Hilfe für Angehörige von Menschen mit Behinderung
Mut machen und Ängste abbauen
Als Bärbel Grotenrath vor 31 Jahren ihre Tochter Stefanie zur Welt brachte, wusste sie, dass ihr Leben nun anders als geplant laufen würde. Bei der Kleinen wurde das Down Syndrom (Trisomie 21) festgestellt. „Das Leben mit einem Kind mit Behinderung ist eine bereichernde Erfahrung, aber auch eine Herausforderung“, erzählt die 64-Jährige.
In all den Jahren schöpfte die Moerserin viel Kraft und Mut, bekam Hilfe und Rat durch ihren großen Bekanntenkreis. Heute gibt Bärbel Grotenrath als Peer-Beraterin ihre Erfahrung und ihr Wissen an Familien und Angehörige von Menschen mit einer Behinderung weiter - bei der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung des Kreises Wesel, kurz EUTB genannt.
Beraten werden dort Menschen mit allen Behinderungsarten, Menschen, die davon bedroht sind, und auch deren Angehörige, Kollegen und Freunde. Ein wesentlicher Bestandteil bei der EUTB ist die Peer-Beratung - Gespräche, die auf Augenhöhe geführt werden. Kurzum: Betroffene helfen Betroffenen. Bärbel Grotenrath: „Mir ist es wichtig zu zeigen, dass es die EUTB gibt. Dass jemand da ist, der einem Rat gibt. Ich möchte durch meine Erfahrung zeigen, dass es möglich ist, mit einem behinderten Menschen ein gutes Leben zu führen - wenn die Hilfe da ist.“ Stefanie lebt momentan aufgrund der Corona-Pandemie bei ihren Eltern. „Da meine Tochter nur eingeschränkt selbstständig ist, möchte sie in Zukunft gerne in einer betreuten Wohnform für behinderte Menschen leben“, erklärt die Moerserin, die auch Mitglied im städtischen Behindertenbeirat ist.
Peer-Berater arbeiten Hand in Hand mit den Fachkräften der EUTB
Als sich die EUTB Ende 2018 gründete, war auch Bärbel Grotenrath bei der Eröffnungsfeier zu Gast. „Schnell war in Gesprächen klar, dass Frau Grotenrath Peer-Beraterin bei uns werden soll“, erklärt Andrea Schnock, Fachkraft der Teilhabeberatung. So entstand ein tolles Team von insgesamt fünf Peer-BeraterInnen, die Hand in Hand mit den Fachkräften der EUTB tätig sind. „Ein breit aufgestelltes Netzwerk mit anderen Beratungsstellen, wie zum Beispiel die Kokobe (Koordinierungs- Kontakt- und Beratungsstelle), macht den Austausch noch leichter“, so Schnock weiter. Bärbel Grotenrath möchte den Menschen vor allem Mut machen, ihre Ängste abbauen und Lotsin sein.
Die Beratung der EUTB umfasst alle Fragen zur Rehabilitation, zur Teilhabe am Arbeitsleben und zur Bildung, zur sozialen Teilhabe und zur Sicherung des Lebensunterhaltes. Dazu gehören unter anderem Themen wie zum Beispiel Schule, Arbeit, Wohnen, Pflege und der allgemeine Umgang mit der Situation. Die Beratung kann auf Wunsch auch als sogenannte „Tandem-Beratung“ stattfinden, das heißt, als Gespräch mit einer Fachkraft und einer/einem selbst Betroffenen. Sie kann telefonisch, in einem persönlichen Gespräch oder online erfolgen, ist kostenlos und wird vertraulich behandelt - auch anonym.
Beratungen zu allen Behinderungsarten
Angeboten werden Peer-Beratungen zu den Erkrankungen Autismus-Spektrum-Störung, allen Behinderungsarten, Muskelerkrankungen, Angststörungen und Depressionen.
Die Beratungsbüros befinden sich in Moers am Hanns-Albeck-Platz 2, Tel: 02841-90 00 31 oder 90 00 32 (Offene Sprechzeiten: montags von 15 bis 18 Uhr und dienstags von 9 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung) und in Wesel an der Viktoriastraße 10, Tel: 0281-16 43 58 86 oder 16 43 58 87 (Offene Sprechzeiten sind mittwochs von 15 bis 18 Uhr sowie donnerstags von 9 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung).
Wichtig: Persönliche Beratungen finden aufgrund der Corona-Pandemie aktuell nur nach Terminabsprachen statt. Weitere Infos gibt es auch unter www.teilhabeberatung.de
Übrigens: Am 21. März ist Welt-Down-Syndrom-Tag.
Autor:Nadine Scholtheis aus Moers |
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