Kolumne Briefdienste
Der Bundesverband Briefdienste ist ein Zusammenschluß von Konkurrenten der Deutschen Post AG. Die Vorläuferorganisation wurde 2007 gegründet.
Moers heißt eine Kleinstadt am Niederrhein. Sie ist eine Hochburg der Briefschreibekunst. "Das haben wir der Regionalorganisation des BBD z verdanken," betont Bürgermeister Nepomuk Waltraudsohn.
"Uns ist schon frühzeitig die schwierige Situation der Mitglieder aufgefallen," berichtet Theobald Tett, Leiter der Regionaldirektion Niederrhein. "Firmen verschicken immer mehr elektronische Briefe. Privatpersonen telefonieren lieber. Was bleibt? Der kümmerliche Rest an Werbung. Damit verdient man nichts."
Was also tun? Genau: Privatpersonen und ehrenamtliche Organisationen zu mehr Briefeschreiben animieren. "Davon haben nicht nur wir Briefdienstleister, sondern auch die Schreibwarenläden etwas."
Mit Hieronymus Kieselmann fand der Verband einen cleveren Marketingstrategen.
Er setzte sich mit den örtlichen Volkshochschulen in >Verbindung. Sie griffen seine Idee, Kurse für Senioren, Zuwanderer, Frauen und andere Personengruppen anzubieten. Die Themenvielfalt war groß: Wie schreibe ich Liebesbriefe? Wie formuliere ich Anträge (einschließlich Widersprüche und Klagen)? Wie schreibe ich Beschwerdebriefe, beispielsweise an Verkehrsunternehmen, Stadtverwaltungen und Sparkassen? " Diese Art Briefverkehr hat seitdem kontinuierlich zugenommen Der Öffentliche Dienst beklagt sich seitdem regelmäßig über die Mehrarbeit, die wir verursacht haben."
Am Niederrhein gibt es eine rege politische Tätigkeit an politischen Klein- und Kleinstparteien. Die Theokratische Union ist genauso aktiv wie die Allianz der Deutsch-Türken, die Muslimisch-Demokratische Union., die Maoistische Partei Deutschlands, Die Maskulinisten - Die Partei der Männerrechtsbewegung, Bündnis N - die Niederrheinpartei sowie die Niederrheinische Wirtschaftspartei für Touristik und Landwirtschaft.
Kieselmann hat sich mit ihnen unterhalten. Seitdem fordern sie deutschlandweit Broschüren von Ministerien und Verbänden sowie Fachliteratur an. "Der Schuß ist aber auch in die Gegenrichtung losgegangen. Ein Beispiel: Wenn die ADT Eingaben an Kommunal-, Landes- und Bundesparlamente macht, sind die Eingaben inzwischen mehrere Kilo schwer, je Brief wohlgemerkt, also faktisch Päckchen."
Daß diese Klein- und Kleinstparteien auch in den Kommunalparlamenten vertreten sind, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden."
Insbesondere in Moers ist Kieselmann auf das Stadtmuseum zugegangen. "Macht doch Sonderausstellungen," schlug er vor. "Örtliche Philatelisten zeigen ihre Briefmarkensammlungen." Natürlich, das ist naheliegend. Über die Schiene Arbeitsbeschaffungsmaßnahme besorgten die Teilnehmer große Mengen Postkarten, Autogrammkarten (aus dem In- und Ausland), numismatische Erzeugnisse (also Münzsammlungen) oder historische Regionalia vom Niederrhein. "Unsere Briefträge stöhnen schon immer auf, wenn die nächste Sonderausstellung angekündigt ist. Dann kommt wieder viel Arbeit auf sie zu."
Eine weitere Besonderheit sollte nicht verschwiegen werden. In Moers und Umgebung sind noch zahlreiche Hobby-Schriftsteller aktiv. In dieser Szene sind diverse Liebhaber-Literaturmagazine bekannt. Texte und Bilder werden inzwischen wieder mit der traditionellen Briefpost verschickt...
Autor:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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