Der Angst die Stirn bieten
Knapp zehn Menschen sitzen in dem Raum. Alle wirken etwas unsicher. Angst und Panik, ein Thema, das eher am Randbereich der Gesellschaft steht, obwohl es mittlerweile 14 von 100 Erwachsene betrifft.
Lina's Herz schlägt bis zum Hals. Hektisch schaut sich die junge Frau um, doch niemand scheint mitzukriegen, was in ihr vorgeht. Ihr wird heiß und sie hat das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Raus, sie muss raus aus dem Kaufhaus, ansonsten wird sie mit Sicherheit einen Herzanfall bekommen. Mit letzter Kraft stürmt Lina Richtung Ausgang.
„Angst ist ein normales Gefühl“, erklärt Cord Neubersch, Psychotherapeut und Geschäftsführer von Freiraum Moers. In vielen Situationen sei Angst auch durchaus sinnvoll und sogar notwendig. Allerdings nicht, wenn es, wie bei unserem Musterfall Lina, in Kaufhäusern aus vollkommen unersichtlichen Grund auftritt: „Wenn die Angst zu einem zu hohen Leidensdruck führt, wird es Zeit, daran etwas zu ändern“, so Neubersch, der bei der Infoveranstaltung allgemeine Informationen zum Thema Angst und Panik gibt.
Die Idee hinter den Infoveranstaltungen, die Neubersch und Tom Enders, ebenfalls Geschäftsführer von Freiraum Moers, durchführen, ist einfach erklärt: „Es handelt sich hier keinesfalls um eine Werbe-Veranstaltung, da unsere Therapieplätze leider alle vergeben sind. Es geht uns vielmehr darum, Menschen, die noch auf einen Therapieplatz warten müssen, erste Hilfe geben zu können und aufzuklären, was sich hinter der Angst verbirgt“, so Neubersch.
„Wir bemerken schon, dass die Menschen nicht mehr so verschlossen sind, was Psychotherapie angeht.“
Leider ist das Thema Psychotherapie immer noch etwas negativ konnotiert und wird von vielen belächelt: „Die Flyer zu unseren Infoveranstaltungen werden eher nicht weiter verteilt mit einem: 'Hey, die Veranstaltung ist richtig cool, geh' da mal hin'“, erklärt Neubersch lachend. Stattdessen werden die Meisten eher skeptisch angeschaut. Diese Hemmschwelle soll mit den Infoveranstaltungen sinken. Generell ist aber schon ein Wandel in der Gesellschaft bemerkbar, wie Enders erklärt: „Wir bemerken schon, dass die Menschen nicht mehr so verschlossen sind, was Psychotherapie angeht.“
Die Krux an einer Panikattacke ist, erklärt Neubersch in seinem Vortrag, „dass die Menschen in dieser Situation davon ausgehen, dass die Angst immer schlimmer und schlimmer wird, bis sie irgendwann umfallen.“ Das geschehe aber nicht. Ganz im Gegenteil: Nach dem das Maximum erreicht ist, fährt der Körper nach und nach wieder runter. Diese Erfahrung müssen Betroffene allerdings erst machen: „Weil die Angst vor der Angst oftmals so groß ist, verlassen Betroffene die Situation oder vermeiden sie komplett. Dann können sie allerdings nie die Erfahrung machen, dass es nach dem Erreichen des Maximums auch wieder besser wird.“ Diese Erfahrung zu machen, lernen Betroffene in einer Therapie. Und für alle Menschen, die akut an einer Angst- und Panikstörung leiden, hat Neubersch zudem einen beruhigenden Fakt zum Abschluss parat: „Angst- und Panikstörungen sind heilbar.“
Infokasten:
- Weitere Informationsabende finden unter anderem am 24. November zum Thema „Burnout“, am 15. Dezember zum Thema „Alkohol“ und am 19. Dezember zum Thema „Depression“ statt.
- Weitere Informationen gibt es zudem unter der Seite www.freigeist-moers.de
Autor:Sarah Dickel aus Moers |
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