Altes Haus, mach dir nichts draus…

Das Utforter Rathaus, aufgenommen im Jahr 2012
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Utforter Rathaus - ein Trauerspiel

Bei der Sitzung des Stadt Bau- und Planungsausschusses vom 22. Juni nach 2017 wurde der Sachstand zum geplanten Umbau und Neubau Utforter Rathaus von Thorsten Kamp, dem technischen Beigeordneten der Stadt Moers im Ausschuss noch einmal vorgestellt, wobei er hier im Wesentlichen die bereits bekannten Pläne des Architekturbüros Bellinger noch einmal darstellte, neue Erkenntnisse wurden den Bürgern nicht vorgetragen.

Im Alten Utforter - Rathaus sollen im Erdgeschoß eine Arztpraxis und in den Obergeschossen 17 Sozialwohnungen eingerichtet werden. Kamp verwies darauf, daß die Bau-Substanz im Inneren des Rathauses noch erbarmungswürdiger anzusehen sei, als derzeit die äußere Fassade

Als Bürger der Stadt Moers fragt man sich wie es dazu kommen konnte, dass die Stadt ein ihrem Besitz befindliches Gebäude, noch dazu ein so besonderes Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, derart verrotten lassen konnte. Gerade der Denkmalschutz sollte doch Veranlassung sein, das Haus ganz besonders zu pflegen und erhalten.

Als „Wahrzeichen kommunaler Einigkeit und Stärke“ wurde das Rathaus Rheinkamp 1912 bei seiner Fertigstellung gefeiert. Am 20. April 1912 schrieb der „Grafschafter“ zur feierlichen Eröffnung, der Neubau sei ein „Rathaus, um das sie manche alte Stadt beneidet.“ es werde als „Wahrzeichen kommunaler Einigkeit und Stärke“ wahrgenommen. Der große Sitzungssaal im ersten Stock war der „würdige Mittelpunkt der jungen Gemeinde“. Gemeindebaumeister Schreyer hatte ihn mit Holzbalkendecke und Wandbekleidung aus deutscher Eiche ausgestattet.

Das alte Utforter Rathaus, einst als Rathaus der Gemeinde Repelen – Baerl, (später der Gemeinde Rheinkamp) in den Jahren 1910 bis 1912 errichtet, erlebte viele Bürgermeister, zahlreiche Sitzungen des Gemeinderates, es überstand die schwere Zeit des ersten Weltkrieges, die Wirren der Weltwirtschaftskrise, die Weimarer Republik, die Nazizeit, den Bombenhagel in unmittelbarer Nähe, mit einem Trommelfeuer auf das Gebiet vor den chemischen Werken, mehrere Bombentreffer im Rathaus selbst. Lediglich der stolze Uhr -Turm des Rathauses ging verloren.

Auch in den Nachkriegsjahren diente es der Gemeinde Rheinkamp, bis zu deren Eingemeindung in die Stadt Moers, als Rathaus. Ab 1985 wurde es etliche Jahre als „Bergamt Moers“ verwendet. Man darf annehmen, dass in dieser Zeit Miet- oder Pachteinnahmen angefallen sind.

2008 - "Das Haus gilt nicht als Sanierungsfall"

Seit 2008 steht das Haus leer. Damals, bei Auszug des Bergamtes schrieb die Rheinische Post (10.04.2008) "Das Haus gilt nicht als Sanierungsfall wie etwa das wesentlich jüngere Alte Rathaus in Moers. Vor vier Jahren wurden sogar noch neue Brandschutztüren eingebaut. Im Keller ist der SPD-Ortsverein Rheinkamp Untermieter. Die AG 60plus wie das Archiv der Arbeiterbewegung Niederrhein sind dort beheimatet. Unter dem Dach ist das Archiv des Bergbauvereins Rheinpreußen untergebracht."
Zwischenzeitlich waren noch einmal Dienststellen der Stadt hier einquartiert, während des Umbau des neuen Rathauses.

Eine Binsenweisheit, die jeder private Gebäudebesitzer kennt, ist es eigentlich, dass sich ein Gebäude im Laufe der Jahre abnutzt, dass Reparaturen anfallen, dass ab und an die Leitungen erneuert werden müssen, gelegentlich muß das in der Erde liegende Mauerwerk neu gegen Feuchtigkeit isoliert, das Dach neu gedichtet werden.

Die Gebäude in städtischem Besitz gehören den Bürgern dieser Stadt !
Der Beobachter fragt sich, wieso die Verwaltung dieser Stadt nicht auch diesen einfachsten Grundsätzen der Substanz-Erhaltung folgt und „unseren“ Besitz derart sträflich vernachlässigt, dass er derart herunterkommen konnte.

Zum Schluß fand sich niemand mehr, der das Gebäude auch nur geschenkt hätte haben wollen.

So kam es dazu, dass man es für einen symbolischen Preis an die Zumwinkel - Gruppe „verschenken“ musste, allerdings ließ diese sich nur durch eine großzügig zu nennende Morgengabe, einen Grundstücksdeal mit für Utfort geradezu traumhaften Bodenpreisen, zur Übernahme des Grundstückes nötigen.

Autor:

Hansfried Münchberg aus Moers

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