HUDHUD präsentiert erste eigene Kollektion
Sie kamen alle aus Syrien her, um ein besseres und erfüllteres Leben zu haben. Die Realität sieht jedoch für die Meisten anders aus. Um ein Stückchen Alltag wiederzugewinnen, machen sie seit Ende August in einer Nähschule das, was sie am liebsten machen: nähen.
Jaudat Sido ist 35 Jahre alt und vor circa drei Jahren nach Deutschland gekommen. Der junge Syrer hat in seinem Heimatland 20 Jahre lang als Schneider gearbeitet. Hier stand er vor dem Nichts. Seit Ende August hat er jetzt eine neue Aufgabe: Er näht in der Nähschule, die von der Tuwas Genossenschaft ins Leben gerufen wurde.
Seit Ende August treffen sich Sido, Eman Keshor, Shadir Hussin und Ghad Allaham täglich in Neukirchen-Vluyn. Ruth Braun, Moerser Modedesignerin und Inhaberin des Ladengeschäfts Seconrella, trifft sich dreimal die Woche, um mit den Vieren zu nähen: „Es ist toll zu sehen, wie sie aufblühen und wie wir gemeinsam neue Werke entstehen lassen können.“ Genau das ist auch das Ziel des Projekts: Aus Altes soll Neues entstehen. So wurde zum Beispiel aus einer alten Tischdecke ein neues Kleid.
Zu "Ich will keine Schokolade" gibt es Vintage-Kleider
Den Ideen waren keine Grenzen gesetzt und die Vielfalt der Entwürfe ist enorm, wie das Publikum mit über 150 Zuschauern am vergangenen Sonntag in der Zeche Pattberg bei einer exklusiven Modenschau sehen konnte. Im Rahmen des Kulturfestivals „Last Exit“ präsentierten sechs Models unter begeistertem Applaus die verschiedenen Entwürfe. Zu den 50er-Jahre-angehauchten-Kreationen lieferten Stella Göke und Nico Maas den passenden musikalischen Rahmen. Bei Klassikern wie „Ich will keine Schokolade“, „Hit the road Jack“ oder „Ich bin eine Frau mit Format“ kam die richtige Stimmung beim Publikum auf.
Für die beiden Vollblutmusiker Göke und Maas war die Teilnahme an der kostenlosen Modenschau eine Ehrensache, wie Maas verraten hat: „Viele von den Stücken haben wir nicht in unserem Repertoire, aber es hat uns sehr viel Spaß gemacht und die Outfits sind echt klasse geworden.“ Darin sind sich sowohl die Musiker als auch die Zuschauer einig. Nach der Modenschau konnten Reservierungen für die Einzelstücke, die es ab sofort im Seconrella, Neustraße 31a, zu kaufen gibt, abgegeben werden. Ein beliebter Klassiker war das Kleid der Sängerin Stella Göke: „Ich glaube, das müssen wir vielleicht doch noch mal in mehreren Größen anfertigen“, schmunzelt Braun.
Nach der gelungenen Modenschau freuten sich vor allem die syrischen Näher über den großen Erfolg: „Es ist einfach toll, jetzt die Entwürfe an lebendigen Modellen zu sehen“, erzählt Sido. Und mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht fügt er gedankenverloren hinzu: „Die Nähschule ist einfach toll. Es ist schön, wieder nähen zu können.“
Wer Interesse an den einzigartigen Unikaten hat, dessen Erlös den jungen Syrern zugutekommt, kann sich gerne im Seconrella umschauen.
Alle Fotos: Heike Cervellera
Autor:Sarah Dickel aus Moers |
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