Tim Isfort zeigt sich optimistisch – Programm wurde im Live-Stream vorgestellt
„new ways to fly“ - kann das mœrs festival stattfinden?

Archie Shepp. | Foto: moers festival
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Unter dem Motto „new ways to fly“ wird das 49. mœrs festival vom 29. Mai bis zum 1. Juni, sofern Corona es zulässt, mit vielen neuen Entdeckungen, einem ganz besonderen Sound und Improvisation aufwarten. Und: Es gibt gleich mehrere Wiedersehen mit bekannten Künstlern.
Tim Isfort zeigt sich optimistisch, dass das Festival auch in dieser außergewöhnlichen Zeit stattfinden kann – noch ist jedoch alles ungewiss. In einer Live-Stream Pressekonferenz stellte der Künstlerische Leiter nun das Hauptprogramm vor.
„Mit dem 49. Festival befinden wir uns quasi am Vorabend des großen Jubiläums, dem 50. Festival in 2021. Für uns ein ganz besonderes Datum, zu dem wir ein ganz besonderes Programm entwickelt haben. Wir möchten in diesen ungewöhnlichen Zeiten ein Festival präsentieren, das Spaß und Mut macht, den Fokus erweitert und die Menschen zusammenbringt – in welcher Form auch immer das möglich sein wird.“ Ganze acht Monate arbeiteten Isfort und sein Team an dem umfangreichen Programm mit Künstlern aus aller Welt.

"Neue Musik" und "freie Improvisation"

Drei große Projekte widmen sich dem Spannungsfeld „Neue Musik“ und „freie Improvisation“.
Es gibt ein Wiedersehen mit der Band „Horse Lords“. Die junge amerikanische Band widmet ihr jüngstes Projekt Julius Eastman, sozusagen mit „Eastman goes Rock“. Vier Pianistinnen um die Folkwang-Professorin Patricia Martin, die einst selbst mit Julius Eastman arbeitete, spielen seine Musik im Original auf vier Flügeln.    Damit wird der vor 30 Jahren verstorbene, hierzulande fast unbekannte Minimal-Komponist und Performer Julius Eastman gleich zweimal in den Blick genommen.
Zudem wird das weltbekannte Ensemble „ChorWerk Ruhr“ zu Gast sein. Leiter Florian Helgath trifft auf Marc Schmollings Quintett. Gemeinsam tasten sie sich in Schmollings zarten Kompositionen und Improvisationen vor.
„Onceim“ heißt das französische Ensemble für die ganz außergewöhnlichen Projekte. „Sie werden mit rein akustischen Instrumenten zu hören sein“, so Tim Isfort. Gespielt wird die einmalige Zeitlupenmusik der 88-jährigen Komponistin Éliane Radigue, die seit den 1950er Jahren elektronische Musik konzipierte und ihre Erfahrungen und Klangvorstellungen inzwischen auf akustische Instrumente überträgt.
Auch Künstlerinnen aus São Paulo sind wieder in Moers zu Gast. Allen voran natürlich der diesjährige „improviser in residence“, Mariá Portugal. Aber auch Emilio Gordoa, der „improviser in residence“ aus dem vergangenen Jahr, wird dabei sein. Mariá Portugal stellt unter anderem das neueste Projekt ihrer Band Quartabê vor, das tief in die Tradition brasilianischer Musik eintaucht.
Besonders freut sich Tim Isfort über einen Fokus des Festivals, der viel Lebensfreude mit sich bringe. „Wir waren in Äthiopien unterwegs“, erklärt der Künstlerische Leiter. Deshalb liegt der Städtespot in diesem Jahr auf Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba. Kaÿn Lab spielen eine raffinierte äthiopische Art des Jazz - das heißt knackige Rhythmen und jede Menge Energie. Der norwegische Schlagzeuger Paal Nilssen-Love und seine 14-köpfige „Large Unit“ werden um zwei brasilianische und sechs äthiopische Musikerinnen erweitert, darunter der bekannte Tänzer Melaku Belay. „Das ist das Spektakel des Festivals“, freut sich Tim Isfort.

Gedenken an 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven

Das mœrs festival gedenkt zudem des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven. Die Gäste erwartet ein frischer Remix von Beethovens Sinfonien, Wolfgang Mitterer mischt diese zusammen, Wolfgang Puschnig und Herbert Pirker werden darüber improvisieren. Das „Auner Quartett“ präsentiert Beethovens Spätwerke und das Streichquartett um junge Musiker des Landesjugendorchesters NRW fügt ein weiteres Beethoven-Werk hinzu.
„Der Montag könnte auch „Johntag“ heißen“, führt Isfort aus. Gemeint ist die Performance des New Yorkers Künstlers John Zorn, der zwei aktuelle Kompositionen präsentieren wird, zusammen mit den Weltklasseinterpreten Sopranistin Barbara Hannigan und dem Pianisten Steve Gosling. Zorn soll außerdem ein unbegleitetes Solo spielen,
Ein Wiedersehen gibt es mit der charismatischen Camae Ayewa und ihrer Band Irreversible Entanglements sowie nach 31 Jahren auch mit Heiner Goebbels . Aus einem seiner jüngsten Theaterprojekte entstand die Band „The Mayfield“.

Kooperation mit dem Peng!-Festival

Einen Fokus legt Tim Isfort in diesem Jahr auch auf Projekte von und mit Frauen. Daher kooperiert das mœrs festival mit dem Essener Peng!-Festival und präsentiert mehrere Formationen, in denen die Damen das Sagen haben. Außerdem stellen drei international bekannte Improvisatorinnen ihr Projekt „51%“ vor. Joëlle Léandre, Maggie Nicols und Silke Eberhard laden jeweils weitere Musikerinnen dazu ein.
Im 3. Jahr soll auch der Kompositionswettbewerb „composer kids“ stattfinden. Tim Isfort: „Wir freuen uns auf viele Einsendungen. Traut euch und schickt uns eure Kompositionen.“
Isfort blickt hoffnungsvoll in die Zukunft und glaubt daran, dass das Festival stattfinden kann. „Ich freue mich auf Pfingsten!“ So viel steht zumindest jetzt schon fest - alle Förderer bleiben dem Festival trotz Corona-Krise treu.
Das Video der Pressekonferenz ist unter www.moers-festival.de abzurufen. Dort findet man auch das komplett geplante Programm.

Autor:

Nadine Scholtheis aus Moers

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