Familien-Drama: Diebe und Unheilsbringer vom Pech verfolgt

Eine kleine Elster. Fotos: Marjana Kriznik
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Eine Tragödie spielte sich in den vergangenen Tagen im Garten ab. Ein Küken nach dem anderen eines Elstern-Paares wurde dezimiert. Die Eltern hatten sie scheinbar aufgegeben. Trotz aufopferungsvoller Pflege mit Fütterversuchen verstarb ein Küken. Bleibt die Frage: Ist es möglich, Vogelküken zu retten, wenn Vogeleltern sich nicht um ihre nestflüchtigen Jungen kümmern?

Sie gelten in manchen Kulturen als Unglücksboten: Aber unglaubliches Unheil ereilte in den vergangenen Tagen ein Elstern-Pärchen selber: Die verwaisten Elstern-Eltern beklagen drei tote Küken. Bis jetzt. Es war zum Steinerweichen. Man konnte es nicht mitansehen. Jeden Tag purzelte ein weiterer schwarzweißer Federbausch vom Baum, in dem sich das Nest befindet und blieb einsam im Gras sitzen. Da saß das putzige kleine Kerlchen also: Eine knuffige Mini-Elster. Von den Eltern keine Spur. Man hörte sie lamentieren, würde sich jemand von ihnen kümmern? Man weiss jedoch, dass man Elsterneltern die Chance geben muss, sich um ihre nestflüchtigen Jungen zu kümmern. Also hieß es: erst einmal abwarten, ob sie kommen. Einige Zeit darauf, oh Schreck: Stolzierte die Nachbarskatze am Zaun vorbei. Zwischen ihren Zähnen trug die Getigerte einen schwarzweißen Feder-Bausch. Schluck. Schäk-schäk-schäk hörte man kurze Zeit später das kurz abgehackte Schackern der aufglelösten Eltern. Groß war deren nicht enden wollendes Gezeter.

Trotz Fütterversuch verendet

Bereits vorgestern saß ein anderes Schwarzweißes an selber Stelle. Wie Experten raten, sollte man zunächst abwarten, bevor man eingreift. Also: Bis zum Abend gewartet. Ferngehalten. Nachdem das Kerlchen immer noch wie angewurzelt dasaß, wurde ein Schuhkarton kuschelig ausgepolstert und eine Pflegestelle im heimischen Wohnzimmer errichtet. Pipette aus der Apotheke besorgt und erste Fütterversuche unternommen: Puh, war das anstrengend, das Kleine machte partout den Schnabel nicht auf. Spätabends war es dann leider verstorben.

„Das Elsterneltern, wie Vögel im Allgemeinen, sich nicht um ihre Jungen kümmern, geschieht nur, wenn sie selbst umgekommen sind oder wenn sie denken, es lohnt sich nicht, weil die Brut krank ist“, weiß Natascha Steiger vom NABU Krefeld. Letzteres wird in der Fachsprache Fitnessgewinn genannt. Fitness meint: Die Überlebenswahrscheinlichkeit. Natur kann ganz schön grausam sein. Rabenvögel, zu denen Elstern ja zählen, kümmern sich bis zum Herbst um ihre Küken, füttern diese. Elsternjungen seien wie Säuglinge recht hilflos, weiss die Vogel-Fachfrau. Nach der Nestflucht hüpfen sie umher, bis sie die Muskulatur sich soweit ausgebildet hat, dass sie mit ersten Flugversuchen beginnen können.

Wie soll man sich verhalten, wenn man auf (Elstern)junge trifft? „Zunächst einmal völlig fernhalten“, so Steiger. "Nestflüchtige Elstern werden von den Altvögeln im Revier weiterhin betreut", so Steiger. Bemerkt man jedoch, dass keine Eltern auftauchen, kann man versuchen, das Küken selbst aufzupäppeln oder in die Obhut von Fachkundigen, etwa dem NABU übergeben. „Geeignet ist ein Traubenzucker-Wasser-Gemsich oder eingeweichtes Beo-Futter“, weiss die Vogelfreundin. „Aber man sollte sich im Klaren darüber sein, dass das ein längeres Projekt ist.“ Besser sei es auf jeden Fall, wenn die Eltern sich kümmerten. Denn von Menschen aufgezogene Elstern verlören die Angst vor diesen.

Bleibt abzuwarten, ob noch weitere Jungvögel des Paares auftauchen, oder vielmehr vom Baum fallen. Jedenfalls: Das Paar, um das es hier geht, wird sich vermutlich trennen nach dem mißlungenen Versuch, eine Familie zu gründen. Grausame Natur. Die Nachbarn wollen ihrem Stubentiger jetzt ein Glöckchen umhängen. Viel mehr Sorgen bereitet denen sowieso: Der Marder in deren Haus-Dach. Aber das ist eine andere Geschichte....

Info:

Elstern, die im übrigen überaus intelligent sind, leben in lebenslanger Monogamie mit ihrem Partner. Paare trennen sich nur, wenn sich erfolglose Bruten häufen. Die Gelegegröße beträgt in der Regel zwischen vier und sieben Eiern. Nach etwa 24 bis 30 Tagen verlassen die Küken das Nest. Jungvögel, die noch nicht fliegen können, bleiben in Deckung und bewegen sich flügelschlagend. Nach etwa 45 Tagen beginnen die Küken, selbst am Boden nach Nahrung zu suchen, werden jedoch weiterhin von den Eltern mitbetreut. Wenn sie fliegen können, werden sie zum gemeinsamen Schlafplatz geführt.
In manchen Kulturen, wie auch in Westeuropa, galten bzw. gelten die Vögel als Unglücksboten (germanische Mythologie,) in China und Japan hingegen gilt die Elster als Glücksbotin, die ein besonders freudiges Ereignis ankündigt.
Theoretisch kann die Elster bis zu 16 Jahre alt werden.

Siehe hierzu auch: Jungvögel am Boden sind nicht in Not.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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