Ein Improviser-in-Residence reicht nicht, 2021 sind es: Zwei!
mœrs festival: Die ersten guten Nachrichten. Neue Improviser-In-Residence!
Seit Freitag ist es öffentlich, auf die Brasilianerin Maria Portugal folgen die zwei US-Amerikaner Matt Mottel und Kevin Shea, die sich im Jahr 2003 kennenlernten und seitdem als „Talibam!“ zusammenarbeiten. Die Beiden waren bereits im Jahr 2018 Gäste in Moers, eröffneten das Festival am Freitag in der Festivalhalle, spielten Samstagnacht im Schlosstheater, am Montag in der Musikschule und beendeten die vier Pfingsttage am Montag mit dem Abschlusskonzert in der Halle – jeweils in anderen Besetzungen mit speziell eingeladenen Musikern.
Die Präsentation der beiden neuen Bewohner in der Improviser-Residenz gestaltete das Festival-Team, wie immer, als originelles Happening. Mottel und Shea richten sich in ihren neuen Räumlichkeiten ein, arrangieren ihr Wohnzimmer, das eher das Musikzimmer wird, und werden alle drei, vier Minuten von „Gästen“ unterbrochen, die sie begrüßen und teils auch Gastgeschenke für die ersten Tage mitbringen. So überreichte Tim Isfort, der künstlerische Leiter des Festivals, einen Sechser-Pack Eier von seinen eigenen Hühnern. Nach etwa 15 Besuchen ist das Duo noch nicht wesentlich weiter mit dem Einzug, kann aber dank der mitgebrachten Präsente einige Tage überleben, vor allem sind sie über eine Nudelpackung hoch erfreut und kommentieren die „Spätzle“ mehrfach. Es entwickelten sich fortlaufend kurze, witzige Szenen und Dialoge, die Uli Greb, auch ein Gast, gerne als Miniatur-Schaupiel im Schlosstheater aufführen könnte. Mottel und Shea erwiesen sich in den Gesprächen als eloquent, schlagfertig und spielten den Besuchern „Bälle“ zu, die diese gerne aufnahmen und konterten.
Matt Mottel ist Pianist, spielt bei den Auftritten überwiegend Keyboard und verfeinert die Soundstrukturen mit Elektronik. Zudem verwendet er gerne Tasten-Instrumente mit eigens entwickelten Anbauten. Nach seinem Studium (Political and Cultural Studies) etablierte sich Mottel als universeller Künstler, der musiziert, schreibt, alte kulturelle Vorgänge erforscht und Skulpturen und geometrische Figuren erschafft.
Kevin Shea ist ein globaler Schlagzeuger, wobei sich global auf sein vollständiges Repertoire als Schlagwerker, als auch auf sein Wissen des Schlagzeugspiels weltweit bezieht. Shea lässt sich als Getriebener beim Trommeln bezeichnen, mit einer Energie, die seinesgleichen sucht. Vor neun Jahren wurde er als „Best Drummer of New York“ ausgezeichnet, was in dieser Musik-Metropole wahrlich eine besondere Anerkennung bedeutet.
Talibam! in ein Genre der Musik oder gar in einen Stil des Jazz einzuordnen ist nicht möglich, dies liegt auch darin begründet, dass sie beständig nach neuen Varianten suchen. Spielen sie bei einem Konzert eher „klassischen“ Free-Jazz, werden im nächsten populäre Science-Fiction-Filmmusiken verarbeitet. Talibam! ist kein Fall für die Konserve, sprich Hören einer CD, sondern ein Live-Erlebnis, eine Performance für das Ohr und das Auge. Moers darf sich nun ein Jahr auf dieses Duo freuen und Spaß haben, an ihren spontanen Einfällen, an ihrer Kreativität, ihrem Schalk, an ihrer Kommunikationsfreude. Es ist zu hoffen, dass diese Dauer-Lähmende Corona-Pandemie es zulässt, dass Mottel und Shea sich an allen Schulen präsentieren können, um Schüler*innen und jungen Erwachsenen ihren Enthusiasmus zu zeigen.
Die Vorstellung der beiden neuen Improviser-in-Residence ist bei einem bekannten Online-Medium zu sehen. Die ersten Termine stehen aufgrund der unklaren Situation (Einschränkungen im Kulturbetrieb) noch nicht fest. Die mœrs-festival-Website wird zeitnah über Auftritte informieren.
Klaus Denzer
Autor:Klaus Denzer aus Moers |
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