"Es geht um dich und deine Zukunft" oder: Wie aus dem "Später" ein zufriedener Gedanke werden kann
Gesetzliche Rentenversicherung, Riesterrente, Fonds, Aktien, es kursieren so viele verschiedene Möglichkeiten einer Altersvorsorge, dass der Laie da gar nicht mehr durchblickt. Das Wochen-Magazin hat sich dies zu Herzen genommen und an einem runden Tisch Experten zu diesem Thema eingeladen, um so einen Ausweg aus dem unübersichtlichen Dickicht zu bieten.
Altersvorsorge. Ein Wort, was bei vielen jungen Leuten sehr verstaubt klingt. Ein Wort, das die Assoziation an etwas weckt, um das sich später auch noch gekümmert werden kann. Aber wann genau ist „Später“? Und vor allem, was erhoffe ich mir von diesem „Später“?
Um unter anderem diesen Fragen auf den Grund zu gehen, hat das Wochen-Magazin drei Experten zum Thema Altersvorsorge eingeladen und es von allen Seiten näher beleuchtet. Denn Altersvorsorge, so André Groß,Vertriebsspezialist Vorsorge / betriebliche Altersversorgung bei der Provinzial Rheinland ist nichts, was man für seine Eltern macht oder für irgendwelche Bekannte: „Bei der Altersvorsorge geht es um dich und deine Zukunft!“
Seien wir ehrlich: Bei den meisten jungen Leute bleibt am Monatsende nicht mehr viel Geld übrig. Davon dann also noch zusätzlich etwas zur Seite legen für eine Altersvorsorge? Die Begeisterung hält sich bei den meisten wohl in Grenzen. Frank Menges, stellvertretender Abteilungsleiter der Versicherungsabteilung der Sparkasse am Niederrhein, merkt aber zu Recht an: „Wenn jetzt schon kaum Geld am Ende des Monats übrig ist, wie wird es dann wohl im Rentenalter aussehen?“.
Eine gute Frage, die zum Nachdenken anregt. Denn fairnesshalber muss gefragt werden: Wie stellen wir uns unseren Rentenalltag vor? Zuhause sitzend mit ein paar Artzbesuchen in der Woche und ab und an einem Stück Kuchen im Café?
Altersheim und Langeweile noch in Ferne
Wohl kaum. Das Lebensalter nimmt zu und schaut man sich heutzutage die Menschen im Rentenalter an, wird schnell klar: Altersheim und Langeweile sind in weiter Ferne. Es wird um die Welt gereist, neue Hobbys entdeckt, ausgegangen und gefeiert. Nicht umsonst wird das Alter, wenn die Kinder aus dem Haus sind und endlich weniger gearbeitet werden kann (oder auch gar nicht mehr) als zweite Jugend bezeichnet. Eine Zeit, in der noch unheimlich viel Vitalität und Lebenslust steckt. Die Frage ist also viel eher, wie kann es gelingen für diese Lebenszeit auch das nötige Budget zur Verfügung zu haben?
10.000 Menschen gehen in Moers zur Beratung
Ein erster Schritt wäre es zum Beispiel zu einer Auskunfts- und Beratungsstelle zum Thema gesetzliche Rentenversicherung zu gehen. Jürgen de Fries, Teamleiter der Knappschaft Bahn See in Moers, bietet so eine Beratungsmöglichkeit an: „Circa 10.000 Menschen aus Moers nehmen im Jahr das Beratungsangebot an. Die meisten, die aus einer Beratung herausgehen sind sehr froh, dass sie sich informiert haben und wissen, was ihr aktueller Stand ist.“
Und Beratung ist der erste Ansatzpunkt. Der Rentenbescheid, der einmal im Jahr zugesendet wird, kann nur eine richtige Aussage liefern, wenn auch alle Angaben aktuell sind und das Versicherungskonto geklärt ist. Oftmals, so de Fries, ist das nicht der Fall. So müssen zum Beispiel Kindererziehungszeiten selbst gemeldet werden. Ebenso muss eine berufliche Ausbildung als solche gekennzeichnet sein, um korrekt angerechnet zu werden. Ob dies der Fall ist, kann ganz einfach bei einem Beratungsgespräch herausgefunden werden.
Wenn dies geschehen ist, gilt es zu überlegen, ob das, was von der gesetzlichen Altersvorsorge zu erwarten ist, für einen selbst ausreicht, oder eben nicht. Hier gibt es keinen allgemeinen Fahrplan, sonder es muss individuell geschaut werden, was der Kunde sich vorstellt und was möglich ist.
Auch kleine Beträge reichen zum Sparen
Fakt ist: Es müssen nicht nur hohe Beträge sein, mit denen etwas erreicht werden kann. Groß: „Vielleicht ist es ja zum Beispiel möglich beim Handyvertrag von 50 Euro auf 20 Euro zu wechseln oder ein günstigeres Fitnessstudio zu wählen. Die 30 Euro die beispielsweise dadurch eingespart werden, können in die Altersvorsorge fließen. Zudem darf nicht vergessen werden, dass es auch zahlreiche Förderungen gibt, die Rentenpläne bezuschussen. So kann aus gesparten 50 Euro durch Bezuschussungen auch 100 Euro werden.“
Für Studenten können natürlich auch die 30 Euro im Monat viel Geld sein. Da sollte es dann, so Menges, erstmal darum gehen über Berufsunfähigkeitsversicherungen zu sprechen, denn auch hier gilt: Wer früh anfängt, kann viel sparen und oftmals ist es so, dass junge Menschen aufgrund ihres besseren Gesundheitsstandes bessere Abschlussmöglichkeiten bekommen. Über eine private Haftpflicht- und eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte aber jeder ernsthaft nachdenken, so Menges.
Leider ist es heutzutage aber auch so, dass kaum einer sein ganzes Leben lang bei ein und demselben Unternehmen bleibt. Oftmals entstehen auch finanzielle Engpässe im Laufe des Lebens. Wie soll zu solch einer Zeit der Rentenplan noch aufrecht gehalten werden?
Sparpläne wachsen mit oder können pausieren
Groß beruhigt: „Es wurden mittlerweile Produkte geschaffen, die sich dieser Situation angepasst haben. Diese Produkte könne flexibel mitwachsen oder es kann auch pausiert werden.“ Generell gilt, circa zehn Prozent des Bruttoverdienstes sollten für das Alter zurückgelegt werden: Fünf Prozent für die Altersvorsorge und fünf Prozent für eine Berufsunfähigkeitsversicherung, denn ist der Versicherte berufsunfähig kommt er erst gar nicht bis zur Rente.
Viele Faktoren spielen hier also eine wesentliche Rolle, deswegen kann die persönliche Beratung nicht ersetzt werden, aber sicher ist, so Menges „der frühe Vogel fängt den Wurm! Wer früh anfängt, investiert auf Dauer weniger - denn Zins- und Zinseszinseffekt wirken stärker, umso früher mit Sparen begonnen wird.“ Und das es Sinn macht, früh anzufangen, etwas zur Seite zu legen, macht Jörg Zimmer, Pressesprecher/Abteilungsleiter der Sparkasse am Niederrhein, mit einer einfachen Rechnung deutlich: „Wird von 45 Arbeitsjahren ausgegangen, liegt die Rente in der Regel zwischen 1300 und 1400 Euro. Brutto.“ Und de Fries merkt an: „Das sind natürlich auch nur Eck-Werte. Heutzutage arbeiten die meisten auch keine 45 Jahre mehr.“
Frauen kriegen oftmals weniger Rente
Es gibt also eine Menge Faktoren, warum die Summe größer, aber auch kleiner ausfallen kann. Gerade bei Frauen, so Groß, sieht das oftmals düsterer aus: „Im Jahr 2014 lag der durchschnittliche Rentenzahlbetrag bei Frauen bei 700 Euro, bei Männern hingegen bei 1.020 Euro.“ Um auszurechnen, wieviel dann abzüglich der Fixkosten noch bleiben, muss man kein Genie sein, um zu merken, dass es wirklich ratsam ist, sich privat um eine Altersvorsorge zu kümmern. Groß bringt es auf den Punkt: „Alt zu werden ist die einzige Möglichkeit lange zu leben.“ Und das wollen wir ja eigentlich alle. Nun gilt es also, uns bestmöglich auf das Altwerden vorzubereiten, damit wir auch im Alter noch schöne Reisen, tolle Feiern und etwas Unbeschwertheit genießen können und das „Später“ zu einer tollen Zeit in unserem Leben wird.
Autor:Sarah Dickel aus Moers |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.