Forsch gefragt: Will Moers "MO"?

200 deutsche Städte, die ehemals durch ein Kfz-Kennzeichen auf den Straßen repräsentiert wurden, zeigen Interesse an der Möglichkeit, ihr Kennzeichen zurück zu bekommen oder zu erhalten. Die Heilbronner Initiative - ein Forschungsprojekt der Hochschule Heilbronn - untersucht in vielen Städten das Interesse der Bevölkerung am „Alt-Kennzeichen“ oder am Erhalt der Kennzeichen.
Am Freitag, 27. Mai, werden ab 9.30 Uhr auch in Moers in der Fußgängerzone und auf dem Markt am Neumarkt die Bürger zu diesem Thema befragt.

Eine Vielzahl deutscher Städte und Gemeinden hat in den vergangenen 40 Jahren ihr Kfz-Kennzeichen verloren. Grund waren die zahlreichen Um- und Neustrukturierungen der Landkreise. Nach Ansicht von Prof. Dr. Ralf Bochert von der Hochschule Heilbronn verzichten diese damit auf ein wichtiges Identitätsmerkmal. Selbst die wirtschaftliche und touristische Vermarktung gestalte sich, dem Leiter der Fachgebiete Volkswirtschaftlehre und Destinationsmanagement im Studiengang Tourismusmanagement zufolge, wesentlich schwieriger. „Städte verlieren mit dem eigenen Kfz-Kennzeichen ein Stück ihrer Außenwirkung. Auch wenn es sich nur um zwei oder drei Buchstaben handelt, entscheidend ist nicht zuletzt die Wertigkeit des Trägermediums. Das Kulturobjekt Automobil erhöht die Bedeutung von Kennzeichen um ein Vielfaches,“ meint Bochert.

Daher hat der engagierte Wissenschaftler 2010 die Heilbronner Initiative „Kennzeichenliberalisierung“ gegründet. Als Modell schlägt er die kostenneutrale Lösung des Main-Kinzig-Kreises in Hessen vor, wo die kreisangehörige Stadt Hanau durch das Kennzeichen HU, das übrige Kreisgebiet jedoch durch MKK repräsentiert wird: „Mehrere Kennzeichen in einem Landkreis ist ein Königsweg, der ein kleinräumigeres Zugehörigkeitsgefühl auch in den großen Kreiszuschnitten ermöglicht.“ Die harmonische Zusammenarbeit auf Kreisebene werde durch diese Möglichkeit gestärkt. Die Erhaltung von Kennzeichen sei also keine Frage des Könnens, sondern des politischen Willens, sagt Bochert. „Ich sehe, auch wenn das etwas pathetisch klingt, durchaus ein Recht auf den eigenen Namen im Kennzeichen, das den Städten genommen werden soll“, so Bochert, „man kann sich ein wertvolles identitätsstiftendes Symbol sichern.“

Um herauszufinden, wie die jeweilige lokale Bevölkerung zu dieser Idee steht, wurden dazu bereits in den Jahren 2010 und 2011 mehr als 20.000 Personen in über 100 deutschen Städten im Rahmen des Projekts befragt. Die Ergebnisse waren: Die große Mehrheit von gut 73 Prozent der Befragten in den Städten äußert den Wunsch zur Rückkehr zu ihrem Altkennzeichen, zwölf Prozent sprechen sich für die Beibehaltung der aktuellen Situation aus.
Schlussendlich seien die Entscheidungen, wenn man um den Bürgerwillen wisse, dann auf der politischen Ebene zu treffen. Inzwischen sei allerdings bereits eine klare politische Tendenz auszumachen, nach der die Projektidee in vielen Bundesländern positiv getragen werde.

Insbesondere die unterstützende Entscheidung der Verkehrsministerkonferenz vom 6. April, eine Lockerung der entsprechenden Vorschriften der Fahrzeugzulassungsverordnung anzustreben, eröffne nun realistische Chancen für eine Umsetzung der Idee mehrerer Kfz-Kennzeichen in einem Landkreis.

Autor:

Monika Meurs aus Moers

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

14 folgen diesem Profil

14 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.