Solidarität mit den lokalen Geschäften
Nicht nur aufgrund der erhöhten Cyberkriminalität in den letzten Jahren ist es ratsam den Gang in die örtlichen Fachgeschäfte dem Einkauf per Mausklick vorzuziehen, plädieren die ansässigen Betriebe.
„Beim Kauf im Internet bleibt insbesondere das Kauferlebnis auf der Strecke. Wir haben in unserem Laden über 300 Sorten Whiskey zur Auswahl. Die Kunden können daran riechen und auch mal eine Geschmacksprobe machen“, sagt Helga Weiss von der Tabakstube, Friedrichstraße 39. Einige Kunden kommen sogar von weit her, um sich in dem Fachladen für Whiskey und Zigarren im urigen Ambiente beraten zu lassen.
Auch Optiker bekommen immer mehr Konkurrenz im Internet. Verschiedene Anbieter werben mit günstigsten Preisen und bester Qualität. „Dabei bleibt die Fachberatung aber auf der Strecke. Nicht jeder kann jede Brille tragen“, beharrt Werner Peters von Sehen und Hören Peters auf der Homberger Straße 51. Weiter sagt er: „Die Brillen virtuell aufzusetzen ist nicht vergleichbar mit einer realen Anprobe. Das Gestell muss von allen Seiten betrachtet werden. Außerdem wissen Optiker oft schon im voraus, welche Brille zu welchem Gesicht passt. Da sind die Kunden oft sogar erstaunt wie gut ihnen eine Brille steht, die sie sonst nie ausprobiert hätten.“ Bei einer Reklamation können sich die Kunden außerdem darauf verlassen, für den Übergang eine Ersatzbrille zu bekommen. Bei einem Internetkauf müssen sie die Brille erst einschicken und in der Zwischenzeit dann häufig ohne klarkommen.
Seit einigen Jahren boomt die Urlaubsbuchung über das Internet. Aber auch hier lauern viele Tücken. „Häufig sind die Angebote im Internet nicht einmal günstiger als im Reisebüro vor Ort. Viele Zusatzkosten lauern im Kleingedruckten“, warnt Christina Rimpel, Mitarbeiterin im Reisebüro Kios West, Homberger Straße 2.
Ihre Kollegin Stefanie Herhold fügt hinzu: „Die Beratung, die die Kunden bei uns bekommen, haben sie online nicht. Bei uns bekommen sie Antworten auf alle Fragen bezüglich Reiseunterlagen und Aufenthalt. Wenn es auf der Reise Probleme gibt, können sie sich außerdem immer an uns wenden. Bei der Online-Vermittlung von Reisen sitzen meist Studenten an den Telefonen, die eigentlich keine Ahnung von der Branche haben.“
Nicola Riegel-Dunkel von Juwelier Riegel, Länglingsweg 65 c, ist das Problem des Online-Kaufes ebenfalls bekannt. Sie sagt: „Es ist doch wichtig, die Produkte zu sehen und zu fühlen. Außerdem kann ein Batteriewechsel zum Beispiel nicht einfach im Internet durchgeführt werden.“
Noch problematischer wird es beim Online-Kauf von Pflanzen und Blumen. „Wenn man sich einmal die Kommentare auf ,trustesshops‘ anschaut, bekommt man teilweise eine Gänsehaut. Unmöglich, was teilweise an die Kunden augeliefert wird“, sagt Heiner Schlößer, Geschäftsführer des Gartencenters Schlößer, Römerstraße 19. Die Produkte seien auch nicht immer günstiger als im Fachhandel, wenn man die Kosten für Verpackungen und Transport mitberücksichtigen würde. Außerdem sei auch hier das Umtauschrisiko sehr hoch. „Im Fachhandel haben die Kunden immer einen Ansprechpartner“, so Schlößer. Grundsätzlich ist er zwar nicht gegen das Kaufen im Internet, aber wenn die Kunden online kaufen, sollten sie sich auf die Internetplattformen der Fachhändler ihres Vertrauens beschränken. „Auch wir liefern Ware online aus oder bieten den Kunden ein noch größeres Sortiment auf unserer Homepage. Die Ware kann dann entweder bei uns im Laden abgeholt werden oder wird direkt nach Hause geliefert. Der Unterschied ist, bei einem möglichen Qualitätsmangel können sie sich jederzeit an uns wenden“, meint Schlößer.
Wer das Online-Angebot des Fachhändlers nutzt, kann sich darauf verlassen, hohe Qualität geliefert zu bekommen. Ansonsten steckt hinter einem Online-Kauf häufig eine böse Überraschung. Es würde mit gefakten Bildern geworben und versteckte Kosten stünden erst auf der Endabrechnung. Um diesen Problemen aus dem Weg zu gehen, lohnt sich der Weg in den Fachhandel.
Neben der Sicherheit ein Produkt mit angemessener Qualität zu kaufen, bleibt so auch das gesellige Einkaufsvergnügen erhalten.
Denn mit der Familie oder der besten Freundin durch die Straßen bummeln, Dinge an- und ausprobieren und zwischendurch gemütlich einen Kaffee trinken, all dies ist online nicht möglich.
Sicher bringt das Internet auch viele Vorteile mit sich und das Einkaufen per Mausklick scheint bequemer, doch Datenklau und Qualitätsmängel sollten nicht in den Hintergrund gerückt werden. Neben diesen Faktoren steht auch das Überleben der lokalen Geschäfte im Fokus, denn wer nur noch im Internet kauft und keinen Wert mehr auf persönliche Beratung legt, darf sich auch nicht über Leerstände und vernachlässigte Innenstädte beschweren.
Autor:Laura da Silva aus Gelsenkirchen |
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