MARS: ROCK II
Am vergangenen Samstag kochte im Bollwerk in Moers wieder die Luft. MARS, die aus Moerser Musikern zusammengesetzte Band, gab ihr zweites Gastspiel im Jugendzentrum zugunsten von "Klartext für Kinder" und "Lebenshilfe Moers".
Wie es zu dieser Band kam, konnte man in einem umfangreichen Magazin lesen, dass fast überall in der Stadt kostenlos erhältlich war.
Aber die spannendere Frage ist, was macht ein Rockmusiker nun vor, während und nach einem solchen Konzert? Nun, er liegt im Hotelzimmer mit mehreren Groupies, trinkt Whisky, zertrümmert Fernseher und Schränke, geht dann zum Konzert, lasst sich beklatschen, und zieht von dort direkt ins Studio, um die nächste CD aufzunehmen. Zwischendurch zählt er seine verdienten Millionen Euros.
Die Realität
Soweit die Idealvorstellung. Die Realität sieht - leider - anders aus: Morgens um 8 Uhr ist unser Rockstar erstmal im Proberaum und beginnt seine Kabel, Gitarren und sonstigen Geräte zusammenzupacken. Gegen 9 Uhr startet der Transport aller Dinge ins Bollwerk. Dort ist bereits eine Schar von Ton- und Lichttechnikern mit dem Aufbau der Hauptanlage beschäftigt. Also heißt es erst Mal warten, bis die Bühne einigermassen frei ist, um die eigenen Sachen zu platzieren. Das ist so irgendwann ab 12 Uhr der Fall. Jeder der 14 Musiker versucht nun, seinen Platz zu finden und mit den eigenen Gerätschaften zu füllen. Auf der Bühne geht es jetzt zu wie in einem Ameisenhaufen, und es ist ein Wunder, dass irgendwie jeder sein Kabel in den richtigen Anschluss stecken kann.
Währenddessen tanzen die Lichtkegel über die Bühne, weil der Lichttechniker jede einzelne Leuchte programmieren muss. Der Schlagzeuger knallt die ersten Trommeltöne in den Raum, und allgemein steigt die Nervosität. Jetzt kommen die schrillen Gitarren und Keyboardsounds hinzu - es wird immer chaotischer. Auch die Sänger mischen sich in das ungeordnete Wirrwarr ein.
Doch dann - es ist jetzt etwa 16 Uhr - beginnt das Durcheinander Struktur zu bekommen. Ein erster gemeinsam gespielter Titel erklingt, aber nicht sehr lang, denn die andere Band, die Moers Allstar Acoustic Session, muss auch noch rechtzeitig ihre Instrumente in Position bringen.
Mittlerweile ist es später geworden als geplant und wir konnten die Türen zum Saal erst geraume Zeit später öffnen als angekündigt. Das tut uns wirklich sehr leid, war aber nicht zu ändern.
Die Party beginnt
Als die Acoustic Session Band dann begann, war aber alles wieder gut. Gute Laune verbreitete sich in Lichtgeschwindigkeit, unterlegt von bluesigen Mundharmonikatönen und der Reibeisenstimme von Horst Gerhardt.
Die folgende Umbaupause war angemessen kurz, und wir legten los mit "Back in the USSR" von den Beatles. Einige von den Musikern waren krank: Grippe und Magen-/Darm-Geschichten, aber wie heißt es so schön ... "The Show must go on", also gab jeder sein Bestes und es wurde dann auch wieder eine große Party, an die man sich gerne noch lange erinnern wird.
Viele Titel sang das Publikum direkt mit, und bei "Don't You" wollten sie dann gar nicht mehr aufhören. Selbst als die Band die Nummer beendete, sangen alle weiter – das sind großartige Momente für alle Beteiligten, und diese Momente rechtfertigen dann letztendlich auch den phänomenalen Aufwand.
Nach der Show ...
Dass wir dann den Rest der Woche damit beschäftigt waren, alles abzubauen und wieder an seinen angestammten Platz im Proberaum zurück zu bringen, interessiert dann schon niemand mehr.
Wir haben die umfangreiche Organisation für diese Party nach besten Möglichkeiten durchgeführt. Das ist extrem aufwändig. Wir hatten Unterstützung von der Presse, von MoersMarketing, vom Bollwerk, vom Jugendamt der Stadt Moers, und von vielen Personen, die alle ihren Teil dazu beigetragen haben: Andree Jörries, Thorsten Schröder, Jonas Klein, Marek Vejvoda, Dieter Wagner, Claus Peter Küster, Helmut Hahues vom Bürgerfunk und viele mehr.
Wir haben Setlisten diskutiert, viele Titel geprobt, Plakate gemacht, Flyer und Eintrittskarten, das bereits genannte Magazin vorgelegt, ein iBook programmiert und die Single „Moers, kleine Großstadt“ geschrieben, getextet und aufgenommen.
Wahrscheinlich gibt es ausser MARS keine lokale Band, die es mit nur drei Auftritten geschafft hat, in (bis jetzt) sage und schreibe 76 Presse- bzw. Internetberichten genannt zu werden. Das ist schier unglaublich. Zeigt aber auch, wie stark eine neue Idee in Verbindung mit lokalem Engagement sein kann. Und all‘ die vielen Berichte hätten kaum einen Wert, wenn nicht das Publikum mit so großer Begeisterung bei der Sache mitmachen würde. Sie sind sind es, die den Musikern das Feedback geben, dass ein Künstler nunmal braucht und ihn zu Höchstleistungen anspornt.
Danke!
Autor:Ingo Plückhahn aus Moers |
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