Andrea Frenkel ist Peer-Beraterin bei der EUTB und bietet Hilfe für depressiv erkrankte Menschen
Vertrauensvolle und empathische Wegbegleitung

Andrea Frenkel, Peer-Beraterin bei der EUTB, und Fachkraft Sandra Böhnke helfen Ratsuchenden und begleiten sie vertrauensvoll. | Foto: Heike Cervellera
  • Andrea Frenkel, Peer-Beraterin bei der EUTB, und Fachkraft Sandra Böhnke helfen Ratsuchenden und begleiten sie vertrauensvoll.
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Vertrauen aufbauen, offene Gespräche führen, einfach Hilfe von anderen Menschen für die weitere Lebensführung bekommen. Wie hilfreich kann all das sein, vor allem in Krisen-und Konfliktsituationen. Doch für viele Ratsuchende stellt sich dann die Frage: An wen kann ich mich eigentlich wenden, wenn das so dringend nötige „offene Ohr“ im privaten Umfeld fehlt? Gut, dass es die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung Kreis Wesel, kurz EUTB genannt, gibt.
Beraten werden dort Menschen mit einer Behinderung, einer drohenden Behinderung und auch deren Angehörige, Kollegen und Freunde. Ein wesentlicher Bestandteil bei der EUTB ist die Peer-Beratung - Gespräche, die auf Augenhöhe geführt werden. Kurzum: Betroffene helfen Betroffenen. Eine der insgesamt fünf Peer-Beraterinnen und Berater ist Andrea Frenkel.
Die Moerserin litt selbst unter einer schweren Depression. Doch, bis sie sich diese selbst eingestand, vergingen Jahre. 2009 fing alles an, im Jahr 2012 verstärkte sich die Erkrankung. „Ich hatte enorme Erschöpfungszustände, arbeitete teilweise bis zu 70 Stunden in der Woche. Es stellte sich eine totale Überforderung ein, die sich irgendwann auch körperlich zeigte. Ich bin öfter auch einfach mal umgekippt. Man sucht ja dann zunächst erst immer eine organische Ursache. Als diese ausgeschlossen wurde, dachte ich zuerst an „Burn Out“. An eine reine Erschöpfung, die sich mit ein bisschen Urlaub oder ein paar freien Tagen wieder in den Griff kriegen lässt. Mit der Zeit wurde mir aber klar, dass es sich um eine Depression handelte. Ich musste es mir selbst eingestehen und hab mich in stationäre Behandlung gegeben“, erklärt die 48-Jährige im Gespräch mit dem Wochen-Magazin. „Vor allem die sozialen Kontakte litten unter der Erkrankung. Manchmal wollte ich mir einfach nur die Decke über den Kopf ziehen.“

"Wir sehen uns als Lotsen, mehr noch als Impulsgeber"

Heute geht es Andrea Frenkel sehr gut. Eine Depression sei gut behandelbar, sagt sie. Gemeinsam mit den anderen ehrenamtlichen Peer-Beratern sehe sie sich als Lotsin, mehr noch als Impulsgeberin, um den Ratsuchenden die bestmögliche Hilfe im sozialen Beratungssystem bieten zu können. So sollen die Hilfesuchenden auch schnell wieder ein selbstbestimmtes Leben führen können.
2016 stellte sich Andrea Frenkel beim Sozialpsychiatrischen Zentrum (SPZ) der Caritas Moers-Xanten vor. „Ich wollte den Menschen gerne ehrenamtlich helfen. Durch die Zusammenarbeit der Caritas, die gemeinsam mit dem Paritätischen Träger der EUTB ist, bin ich dann zur Peer-Beratung gekommen“, so die Moerserin weiter.
Die Beratung der EUTB umfasst alle Fragen zur Rehabilitation, zur Teilhabe am Arbeitsleben und zur Bildung, zur sozialen Teilhabe und zur Sicherung des Lebensunterhaltes. Dazu gehören unter anderem Themen wie zum Beispiel Schule, Ausbildung, Studium, Wohnen, Pflege und der allgemeine Umgang mit der Situation. Oft fehle es den Ratsuchenden nämlich an Mut sich telefonisch zu melden oder gar persönlich vorzustellen. Hier setze die Peer-Beratung an: „Durch die Hilfe von Betroffenen an Betroffene sollen mögliche Hemmschwellen abgebaut werden, der Kontakt niederschwellig, respektvoll und empathisch erfolgen“, macht Sandra Böhnke, Fachkraft der Teilhabeberatung, deutlich. „Man darf nicht vergessen, die Menschen, die bei uns Hilfe suchen, stehen enorm unter Druck und trauen sich eventuell nicht anzurufen. Für uns als hauptberufliche Fachkräfte ist die Peer-Beratung deshalb von so großer Bedeutung. Sie ist bereichernd auch für uns, ich lerne so viel durch sie!“

Beratung erfolgt telefonisch, im persönlichen Gespräch oder online

Die Beratung kann auch als sogenannte „Tandem-Beratung“ stattfinden, das heißt, als Gespräch mit einer Fachkraft und einer/einem selbst Betroffenen. Sie kann telefonisch, in einem persönlichen Gespräch oder online erfolgen, ist kostenlos und wird vertraulich behandelt. Auf Wunsch kann die Beratung aber auch anonym erfolgen. Für Andrea Frenkel ist die Peer-Beratung auch eine Art Hilfe zur Selbsthilfe: „Die Dankbarkeit und das Verständnis der Ratsuchenden geben mir sehr viel zurück.“
Angeboten werden Peer-Beratungen zu den Beeinträchtigungen Autismus-Spektrum-Störung, Körperbehinderung, Muskelerkrankungen, Angststörungen und Depressionen.
Die Beratungsbüros befinden sich in Moers am Hanns-Albeck-Platz 2, Tel: 02841-90 00 31 oder 90 00 32 (Offene Sprechzeiten: montags von 15 bis 18 Uhr und dienstags von 9 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung) und in Wesel an der Viktoriastraße 10, Tel: 0281-16 43 58 86 oder 16 43 58 87 (Offene Sprechzeiten sind mittwochs von 15 bis 18 Uhr sowie donnerstags von 9 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung).
Weitere Infos gibt es auch unter www.teilhabeberatung-kreis-wesel.de

Autor:

Nadine Scholtheis aus Moers

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