Up in the air!
Vom 21. bis 25. September fanden die zweiten Kamp-Lintforter Ballontage statt. Die beste Möglichkeit für das Wochen-Magazin-Team, auch einmal mit in die Luft zu gehen.
1783: Eine Frau lief an einem Kamin entlang. Wie damals üblich trug sie einen Reifrock unter ihrem normalen Rock. Ein Windzug blies ihr Rauch unter den Rock und daraufhin blähte sich dieser auf und schien nach oben steigen zu wollen. Bei jener Frau handelte es sich um niemand Geringeres als die Mutter von den Brüdern Montgolfier, die anschließend viele Experimente machen und am 21. November 1783 die ersten Menschen in die Lüfte schickten.
2016: Oft sieht man sie am Himmel. Große Ballone, die durch den Abendhimmel gleiten. Es muss schon ein besonderes Gefühl sein, in so einem Ballon mitzufahren. Die Erfahrung, dass es wirklich besonders ist, durften Heike Cervellera, Fotografin, und Sarah Dickel, Journalistin, am 21. September 2016 machen. Im Rahmen der zweiten Kamp-Lintforter Ballontage boten zahlreiche Anbieter, darunter skytours, die Gelegenheit, mit einem Heißluftballon in den Himmel zu steigen.
Mit einem großen, rechteckigen Korb geht es dann für 13 Personen, inklusive uns, bei schönstem Wetter auch in die Höhe. Andreas Wagner, unser Pilot, erklärt während des Aufbaus, der gemeinsam vorgenommen wird, einige wichtige Details: „Warm anziehen braucht ihr euch nicht. Die Temperatur oben ist genau die gleiche, wie hier unten. Es wird sogar eher noch etwas wärmer durch den Brenner.“
Nach dem gemeinsamen Aufbau heißt es dann: Schnell rein in den Ballon. Und dann geht alles auch schon relativ schnell. Wir steigen nach oben. Immer höher und höher: „Bis zu 1.200 Meter können wir hier nach oben steigen“, erklärt Wagner. Er hat einen genauen Plan dabei, auf dem die verschiedenen Lufträume eingezeichnet sind. Ein Blick nach unten machte deutlich, dass wir uns bereits in luftiger Höhe befinden und dass, ohne das wirklich bemerkt zu haben. Es ist eher ein Gefühl von Schweben.
Während wir die Aussicht über den Niederrhein bis hin nach Duisburg genießen, betont Wagner die Besonderheiten des Heißluftballons: „Ich kann den Ballon zwar um die eigene Achse drehen, abbiegen geht aber nicht.“ Wagner fährt seit 17 Jahren Heißluftballone. Für das Ballonfahren wird, genauso wie für das Segelfliegen, eine Pilotenlizenz benötigt. Mit dem Maximum von zehn Kilometer pro Stunde fahren wir über den Himmel des Niederrheins. Die Aussicht ist unbeschreiblich schön und durch die langsame Fahrt entsteht der Eindruck, dass man durch den Himmel gleitet. Ganz tief unten sieht man hier und da ein paar Personen, ab und zu mal ein paar Kühe, die verwundert den Kopf heben und sich zu fragen scheinen, was die winzig kleinen Menschen da oben machen.
Circa eine Stunde sind wir in der Luft. Die Zeit vergeht, im wahrsten Sinne des Wortes, wie im Flug. Kurz vor der Landung macht uns Wagner noch mal auf die Landevorkehrungen aufmerksam: „Haltet euch an den Seilen am Rand fest und wenn wir landen, bitte Knie nicht durchdrücken, sondern mitfedern.“ Dreimal ruckelt‘s und dann sind wir wieder auf dem Boden: „Jetzt aber bitte nicht alle auf einmal aussteigen, sonst haben gleich die letzten paar Personen ein Problem. Dann geht’s nämlich wieder nach oben“, so Wagner grinsend.
Während wir die Hülle wieder zusammenfalten, bereitet Wagner den zweiten Teil der Ballonfahrt vor: Die Taufe. Da damals das Ballonfahren vor allem dem Adel vorbehalten war, werden auch wir heute in den Adelsstand erhoben. Damit kommen natürlich auch Rechte und Pflichten daher, wie uns Wagner erklärt: „Für euch heißt es ab heute nur noch Ballon fahren, nicht fliegen, denn damals gab es das Fliegen noch gar nicht. Zudem seid ihr immer aufgefordert, wenn ihr irgendwo einen Ballon landen seht, zu helfen. Und als Drittes müsst ihr binnen 24 Stunden euren Adelstitel auswendig lernen.“
Gestatten, Herzogin Sarah, furchtlose Himmelsstürmerin aufgestiegen in luftige Höhen von 3.500 ff zu Issum. Und jederzeit wieder bereit für eine Ballonfahrt.
Alle Fotos: Heike Cervellera
Autor:Sarah Dickel aus Moers |
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