mœrs festival 2023
Moers‘ Utopia: Projektion zur weltweiten Hauptstadt des Free Jazz

- Die lustige Truppe bei der Pressekonferenz
- Foto: Copyright: @mœrs festival.de
- hochgeladen von Klaus Denzer
Die Stadtoberen und die Moers Kultur GmbH gaben nun ein bislang völlig im Geheimen vorbereitetes Projekt bekannt. Und bald ist es soweit, der Spatenstich im Moerser Stadtpark: Pünktlich vor Pfingsten werden die Bauarbeiten beginnen – auf dem Gelände der ehemaligen Bolzplätze im Freizeitpark entsteht in drei mehrjährigen Bauphasen bis Pfingsten 2040 die „Moerph-Event-Hall“, ein modernes mehrstöckiges Jazzzentrum mit Hotel, Systemgastronomie und Parkhaus für bis zu 3.000 PKW, das ausschließlich für die Ausrichtung von Freejazz-Konzerten geeignet ist. Moers wird dadurch zur weltweiten Hauptstadt des Freejazz und sichert so auch langfristig den Fortbestand seines Jazzfestivals. Das Bauvorhaben ist mit einem Gesamtvolumen von knapp 7,1 Milliarden € angesetzt und nur Dank Unterstützung des Bundes, des Landes NRW und den Freimaurer*innen realisierbar. Die „Moerph-Event-Hall“ stellt damit Projekte wie die Elbphilharmonie Hamburg oder den Schnellen Brüter Kalkar in den Schatten. Zurzeit findet zudem rund um das Bauvorhaben mit der „ZAUN-MEGAMAX Europe 2023“ die größte Bauzaunmesse Europas statt: Anlässlich des 52. Jazzfestivals wurden im Moerser Freizeitpark rund 52 Kilometer Bauzaun eigens zu Demonstrationszwecken aufgestellt.
Dieses phantastische Vorhaben bleibt – leider -eine Utopie. Diese Illusion ist bei der zweiten Pressekonferenz zum diesjährigen Programm mit sehr viel Wohlwollen und Humor aufgenommen worden. Die Realität sieht allerdings auch sehr rosig aus. Nachdem im März das musikalische Programm vorgestellt wurde und nun die Auftritte fix terminiert sind, steht nun – sehr wichtig – das „Drum-herum“ fest.
Die Struktur des letztjährigen Festivals bleibt erhalten, die Haupt-Acts finden in der Festivalhalle und am Rodelberg, neuerdings charmant Amphitheater genannt, statt. Im Gymnasium Filder-Benden wird im Schulhof die im letzten Jahr so erfolgreich gestartete Reihe „Annex“ weiter geführt. Die autark von den Musikern organisierten Konzerten stellte sich ad hoc als ein Highlight heraus. Das Wohlfühl-Programm, bestehend aus Essen&Trinken, Einkaufen und Spaß haben, wird ausgebaut. An der Festivalhalle wird dieser Bereich, ebenso wie der Haupteingang, nach Westen verlegt, schräg gegenüber dem Eingang des Solimare. Somit sind beide Veranstaltungsorte, vom Rodelberg zur Festivalhalle und zurück, von Konzert zu Konzert, verkürzt über den idyllischen Fußweg verbunden. Am Rodelberg erhöhen deutlich mehr Stände das Angebot, am Gymnasium bieten exakt so viele Gastronomen wie im Vorjahr ihre Spezialitäten an.
Es ist ein erfreuliches Zeichen, dass sich die Zahl der Unterstützer des Festivals erhöht hat. Aus Moers engagieren sich: Die Volksbank Niederrhein, die das wunderschöne Projekt „Wo die wilden Kinder wohnen“ (Musikinstrumente kennenlernen für die Kleinsten, Workshops) unterstützen. Das Autohaus Rheims befördert wiederum die Musiker mit ihren Instrumenten via Elektro-Fahrzeuge von A nach B, zudem fahren das Piano- und Improvisermobil elektrisch. Bei dem Verkauf der MÖRZZ-Tickets engagieren sich Edeka Gerdes und Villa Wölkchen. Die Marschmann-Gruppe sorgt mit den mœrsfriends für die Unterhaltung in der Innenstadt, CAD Schroers optimiert das virtuelle „mœrsland“. Die Autovermietung MOVE sponsort die Elektro-Mobilität, damit die Fahrzeugflotte zu 100%ig elektrisch unterwegs ist. Hier gab es auch eine besondere Überraschung. Das Gewinnspiel beim Kauf der Ticktes gewannen Jacqueline und Philippe aus Frankreich, die nun das Pfingst-Wochenende in einem voll ausgestatteten Wohnmobil verbringen werden.
Jeanne-Marie Varain, Tim Isfort und Mark Rosendahl als Kultur-Aufsichtsrat äußerten ihre Freude zu der verstärkten Kooperation mit dem Gymnasium Filder-Benden. Die Dreiteilung der Festivalaktivitäten auf die Standorte Festivalhalle, Rodelberg und Filder-Benden erwies sich im letzten Jahr als Glücksfall. Diese Beibehaltung zeugt von einer neuen Kontinuität, die aus einem Notzustand geboren wurde. Die Dauerbaustelle an der Eishalle, Festivalhalle und am Solimare zwang zu einer Umgestaltung, es zwang zu dem, was dieses Festival seit dem Beginn 1972 auszeichnet. Das Team um Tim Isfort improvisierte. Die Dreiteilung war gewiss riskant, das Ergebnis überzeugte. Hier Musik genießen, etwas Essen und Trinken, ein wenig zu Fuß gehen, dort Musik hören und etwas anderes Kulinarisches kennenlernen, weiter geht es zum dritten Ort. Im Park und in der Innenstadt Guerillaaktionen, Konzerte in der Stadtkirche, im Büro des Bürgermeisters, Moers erlebt Kultur!
Es ist allen Protagonisten dieser zweiten Pressekonferenz anzumerken, welch große Vorfreude herrscht. Moers wird eventuell nie die Welt-Hauptstadt des Free Jazz, das mœrs festival gewinnt eventuell nie einen bedeutenden Jazzpreis, dafür hat dieses Festival und diese Stadt etwas weitaus Größeres inne: einen Willen und eine Identität. Das mœrs festival ist eine Marke.
Klaus Denzer
Autor:Klaus Denzer aus Moers |
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