Hunderte Moerser nur knapp dem Tod entronnen
Moerser Bürger konnten sich auf die Wälle retten
Die Fluten des Hochwassers in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, im Sommer letzten Jahres, gemahnen an ein Ereignis das vor exakt 400 Jahren, in den Wintermonaten des Jahres 1622 die Stadt Moers und den Niederrhein heimsuchte. Nur knapp entkamen die Einwohner von Moers einer Naturkatastrophe, die weiter rheinabwärts etlichen Menschen das Leben kostete.
Im Europa des Jahres 1622 tobte in den Niederlanden, in Flandern, im Kölner- und Düsseldorfer Raum, wie auch in Westfalen, der 30 jährige Krieg. Moers war bisher von kriegerischen Handlungen verschont geblieben. Dank seiner ausgeklügelten Oranischen Befestigungsanlagen galt es als so gut wie uneinnehmbar.
Ein Ereignis das als bedrohliches Zeichen eines bevorstehenden Unheils angesehen wurde, spielte sich am Strand in der Nähe von Den Haag ( damals „Graffenhaag“) ab. Ein Zeitzeuge berichtet: „am Gestadt des Meeres war ein Walfisch, 38 Schuh ( 1 Schuh ca. 30 cm also 11,40 m) lang, dessen Kopf fast einem Schweinskopf gleich, gestrandet, da er alsbald verstorben, dies ward als Zeichen bevorstehenden Unheils gedeutet.“
Die Zeichen wurden wohl richtig gedeutet, denn es wurde ein besonders bitterkalter Winter, es war es lange Zeit so kalt, daß der Rhein zufror.
Die Druckschrift „Theatrum Europaeum des Mathaeus Merian, berichtete davon.
„In diesem Monat hat auch der Rhein mit Abgang des Eyses, sonderlich abwerts Rheinberg, dermassen sich ergossen, daß er viel Meilen Wegs und Land überschwemmet, viel Volk und Vieh ertränket und viel Schaden gethan. Die Bürger zu Mörs haben sich mit Weib und Kind auf die Wäll salvieren müssen“
Moers hatte zu dieser Zeit etwa 1600 Einwohner, die sich wohl fast alle auf die, zwei Jahre zuvor gerade erst fertig gestellten, Wälle der Befestigungsanlage retten konnten.
Die Häuser der Stadt waren damals nicht sonderlich hoch, etwa so hoch wie heute noch die Häuser im Klompenwinkel / Pumpeneck. Man kann davon ausgehen, daß der Großteil der Häuser bis zum Dach im Wasser stand. Die Gesamthöhe der Wälle war auf 25 Fuß (ca. 8 Meter) aufgebaut worden.
Wie es den Bewohnern der Dörfer ringsherum, also beispielsweise Utfort, Repelen, Baerl usw. erging, ist nicht überliefert
Allerdings half diese glückliche Rettung vor dem Wasser den Moersern nur bedingt, denn schon im folgenden Jahr wurden sie erneut heimgesucht, diesmal aber von einem besonders heimtückischen Feind. Nicht sichtbar, nicht hörbar, nicht spürbar kam diese Heimsuchung über die Stadt herein, da halfen auch die raffiniert ausgetüftelten Befestigungsanlagen nicht. Winzig kleine Krankheitserreger, eingeschleppt durch marodierende Landsknechtshorden raffte die Pest 900 Moerser, mehr als die Hälfte der Stadtbewohner, dahin.
Man kann nur hoffen daß nun, exakt 400 Jahre später, nicht wieder so ein fast unsichtbarer Krankheitserreger die Bürger dahinrafft !
Das letzte Mal das der Rhein in unserer Gegend fast ganz zugefroren war, war im Jahr 1963.
Autor:Hansfried Münchberg aus Moers |
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