mir in der Bahn sitzt? Wenn die deutsche App kommt, werde ich sie nutzen. Wir müssen alle Möglichkeiten testen und nutzen, so lange uns verlässlichen Schnelltest
und keine wirksamen Impfstoffe zur Verfügung stehen. Sollte die App nichts bringen, wird sie eben wieder deinstalliert.“
Sorge um den Datenschutz
Anja Deden sorgt sich um den Datenschutz.
„Ich möchte nicht als Unmensch gelten, schließlich geht es darum, Menschenleben zu retten. Der App stehe ich dennoch kritisch gegenüber. Auch, wenn renommierte Institutionen das Gegenteil behaupten, fallen mir in Bezug auf die App sofort Kontrolle und Datenüberwachung ein. Die Frage ist auch, was diese Kontollmechanismen mit der Gesellschaft machen? Ferner zählen zu den Hochrisikogruppen ältere Menschen. Diese Generation ist aber noch ohne Smartphone groß geworden. Meine Mutter nutzt ihr Handy zum Beispiel ausschließlich, um zu telefonieren. Ich bin mir sicher, dass das kein Einzelfall ist.“
"App kommt viel zu spät"
Anja Gebhardt sieht die Einrichtung der Corona-Warn-App als sehr verspätet an.
„Eigentlich hätte die App zu Beginn der Coronakrise mehr Sinn gemacht. Jetzt, wo die Zahlen der Infizierten langsam zurück gehen, braucht man sie doch gar nicht mehr. Daher sehe ich sie jetzt eher als sinnlos an. Ich werde die App nicht installieren, da ich denke, dass man selbst genug dafür Sorge tragen muss, sich zu schützen. Das kann auch die App nicht leisten. Viel mehr sollte sich darum gekümmert werden, dass noch keine Reisen möglich sind. Das halte ich für sehr gefährlich.“
Die Freunde Michael Lammers und Michael Kodrin sind verschiedener Meinung, was die neue App betrifft. „Es interessiert mich einfach, ob Leute, die infiziert waren, sich in meiner Nähe aufgehalten haben. Man gibt zum Beispiel in den sozialen Netzwerken schon so viele Daten von sich preis, da sehe ich die Nutzung der App als ungefährlich an“, sagt Michael Lammers. Michael Kodrin ist skeptisch: „Ich würde mir die App nicht herunterladen, da ich generell vorsichtig bin, was sensible Daten angeht. So lange es keine Pflicht ist, lasse ich die Finger davon.“
Zur Information: Frankreich besitzt die Corona-Warn-App „StopCovid“. Anders als in Deutschland, werden die gesammelten Daten zentral auf einem Server gespeichert. Höchstwahrscheinlich ist die französische App daher auch nicht mit der deutschen kompatibel.
Autor:Nadine Scholtheis aus Moers |
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