Bürger fordern: „Entschädigungsfond einrichten!“

Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland bei der Pressekonferenz am Tag nach der Katastrophe, die zur Blamage für die Verantwortlichen wurde. WA-Foto: Preuß
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Mit 20 Toten und 511 Verletzten artete das als friedliche Spaßveranstaltung geplante Techno-Festival in Duisburg zur Katastrophe aus. Rücktrittsforderungen gegenüber den Verantwortlichen, allen voran Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU), werden immer massiver. Nicht nur der politische Gegner verlangt Konsequenzen, auch aus den eigenen Parteireihen wächst die Kritik. So legte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl, im „Handelsblatt“ den Verantwortlichen den Rücktritt nahe.
Doch wer ist aus Sicht der Bürger verantwortlich zu machen? Was verlangen die, die selbst nur knapp dem Unglück entkommen sind? Erstaunlicherweise nicht unbedingt Rücktritte.
„Ich war im Tunnel und bin selbst bewusstlos geworden. Ich habe Tote gesehen, es war der Horror. Schuld sind die Veranstalter, die Menschenmassen auf einem kleinen Gelände zusammenpferchten. Rücktritte nützen jetzt allerdings niemandem. Man sollte die Hinterbliebenen entschädigen“, erklärt Mary Ahrens (20). „Ich war auch in dem Tunnel und bin selbst in Panik geraten. Ich musste mich aber zusammenreißen, weil meine Kusine bereits ohnmächtig war. Ich hatte Glück im Unglück. Man hätte die Veranstaltung abbrechen müssen, eine Loveparade darf es nie wieder geben. Ob der Bürgermeister zurücktritt oder nicht, ist belanglos“, meint Sabrina Kasper (20). „Meine Tochter war auf der Loveparade, und ihr ist zum Glück nichts passiert. Allerdings war die Veranstaltung schlecht organisiert und hat gezeigt: Duisburg kann‘s nicht. Viele Menschen mussten sterben, das kann man nicht wieder gutmachen. Rücktritte bringen da rein gar nichts“, urteilt Marion Franz (45).
„Ich war auf der Loveparade, aber zum Glück nicht zum Unglückszeitpunkt im Tunnel. Woran‘s lag? Unsicheres Gelände, überforderte Ordnungskräfte und zuviel Drogen und Alkohol auch bei Minderjährigen. Veranstalter und Stadt sollten sich angemessen entschuldigen und einen Entschädigungsfonds einrichten“, fordert Jennifer Ademovic (26). Fuat Pala (23) allerdings will den Duisburgs Oberbürgermeister nicht länger im Amt sehen: „Das war sinnlos geplant. Die Leute sind ohne Grund gestorben, als sie in dem Tunnel einfach steckengeblieben sind. Der Oberbürgermeister wollte die Loveparade unbedingt in Duisburg haben. Also sollte er auch zurücktreten, finde ich. Die Veranstalter können meiner Meinung nach nichts dafür.“

Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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