125 Jahre Jungbornpark in Repelen
"Kann machen daß die Lahmen seh`n"
zusammengetragen von Hansfried Münchberg
Es ist gewiss erstaunlich, welche rasante Entwicklung das um die Jahrhundertwende noch verschlafene Bauern-Dorf Repelen unter der Ägide des Pfarrers, vor allem aber des Naturheilkundigen Emanuel Felke zum national und international bekannten Kurort genommen hat.
Die Kur-Anstalt Jungborn, der Jungbornpark und zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten waren entstanden, ja sogar ein Bahnhof (Bornheim, jetzt „Rheinkamp“) war extra für die anreisenden Kurgäste gebaut worden. An diesen erstaunlichen Aufschwung erinnert gerade das Jubiläum 125 Jahre Jungbornpark.
Der wirtschaftliche Aufschwung war unübersehbar. So war es kein Wunder, daß man seitens der Einheimischen natürlich auch an dieser Entwicklung mitverdienen wollte. Das ging soweit, daß Pastor Felke einmal damit drohte, seine Sprechstunden einzustellen, da einige Bürger aus erhofften Bodenspekulationsgewinnen Profit schlagen erhofften.
Auch gab es einige „Trittbrettfahrer“ die unter der Firmierung „nach Felkescher Lehre“, vielleicht auch mit dem Einverständnis Felkes, alle möglichen Produkte auf den Markt brachten. Für die Wißbegierigen gab es zunächst etliche Druckschriften im Verkauf, die die Felke - Methode propagierten. Dazu kamen dann „Felke-Wäsche“, „Felke-Bettgestelle“, „Felke- Kaffee-Ersatz“, „Felke-Ersatz-Butter“, „Felke- Stickhustensaft“, „Pastor Felkes Kurwannen“, „Felke-Nährkaffee“ sowie „Kost und Logis nach Felke – Grundsätzen“ und Einiges mehr.
Über die örtliche Presse wurden vermittels hin- und her geschriebener Leserbriefe Pro- und Contra ausgetauscht, wohl um den Pastor als Quacksalber und Kurpfuscher zu diffamieren einerseits, zu verteidigen andererseits. So zum Beispiel über die angebliche Blitzgenesung einer Hof-Opern-Sängerin aus Braunschweig, die nach einer telefonisch Verordneten Lehmpackung kurze Zeit später ein glänzendes Konzert sang, obwohl sie vorher kaum noch ein Krächzen zustande brachte. Dieses wurde dementiert, wieder behauptet, bestritten usw.
Eine ganz kühne, in der ganzen Nation verbreitete Meldung war, Pastor Felke habe, um die Ungefährlichkeit von Bazillen zu beweisen, einen ganzen Teller mit Tuberkel-Bazillen verspeist, ohne daß ihm dabei etwas zugestoßen wäre. Natürlich wurde diese Meldung heftig kommentiert und ebenso heftig dementiert. Zum Ende stellte sie sich als Falschmeldung, von wem und warum auch immer lanciert, heraus.
Einige Blüten sind auch in teils nett gemeinten, teilweise spöttischen Liedern und Versen zu finden, die über die Presse publiziert wurden. So schrieb zum Beispiel der „Wochenplauderer“ der Essener Volkszeitung 1904
Ihr Leute spitzt jetzt Euer Ohr
Schiwiddewitt bumbum,
Ich bin der gute Lehmpastor!
Schiwiddewitt bumbum,
Kann machen daß die Lahmen seh`n
und daß die Blinden wieder geh`n!.....
Ein anderes Beispiel, ein aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs zugesandter Reim des Soldaten Willy Ailbout, Unteroffizier d. Landwehr aus Repelen:
„Sehr geehrter Herr Pastor.
Ich kann wirklich nicht davor,
Daß man hier im Schützengraben
Sich am reinen Lehm muß laben,
Denn ein Wirkungsfeld wie nie,
Wär tatsächlich hier für Sie!
Lehm gibt es hier drauf und drunter,
Trotzdem sind wir gesund und munter,
Das kommt, erzählt ich meinen Kollegen,
Weil wir hier ganz nach„Felke“ leben....“
In den Abbildungen sind Beispiele dieser Blüten zusammengestellt.
Auch Felke selbst soll um flotte Sprüche nicht verlegen gewesen sein. So berichtet Christa Wittfeld vom Felke-Verein von Gesprächen mit Zeitzeugen, der Pfarrer habe beispielsweise aufgefordert: „schlaft viel auf der Erde, dann müsst ihr nicht so früh unter die Erde!“
Oder: Schließt die Augen vor dem Esel der hier oben predigt, aber haltet die Ohren auf für das Wort! Oder: Beim Fahrradfahren müsst ihr immer freundlich grüßen!
Wenn Sie mehr Informationen zu Felke und seiner Methode haben möchten, gehen Sie im Jungbornpark ins Felke-Museum, ein Nachbau einer Licht- Luft-Hütte, ist geöffnet Sonntags von15 bis 17Uhr.
Weiteres erfahren Sie auf der Homepage de Felke-Verein unter www.felkeverein.de
Autor:Hansfried Münchberg aus Moers |
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