Ukrainerinnen lernen Deutsch im Nachbarschaftshaus
Mut und Hoffnung nicht verlieren
Anastasia, Yulia, Irina, Svitlana und viele weitere Ukrainerinnen versuchen sich ihren Mut und ihre Hoffnung nicht nehmen zu lassen. Zuhause, in Charkiw, spielen sich derzeit schreckliche Kriegsszenen ab, die Stadt wird bombadiert. Die Frauengruppe flüchtete aus der Ukraine und lebt seit März in einem Moerser Wohnheim.
Doch trotz der Ungewissheit und Traurigkeit, die meisten Männer sind in der Ukraine geblieben, um das Land vor der russischen Besatzung zu verteidigen, möchten die Frauen schnell die deutsche Sprache erlernen. Und das machen sie jetzt auch mit viel Motivation und Freude im SCI-Nachbarschaftshaus an der Annastraße.
„Ein paar Frauen kamen vor einiger Zeit zu mir und fragten nach einem Deutschkurs. Ich wollte sofort helfen und versprach, mich so schnell wie möglich zu melden, wenn die organisatorischen Dinge geklärt sind“, erinnert sich Jorge Escanilla Rivera, Leiter des SCI-Nachbarschaftshauses. Gesagt, getan - die Planung war dann ein Selbstläufer. Oxana ist selbst eine geflüchtete Ukrainerin. Die gelernte Dolmetscherin und Deutschlehrerin sagte sofort ihre Hilfe zu und leitet seitdem die Kurse im Wechsel mit Jorge Escanilla Rivera. „Alle verstehen sich prima. Es herrscht eine herzliche Atmosphäre. Vor allem ein gesunder Humor darf nicht fehlen. Gerade weil die Frauen schlimme Dinge im Krieg erfahren haben und jede Ablenkung wichtig ist“, so der Leiter des Nachbarschaftshauses. „Es wird uns schwer fallen, wenn wir uns irgendwann einmal trennen müssen.“ Anastasia nickt - dennoch möchten die Frauen so schnell wie möglich nach Hause, wenn der Krieg vorbei ist.
"Die Angst war immer präsent"
Drei mal pro Woche für jeweils zwei Stunden lernen die Ukrainerinnen die deutsche Sprache im modern und freundlich eingerichteten Nachbarschaftshaus. Dankbar waren sie für die herzliche Aufnahme, nun möchten sie sich auch selbst für andere Flüchtlinge einsetzen. „Wir wissen, wie schlimm der Krieg zuhause ist. Wir haben alles zurücklassen müssen“, erklärt Oxana. „Um Hoffnung zu geben, spielte Yulias Mann zuhause Gitarre und sang dazu. So konnte man die Sirenen und die Bombeneinschläge nicht so deutlich hören.“ Yulia zeigt das Video dazu auf ihrem Handy und hat dabei Tränen in den Augen. Anastasia berichtet, dass die Angst sehr groß gewesen sei. Man hätte beim Betreten eines Raumes nie gewusst, ist dieser sicher oder nicht. Es sei eine furchtbare Situation gewesen.
Fahrbarer Untersatz und Wohnungen dringend gesucht
Hier in Deutschland ist nun der Wunsch nach einem Arbeitsplatz und vor allem nach einer Wohnung sehr groß. Um von A nach B zu gelangen, zum Beispiel zum Einkaufen oder bei Arztbesuchen, benötigen die Frauen dringend einen fahrbaren Untersatz. Gerne ein Auto oder Fahrräder. Auch Haushaltsgeräte, wie zum Beispiel Kochutensilien, eine Mikrowelle oder ein Kühlschrank, werden dringend gebraucht. Da eine Frau an einer Darmerkrankung leidet, wird auch ein Dampfdrucktopf zur schonenden Garung der Lebensmittel benötigt.
Die Sachspenden nimmt Jorge Escanilla Rivera im Nachbarschaftshaus gerne entgegen. Zur Frauengruppe gehören auch zehn Kinder. Es werden deshalb Kita-und Schulplätze gesucht. „Drei schulpflichtige Kinder habe ich bereits angemeldet, sie haben leider noch keinen Platz bekommen“, bedauert Jorge Escanilla Rivera. „Das läuft leider sehr schleppend.“ Wer helfen möchte, egal in welcher Form, kann sich gerne bei ihm melden, Tel: 02841-8870527. Weitere Infos zum Nachbarschaftshaus unter www.nachbarschaftshaus.scimoers.de
Autor:Nadine Scholtheis aus Moers |
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