„Meerbeck-Ost ist unterversorgt“

Der Eingang zur Eichendorffschule. An der Rückseite könnte eine "Flex-Halle" Platz finden, die für zusätzlichen Schulraum sorgen würde. | Foto: Foto: Christian Voigt
  • Der Eingang zur Eichendorffschule. An der Rückseite könnte eine "Flex-Halle" Platz finden, die für zusätzlichen Schulraum sorgen würde.
  • Foto: Foto: Christian Voigt
  • hochgeladen von Monika Meurs

„Wir werden keinen zusätzlichen Schulraum schaffen.“ Die Aussage des 1. Beigeordneten Hans-Gerd Rötters auf Anfrage des Wochen-Magazins ist definitiv.

Nicht nur, weil es der marode Haushalt der Stadt Moers einfach nicht hergebe, sondern „weil wir keinen Bedarf sehen. Es gibt keine Versorgungsprobleme, teilweise sogar Überhänge. In Einzelfällen kann es vorkommen, dass wir Schüler, die auf der nächst gelegenenen Schule keine Aufnahme finden, auf andere Schulen verweisen. Aber hierbei handelt es sich dann tatsächlich um Einzelfälle. Es wird kein weiterer Schulraum gebaut, denn die Schülerzahlen gehen zurück“, so Rötters.

Überall? „Legt man die Gesamtsituation der Stadt zugrunde, ist das soweit richtig. Die Prognosen für Moers im Gesamten sind rückläufig. Aber für den Moerser Osten und gerade Meerbeck-Ost trifft dies nicht zu“, so Christian Voigt, Sprecher der Anwohnerinitiative Meerbeck-Ost/Hochstraß.

In Meerbeck-Ost errichtet die Evonik als Bauträger seit 1996 bis zum Jahr 2019 fast 550 neue Ein- und Zweifamilienhäuser. Der östliche Moerser Stadtrand ist Zuzugsgebiet gerade für junge Familien. Die einzige Grundschule vor Ort ist die Eichendorffschule. Eine Prognose aus 2006 sagte für heute etwa 120 Schüler voraus. „220 Kinder drücken hier momentan die Schulbank, also 100 Kinder mehr als die 2006-er Prognose. Für das Schuljahr 2011/2012 wird mit über 250 Schülern gerechnet“, führt Florian Bettges, 2. Vorsitzender des Fördervereins der Eichendorffschule, aus. „Der Raum wird knapp. Es gibt jetzt schon Probleme, alle Kinder aus dem Wohngebiet auch in der Eichendorffschule unterzubringen“, ergänzt Mirco Sänger, Mitglied der Anwohnerinitiative Meerbeck-Ost/Hochstraß, sowie betroffenes Elternteil. Der Wegfall der Schulbezirksgrenzen erschwere die Situation zusätzlich. „Die freie Schulwahl bringt uns auch viele Anmeldungen aus anderen, entfernteren Ortsteilen, denn die Eichendorffschule genießt einen sehr guten Ruf“, so Jens Renner vom Elternrat.

Lösung in Form einer
Flex-Halle?

Auch das Ogata-Angebot an der Eichendorffschule erfährt eine große Nachfrage: „2008 ist der Ogata-Anbau dreizügig genehmigt und gebaut worden, 2009 musste die Ogata bereits um eine Gruppe aufgestockt werden und für das Jahr 2011/2012 werden es fünf Gruppen mit maximal 22 Kindern sein. Um sich ein neues Eigenheim leisten zu können, sind viele Eltern Doppelverdiener, die dringend Betreuungsangebote für ihre Kinder benötigen“, rechnet Christian Voigt vor. Schule sowie Ogata müssen sich jetzt bereits Räume teilen, selbst die Aula müsse in Zukunft als Ogata-Raum zweckentfremdet werden und Arbeitsgemeinschaften, Aufführungen und externe Gruppen könnten nicht mehr stattfinden. Voigt: „Eine unglückliche Ist-Situation, denn alle arrangieren sich mehr schlecht als recht. Und es wird nicht besser, denn es ist absehbar, dass durch den Zuzug vieler Familien sowie den bereits begonnenen Generationenwechsel auch im bestehenden Altbaugebiet vor Ort der Bedarf an Kindergarten-, Ogata- und Schulplätzen weiter steigen wird.“ Eine Situation, die in Moers einmalig ist.

Die kategorische Ablehnung der Stadt, neuen Schulraum zur Verfügung zu stellen, ist in Hinsicht auf die Zukunftsprognose für die gesamte Stadt Moers verständlich, denn „wir betrachten keine einzelne Schule, sondern die Situation im komplexen städtischen Zusammenhang“, so Rötters. Bei Engpässen gebe es schließlich noch drei weitere Schulen in der Nähe: die Willi-Fährmann-Schule, St. Marien und die Uhrschule. Auch die Astrid-Lindgren-Schule in Scherpenberg sei noch gut erreichbar. „Diese Schulen liegen etwa 20 bis 40 Gehminuten entfernt, für Schulkinder mit Sicherheit noch länger,“ gibt Voigt zu Bedenken.

Damit wollen sich die betroffenen Eltern und Anwohner nicht zufrieden geben: „Es liegt natürlich nicht in unserem vorrangigen Interesse, unsere Kinder durch halb Moers zu schicken, damit sie gute Bildung erfahren dürfen“, sind sich alle einig: „Hier muss etwas geschehen.“

Ideen und
Anregungen gesucht

Da von Seiten der Stadt nicht mit finanzieller Unterstützung zu rechnen ist, entwickeln die Betroffenen gemeinsam Ideen mit dem Ansatz, den zur Verfügung stehenden Raum für die zusätzlich benötigten Ogata-Gruppen relativ kostengünstig sowie schnell zu erweitern. „Das ginge zum Beispiel, wenn man eine Flex-Halle errichten würde“, so eine erste Idee der Aktiven. Christian Voigt: „Solche Hallen kennt man vielfach von Messen. Wie der Name schon sagt, ist eine solche Halle flexibel: Sie lässt sich unkompliziert errichten und wenn sie hier nicht mehr benötigt wird, kann sie ebenso unkompliziert ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.“
Weiterer Vorteil: Zu Zeiten, in denen der so zusätzlich geschaffene Raum nicht für die Ogata-Betreuung genutzt wird, könnte die Halle auch anderen Vereinen oder Gruppen zur Verfügung gestellt werden. „Da es für die Jugend vor Ort keinerlei Angebote gibt, könnte etwa ein Jugend-Treff eingerichtet werden, vormittags bis 12 Uhr und abends könnten verschiedene Veranstaltungen und Versammlungen angeboten werden“, so Florian Bettges.
Die Miete einer 150 Quadratmeter großen Halle, kalkuliert über fünf Jahre, würde eine monatliche finanzielle Belastung von 600 Euro kalt ausmachen. Dieses günstige Kaltmietangebot von vier Euro pro Quadratmeter verdankt man dem Engagement von Frank Volkmann, dem örtlichen Wahlkreisinhaber der CDU. „Die Halle, sie könnte in Höhe des Bolzplatzes am Schul-eingang Platz finden, müsste an das Heizungssystem der Schule angeschlossen werden. Lässt man sich auf eine Finanzierungs-Laufzeit von zehn Jahren ein, geht die Halle danach in den Besitz des Mieters über. Eine attraktive nachhaltige Lösung, die mit Unterstützung verschiedener Träger, die sich die Kosten teilen würden, sicherlich umsetzbar wäre“, meint Voigt optimistisch.

Bei verschiedenen Gesprächen auch mit dem Bauträger Evonik, Vertretern von Schule, Kindergärten sowie anderen Institutionen und Multiplikatoren, Anwohnern und Eltern machen die Anwohnerinitiative und der Förderverein der Eichendorffschule nicht nur aufmerksam auf das ansteigende Raum-Problem vor Ort, sie suchen zudem weitere Ideen zur Lösung desselben sowie Mitstreiter und Förderer. Wer sich einbringen und Erfahrungen schildern möchte, Vorschläge, Anregungen oder Visionen hat: Christian Voigt hat unter der Rufnummer 02841/8881655 jederzeit ein offenes Ohr. Mails können an meerbeck.hochstrass@gmx.de gesendet werden.

Autor:

Monika Meurs aus Moers

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

14 folgen diesem Profil

7 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.