Die Improviser in Residence ist eingetroffen!
mœrs festival 2024: Eine italienische Perle am Tenor-Saxophon
Die neue Improviser in Residence heißt Virginia Genta, ist Italienerin und in der Region Venezien beheimatet. Nach den „Ausflügen“ nach Südamerika (Maria Portugal), Mittelamerika (Emilio Gordoa), Nordamerika (Kevin Shea und Matt Mottel 2021 sowie Tomeka Reid 2022) und in die Heimat Niederrhein (Recursion) ist es in diesem Jahr eines der Lieblingsurlaubsländer Europas, Italien, aus dem sich die Künstlerin auf nach Moers machte, um ein Jahr lang als „Stadtmusikerin“ zu fungieren.
In ihrer eigenen Vorstellung schilderte Signora Genta, dass sie sich in ihren musikalischen Anfängen mit einer extremen Form des elektronischen Sounds, dem Noise, beschäftigte und sich anschließend einer anderen Improvisationsart zuwandte, dem Free-Jazz – beachtlich als Saxophonistin und beachtlich die Karrierewendung zum expressionistischen Jazz.
Virginia Genta studierte nicht an einer Musikhochschule, sie lernte auf ihren vielen Stationen in verschiedenen Orten und in diversen Besetzungen immer neue Formen des Ausdrucks kennen, adaptierte diese und veränderte sie in ihrem Sinn fortlaufend. Dies zeigt sie auch im Flötenspiel, auf der Klarinette, dem Schlagzeug und dem Keyboard: eine Multi-Instrumentalistin. Des Weiteren schafft Genta Werke als Bildende Künstlerin in Form von Textilkunst.
Virginia eröffnete ihre Präsentation mit einer einminütigen Improvisation auf dem Tenor-Saxophon, bei geschlossenen Augen war es durchaus vorstellbar, dass Albert Ayler auf dem Sax blies. Beim Pressegespräch darauf angesprochen sagte Genta, dass ihr Albert Ayler nicht als Vorbild diente, sie kannte dessen explosiven Ausdruck nicht. Sie spiele ihren Stil schon immer und habe erst später die Aufnahmen Albert Aylers, Coleman Hawkins „and the other old guys“ kennen gelernt. Sie habe schon etliche Konzerte in Deutschland gespielt, überwiegend im Stuttgarter Raum. Und sie gastierte auch schon in Moers: letztes Jahr am Rodelberg, am Pfingstsonntag nachmittags, im Duo mit Davis Vanzan an den drums als „Jooklo Duo“. Der künstlerische Leiter des Festivals, Tim Isfort, und die Geschäftsführerin Jeanne-Marie Varain sowie Marc Rosendahl als Vorsitzender des Aufsichtsrates begrüßten Virginia in ihrer neuen Wirkungsstätte – analog zum Festival improvisiert und liebevoll. Es muss der Kunststiftung NRW hoch angerechnet werden, dass diese nun das siebzehnte Projekt „Improviser in Residence“ finanziell mitträgt.
Virginia Genta residiert als Erste in der neuen Unterkunft in der Neustraße, etwa in Höhe des Kinos. Das bisherige, urige Logis in der Kleinen Allee musste die mœrs festival GmbH aufgeben, da die indiskutablen Wohnverhältnisse und das Verhalten des Eigentümers des gesamten Gebäudekomplexes dieses Straßenabschnittes unzumutbar wurden. Mit der Anmietung in der Neustraße und der Vermieterin ist das Team glücklich, die Wohnung umfasst zwei Geschosse und einen Dachausbau – hier wurde ein schallisolierter Probenraum eingebaut. Genta hat somit die Möglichkeit, mehrere Musiker*innen einzuladen, mit ihr zu musizieren und auch eine Übernachtungsmöglichkeit zu bieten. Die Wohnung liegt zentral, alle Kulturstätten sind zu Fuß zu erreichen.
Der Ausbau der Wohnung musste kurzfristig erfolgen, hier halfen etliche Freunde des Festivals, ein lokaler Baumarkt und der Förderverein „mœrs friends“. Die Aufteilung der Räume ermöglicht es, „Wohnzimmerkonzerte“ zu präsentieren, die stets kostenfrei sind. Die Termine sind auf der mœrs festival Website zu finden. Die Übergabe der letztjährigen Improviser „Recursion“ an Virginia erfolgt am Sonntag in der Festivalhalle ab 18:00 Uhr – kostenfreier Eintritt. Ihre ersten eigenen Konzerte hat die Saxophonisten für das Wochenende 19. Und 20. Januar geplant, hierzu lud sie die Musiker*innen von „sinergia elettronica“ ein. Virginia freut sich auf das Jahr, auf die Stadt und ist offen für jegliche Begegnungen mit den Moerser Bürgern
Klaus Denzer
Autor:Klaus Denzer aus Moers |
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