„Die Innenstadt blutet aus!" - Öffentlichkeitsbeteiligung zur Entwicklung der Moerser Innenstadt
Bei einem Spaziergang durch die Moerser Innenstadt fallen einige sehr schöne Ecken auf. Genauso gibt es aber auch einige Ecken, die von den Moersern als kleine „Schandflecke“ gesehen werden. Um über die Zukunft der Innenstadt zu diskutieren, lud die Stadt Moers alle Interessierte in die Stadtkirche ein.
Am Eingang der Kirche sind Luftbilder der Innenstadt aufgehangen. Mit kleinen roten und grünen Punkten sollen die Besucher der Veranstaltung markieren, wo sie sich in der Moerser Innenstadt wohl fühlen, und wo nicht. Für Ruth Schwelm ist dies ganz klar: „Ganz dringenden Verbesserungsbedarf sehe ich an den Haltestellen am Bahnhof. Da sind sehr viele nicht Sesshafte vor denen viele ältere Leute Angst haben. Zudem ist das ein sehr schlechtes, erstes Bild, wenn man mit der Bahn in Moers ankommt.“ Zufrieden ist die Schwafheimerin hingegen mit dem Stadtpark und dem Altmarkt, wobei „es schade ist, dass es hier zum Teil so viele Leerstände gibt.“
Eher skeptisch ist auch Bernd Empelmann: „Der Durchstich am Bahnhof war total unnötig. Eine Sanierung musste es geben, ja, aber alles andere war überflüssig. Die 150 Meter kann man auch gehen. Hoffnung macht Empelmann, „dass sich bei der alten Post endlich etwas tue.“ Als Kleinod wird von vielen die Altstadt empfunden. Diese sollte, so Reiner und Marion Paust, auch nachhaltig unterstützt werden. Aus verkehrstechnischer Sicht schwierig empfindet Marin Paust die Kreuzung Wilhelm-Schroeder-Straße/Rheinberger Straße: „Das ist zum Teil sehr unübersichtlich dort.“
Einig sind sich fast alle Besucher der Veranstaltung beim Thema „Grafengalerie / ehemaliges Horten-Gelände“: „Das ehemalige Horten-Gelände ist eine totale Katastrophe. Der Trümmerhaufen dort ist einfach nur hässlich“, bringt es Doris Plate auf den Punkt. Zudem verstehe sie nicht, warum man dort ein Einkaufscenter bauen wollte, „obwohl die Innenstadt doch eh ausblutet.“ Plate rät an die Einzelhändler zu denken, die eh schon mit dem Überlegen kämpfen.
Thorsten Kamp, technischer Beigeordneter der Stadt Moers, weist auf die enorme Entwicklung hin, die in den letzten 20 bis 30 Jahren geschehen sei: „Viele, die hier aufgewachsen und später wiedergekommen sind, haben ihre Stadt nicht wiedererkannt. Es hat sich enorm viel getan.“ Aber natürlich gäbe es auch noch Verbesserungspotential, denn die Innenstadt sei das Herz der Stadt und „hat für viele nicht nur eine Funktion, sondern auch eine Emotion.“ Darum will die Stadt auch gemeinsam mit den Bürgern überlegen, welche Schritte im Rahmen der Fortschreibung des „moersKonzept I masterplan innenstadt I integriertes Handlungskonzept“ durchgeführt werden sollen.
Bei der anschließenden Diskussion wiesen einige Bewohner auch daraufhin, dass es an einem Lebensmittelmarkt in der Innenstadt fehle. Ebenso wurde die Verlegung des Busbahnhofes zum Neuen Wall thematisiert und als schwierig eingestuft. Auch Plates Meinung, dass ein neues Einkaufszentrum in Konkurrenz zu den Geschäften auf der Steinstraße stehen könnte, vertreten viele Anwohner. Einer schlägt vor, dass der freigewordene Platz viel besser zum innerstädtischen Wohnen verwendet werden könne. Im nächsten Schritt werden jetzt die Ideen der Bewohner in den verschiedenen Gremien besprochen.
Kommentar
In der Innenstadt zu wohnen hat definitiv viele Vorteile. Man ist nah am Geschehen dran und kann abends noch kurz in eine Kneipe „huschen“ um anschließend wieder Heim zu gehen. Schwieriger wird’s hingegen wenn man spontan mal zwei Eier oder etwas Mehl benötigt – und nicht gerade Markt ist. Ein Lebensmittelmarkt fehlt wirklich in der Innenstadt. Ebenso Bauchschmerzen bereitet mir der Umbau des alten Rathauses und der damit einhergehende Verlust des Schotterplatzes als Möglichkeit zum Parken. Wer samstags mal mit dem Auto in der Innenstadt unterwegs ist, kennt die leidige Parkproblematik nur zu gut. Bleibt also zu hoffen, dass eine parkfreundliche Lösung gefunden wird.
Autor:Sarah Dickel aus Moers |
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