Total „gemoersert“ II
Eine Stadt bröselt vor sich hin und keiner tut etwas !
Die öffentliche Diskussion um die städtische Problemimmobilie „Rathaus Rheinkamp“ macht einmal mehr auf das Problem des Umgangs der Stadt mit öffentlichen Geldern aufmerksam.
Das zwischen 1910 und 1912 erbaute, alte, stolze Gebäude, war einst Verwaltungssitz der flächenmäßig größten (inzwischen Moers zugeschlagenen) Gemeinde der Bundesrepublik, der einstmals reichen Gemeinde Rheinkamp.
Mit Übergang des größten Teils der Gemeinde nach Moers im Jahr 1975 fiel auch das Rathaus in den Besitzstand der Stadt Moers. Da die Stadt offenbar im Anschluss keine ordentliche Verwendung mehr für das Rathaus hatte, wurde es an den Bergbau vermietet/ verpachtet und diente lange Jahre als Bergamt Moers.
Nachdem es als Bergamt dort nicht mehr gebraucht wurde, schrieb die Rheinische Post beim Auszug: „Das Gebäude gilt nicht als Sanierungsfall“. Im Jahr 2009 zog dort übergangsweise der städtische Moerser Fachbereich Schule und Sport und als Untermieter der Stadtsportverband Moers ein.
In einer Pressemitteilung der Stadt Moers heißt es damals: „Wir sind zufrieden mit dem neuen Standort. Das Gebäude ist zwar alt, hat aber Stil“ und weiter: „Das Verwaltungsgebäude ist mit der Buslinie 911 sehr gut zu erreichen“, erklärte Fachbereichsleiter Harald Hanio. Zudem hält direkt vor dem Haus die Linie 68. Parkplätze in der Nähe des Gebäudes sind ebenfalls ausreichend vorhanden.
Heute, 8 Jahre später wird das Haus als Problemimmobilie behandelt, man müsse froh sein, überhaupt einen Investor gefunden zu haben, der es für`n Appel und `n Ei übernehmen will.
Ein Haus verkommt
Wie kann es sein, dass ein derart schönes, solitäres Gebäude, welches noch dazu unter Denkmalschutz steht, in so kurzer Zeit, derart verkommen konnte?
Hat die Stadt, wie es jeder halbwegs vernünftige Hauseigentümer tut, nichts für Sicherung und Werterhalt getan? Hat man das Denkmal bewusst verkommen lassen?
Bei der Informationsveranstaltung am Dienstag den 7. November im Sitzungssaal des ehemaligen Rathauses wurden die Bürger von zwei anwesenden Ratsdamen gefragt, was denn die Stadt mit dem alten Haus hätte machen sollte. Offenbar haben weder die Stadtratsfraktionen noch die Verwaltung bisher Vorstellungen entwickeln können, wie ein solches Haus zu nutzen sei. Es ist ja wohl nicht Aufgabe der Bürger, solche Konzepte zu entwickeln.
Schlaglichtartig beleuchtet
Das Ganze wirft nur ein Schlaglicht auf den Umgang der Stadt mit ihren Immobilien.
Wenn ich die letzten 25 Jahre, in denen ich wieder in Moers lebe, revue passieren lasse, dann kommt es mir so vor, als würden die stadteigenen Gebäude systematisch dem Verfall preisgegeben.
Eine viel zu lange Liste der Versäumnisse
Erwähnt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier
- das ehemalige Hallenbad in der Wilhelm-Schröder-Straße (abgerissen, angeblich nicht mehr wirtschaftlich sanierbar)
- die alte Stadtbibliothek gegenüber der „Trotzburg“samt stolzer, kurz vor dem Abriss angebauter stählerner Feuertreppe (abgerissen, angeblich nicht mehr wirtschaftlich sanierbar)
- das alte Finanzamt, musste dem Neubau des Ganz neuen Rathauses weichen.
-das alte (neue) Rathaus das optisch den Neumarkt dominiert, wurde als nicht mehr sanierbar, mit erheblichem Schiefstand der Fundamente erklärt, ein Stadtrats-Beschluß zum Abriss war gefasst, nur das beherzte Eingreifen einiger Bürger und massive Proteste daraufhin samt Unterschriftensammlung, konnten den Abriss verhindern.
(nach der Sanierung ist es ein absolutes Schmuckstück, wie einige Stadträte, die damals für den Abriss stimmten, unter der Hand zugeben)
- das alte (ganz neue) Rathaus an der Meerstrasse, laut Ratsbeschluß nicht mehr sanierbar, wurde aufgegeben. Inzwischen hat sich ein Investor gefunden, der dieses Filetstück nicht nur saniert, sondern es lukrativ vermarktet.
- das alte Landratsamt, benachbart zum Moerser Schloß wurde als nicht mehr sanierbar hingestellt, ebenso wie das gegenüberliegende Terheydenhaus. Inzwischen sind dort Renovierungsarbeiten im Gange, wie es heißt, soll dort die VHS wieder Räumlichkeiten erhalten, da deren neues Domizil bereits wieder zu klein ist.
- Das Rheinkamper Schwimmbad / Freibad / Hallenbad, wurde so verkommen lassen, dass es abgerissen werden musste
- die Sporthalle Rheinkamp, direkt daneben, musste abgerissen werden.
Vermutlich ließe sich diese Liste um einige Gebäude weiterschreiben…..
Betrachtet man den Umgang der Stadt mit öffentlichem Eigentum, so bleibt nur mit Obelix festzuhalten: „Die spinnen, die Moerser!“
Autor:Hansfried Münchberg aus Moers |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.