Loveparade: Demonstranten fordern Sauerlands Rücktritt

Demo-Organisator Markus Schröder. Foto: Hannes Kirchner
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Rund 200 Menschen versammelten sich am Donnerstag zu einer Demonstration vor dem Duisburger Rathaus, forderten lautstark den Rücktritt von OB Adolf Sauerland. Donnerstag, 10 Uhr, Burgplatz: Mit Parolen wie „Sauerland raus!“ und „Wir haben die Schnauze voll!“ machen sie ihrem Zorn und Ärger Luft, prangern die Verantwortlichen für das tragische Unglück bei der Loveparade an, das so viele Opfer forderte.
„Ich entschuldige mich als Duisburger bei allen Angehörigen der Opfer“, ruft Markus Schröder, privater Organisator der Demonstration, der Menge zu. Und erhält für diese Aussage ebenso lauten Beifall wie für sein Statement: „Wir sind hier, um den Druck auf die Politik zu erhöhen und den Rücktritt der Verantwortlichen zu fordern“. Immer wieder ergreifen Teilnehmer der Demo das Megaphon, schreien ihre Empörung heraus: „Alle die, die ihr Okay gegeben haben, gehören auf die Anklagebank!“ „Wenn die Loveparade gelungen wäre, hätte der OB gerne die Verantwortung übernommen. Also soll er es auch jetzt tun!“ „Es geht nicht nur um das Strafrecht, es geht um die moralische Schuld!“
„Jeder kann hier seine Meinung sagen, das ist gut so“, kommentiert Organisator Markus Schröder den Verlauf der Demo. Der 40-jährige Duisburger war selbst bei der Loveparade dabei, feierte am Samstag ahnungslos, wusste nicht, dass seine Nichte Chantal und deren Freundin in der Gefahrenzone Todesängste ausstanden. Die unsägliche Pressekonferenz am Sonntag war es dann, die Markus Schröder zur Tat schreiten, die Demonstration genehmigen und Flugblätter verteilen ließ: „Da hab‘ ich einen dicken Hals bekommen.“
Die Stimmung ist hochgradig emotional, droht mitunter in Aggression zu kippen. „Hauptsache, es bleibt friedlich“, mahnt Schröder die Teilnehmer, „wir wollen hier kein Chaos haben!“
So laut und aufgebracht die Menge mitunter reagiert, so mucksmäuschenstill ist sie im Moment einer spontan eingeforderten Schweigeminute.
„Ich finde es gut, dass sich die Jugendlichen so organisieren, um der Opfer und ihrer Angehörigen zu gedenken“, sagt Ursula Kullins, die gemeinsam mit ihrem Mann Georg zur Demo gekommen ist. Nicht in die „Sauerland raus“-Rufe wollte Heidi Seeger einstimmen, „aber Strafe sollten die Verantwortlichen kriegen“. „Das alles wäre nicht so eskaliert, wenn der Oberbürgermeister auf das tragische Unglück anders reagiert hätte“, erklärt eine Teilnehmerin, die nicht genannt werden will.
„Die Pressekonferenz am Sonntag war der reinste Hohn, eine Schande für Duisburg“, urteilt auch Wolfgang Nachtwey. „Morddrohungen gegen den OB kann ich aber nicht gut heißen!“ Nachtwey – selbst am vergangenen Samstag zum Zeitpunkt der Katastrophe im Tunnel, allerdings auf der zweiten, kleineren Rampe – zeigt sich – wie viele andere aber enttäuscht, dass sich kein offizieller Vertreter der Stadt sehen lässt.

Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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